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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Gastfreund, Mathilde, Natalie und Gustav machten eine kleine Reise.
    Auch mein Bleiben war nicht mehr lange in dem Schlosse Ich machte noch fertig, was fertig zu machen war, ich verbesserte, was zu verbessern vorgeschlagen worden war und was mir selber noch in der Zeit als verbesserungswürdig einfiel, und wartete dann ab, bis alles gut getrocknet wäre, um es einpacken und für den Vater in Bereitschaft halten zu können. Da dies geschehen war, dankte ich dem Verwalter sehr verbindlich für alle seine Aufmerksamkeit, gab den Mädchen, die für mich zu tun gehabt hatten, Geschenke, welche ich mir zu diesem Zwecke schon früher angeschafft hatte, und bestieg den Wagen, den mir der Verwalter zu meiner Zurückfahrt in das Rosenhaus zur Verfügung gestellt hatte.
    Als ich in dem Rosenhause ankam, traf ich meinen Gastfreund und seine Gesellschaft von der Reise schon zurückgekehrt an. Ich blieb noch mehrere Tage bei ihnen, nahm dann Abschied, und begab mich in das Ahornhaus zu meinen Arbeiten zurück.
    Ich suchte diese Arbeiten rasch zu betreiben; aber alles war jetzt anders und nahm eine andere Färbung in meinem Herzen an.
    Als ich in dem Frühling die Hauptstadt verlassen hatte und dem langsam über einen Berg empor fahrenden Wagen folgte, war ich einmal bei einem Haufen von Geschiebe stehen geblieben, das man aus einem Flußbette genommen und an der Straße aufgeschüttet hatte, und hatte das Ding gleichsam mit Ehrfurcht betrachtet. Ich erkannte in den roten, weißen, grauen, schwarzgelben und gesprenkelten Steinen, welche lauter plattgerundete Gestalten hatten, die Boten von unserem Gebirge, ich erkannte jeden aus seiner Felsenstadt, von der er sich losgetrennt hatte, und von der er ausgesendet worden war. Hier lag er unter Kameraden, deren Geburtsstätte oft viele Meilen von der seinigen entfernt ist, alle waren sie an Gestalt gleich geworden, und alle harrten, daß sie zerschlagen und zu der Straße verwendet würden.
    Besonders kamen mir die Gedanken, wozu dann alles da sei, wie es entstanden sei, wie es zusammenhänge, und wie es zu unserem Herzen spreche.
    Einmal gelangte ich zu dem See hinunter und betrachtete an dem sonnigen Nachmittage die Tatsache, daß die Schönheit der absteigenden Berge meistens gegen einen Seespiegel am größten ist. Kömmt das aus Zufall, haben die abstürzenden, dem See zueilenden Wässer die Berge so schön gefurcht, gehöhlt, geschnitten, geklüftet, oder entspringt unsere Empfindung von dem Gegensatze des Wassers und der Berge, wie nämlich das erste eine weiche, glatte, feine Fläche bildet, die durch die rauhen absteigenden Riffe, Rinnen und Streifen geschnitten wird während unterhalb nichts zu sehen ist, und so das Rätsel vermehrt wird? Ich dachte bei dieser Gelegenheit: wenn das Wasser durchsichtiger wäre, zwar nicht so durchsichtig wie die Luft, doch beinahe so; dann müßte man das ganze innere Becken sehen, nicht so klar wie in der Luft, sondern in einem grünlichen feuchten Schleier. Das müßte sehr schön sein. Ich blieb in Folge dieses Gedankens länger an dem See, mietete mich in einem Gasthofe ein, und machte mehrere Messungen der Tiefe des Wassers an verschiedenen Stellen, deren Entfernung vom Ufer ich mittelst einer Meßschnur bezeichnete. Ich dachte, auf diese Weise könnte man annähernd die Gestalt des Seebeckens ergründen, könnte es zeichnen, und könnte das innere Becken von dem äußeren durch eine sanftere, grünlichere Farbe unterscheiden. Ich beschloß, bei einer ferneren Gelegenheit die Messungen fortzusetzen.
    Diese Bestrebungen brachten mich auf die Betrachtung der Seltsamkeiten unserer Erdgestaltungen. In dem Seegrunde sah ich ein Tal, in dessen Sohle, die sich bei andern Tälern mit dem vieltausendfachen Pflanzenreichtume und den niedergestürzten Gebirgsteilen füllt und so einen schönen Wechsel von Pflanzen und Gestein darstellt, kein Pflanzengrund sich entwickelt, sondern das Gerölle sich sachte mehrt, der Boden sich hebt und die ursprünglichen Klüftungen ausfüllt. Dazu kommen die Stücke, die unmittelbar von den Wänden in den See stürzen, dazu kommen die Hügel, die außer der gewöhnlichen Ordnung von bedeutenden Hochwassern in den See geschoben und von dem nachträglichen Wellenschlage wieder abgeflacht werden. In Jahrtausenden und Jahrtausenden füllt sich das Becken immer mehr, bis einmal, mögen hundert oder noch mehr Jahrtausende vergangen sein, kein See mehr ist, auf der ungeheuren Dicke der Geröllschichten der menschliche Fuß

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