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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Schriften, und das Bett war mit seiner feinen Decke überzogen. Die berühmten Männer waren bestaubt und von der eingeschlossenen Luft vergelbt. Die Ruhebetten standen umher, aber sie waren lange nicht gerollt worden. Der große Armsessel des Schauspielers stand mitten in dem Zimmer.
    In der Wohnung der Frau war schier keine Veränderung, es standen die Geräte in der alten Ordnung, und es lagen die alten Sachen auf ihnen; aber die kleinen Veränderungen, die doch vor sich gegangen waren, zeigten, wie es hier anders geworden sei. Die schweren Vorhänge hingen ruhig herab, da sie doch sonst bei den geöffneten Fenstern sich leicht bewegt hatten, die Blumen und Pflanzen standen als verdorrte Reiser, die Uhr mit dem sanften Gange hatte auch diesen nicht, das Pendel hing stille, und sie zeigte unabänderlich auf dieselbe Stunde. Die Linnen und anderen Arbeiten lagen wohl auf den Tischen, aber sie zeigten keine anfassende Hand, und trauerten unter dem Staube. In dem Seitengemache hingen die weißen Vorhänge in den vielen Falten hernieder, aber in den Falten war der leichte, schnell rieselnde Staub, die heilige Mutter schaute von dem Bilde nieder, die rote Umhüllung war grau, der vergoldete Engel hielt die Spitze des Linnenzeltes, aber auf den Linnen lag der Staub, und unter ihnen war der leere Korb, und in ihm nicht mehr das rosige Angesicht des Kindes.
    Das Amt nahm alle Gegenstände dadurch in Empfang, daß es dieselben in ein Buch verzeichnete. Dann wurden sie in zwei Zimmer zusammen gestellt, daß man sie besser übersehen und überwachen könnte. Hierauf wurde die Wohnung wieder verschlossen und versiegelt.
    Unter den vorgefundenen Sachen war nichts, was von dem Aufenthalte und den weiteren Verhältnissen des Rentherrn hätte Kunde geben können. Auch kein Geld wurde gefunden, man vermutete, daß er alles bare auf die Reise mitgenommen habe.
    Der Tag der Versteigerung wurde anberaumt, und als diese vor sich gegangen war, wurde ein Teil des Erlöses dem Besitzer des Hauses als angewachsener Mietbetrag samt dessen Zinsen gegeben, der Rest für den abwesenden Rentherrn von dem Amte in Verwahrung genommen. Die Helden waren sämtlich von den Wänden abgelöset worden, die Wohnung in dem vierten Stockwerke im Hause auf dem Sanct Petersplatze stand leer, und auf einem an dem Tore desselben angeschlagenen Zettel war zu lesen, daß sie an einen neuen Mieter zu vergeben sei.
    Die Sache hatte in Wien großes Aufsehen gemacht, man hatte mehr oder minder eine Ahnung von dem wahren Sachverhalte, und redete eine geraume Zeit davon. Einmal ging die Sage, der Rentherr sei in den böhmischen Wäldern, wohne dort in einer Höhle, halte das Kind in derselben verborgen, gehe unter Tags aus, um sich den Lebensunterhalt zu erwerben, und kehre abends wieder in die Höhle zurück. Aber es kamen andere Ereignisse der großen Stadt, wie sich überhaupt die Dinge in solchen Orten drängen, man redete von etwas anderem, und nach kurzem waren der Rentherr und seine Begebenheit vergessen.
     
    Es war seit der Zeit, in welcher sich das zugetragen hatte, was oben erzählt worden ist, eine Reihe von Jahren vergangen. Die Erzählung rührt von einer Freundin her, welche den Künstler recht gut gekannt hat, und welche das genauere Verhältnis desselben zur Familie des Rentherrn von seinen Freunden erfahren hatte. Denn sie selber war zur Zeit, da die Begebenheit sich zugetragen hatte, noch zu jung gewesen, um viel von ihr berührt zu werden.
    Wir lassen nun aus ihrem Munde das Weitere folgen.
    Vor ziemlich langer Zeit, erzählte sie, als ich mit meinem Gatten erst einige Jahre vermählt war, hatten wir eine sehr angenehme und freundliche Vorstadtwohnung. Mein Gatte konnte recht leicht den kleinen Weg in die Stadt, in welche ihn täglich seine Amtsgeschäfte riefen, zurücklegen; ich kam nicht oft hinein, weil ich mit meiner Häuslichkeit sehr viel beschäftigt war, weil mir damals die kleinen Kinder viel zu tun gaben, weil ich mich ihrer Pflege sehr gerne widmete, und wenn ich doch in die Stadt mußte, so war, wenn es schön war, der Weg nur ein Spaziergang, und am Ende kostete bei schlechtem Wetter ein Wagen auch nicht gar viel. Für die Kinder aber war die luftige und freie Wohnung, zu welcher auch ein geräumiger Garten gehörte, von entschiedenem Vorteile, und ein bedeutender Arzt, der Freund meines Mannes, widerriet, als der letztere einmal die Wohnung aufgeben wollte, ihm diesen Vorsatz auf das eindringlichste. Die Fenster eines Teils der

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