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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Taue überzogen, wie wieder der Fadensommer spann, und die Großmutter immer trauriger wurde und immer zärtlicher die Locken aller Kinder streichelte: so wußten sie, daß die Zeit da sei, daß sie bald scheiden mußten, daß der traurige Herbst und die Nebel die Gegend bedecken werden, daß der Schnee und die Kälte kommen werde, und daß sie lange nicht werden beisammen sein können.
    Als diese Zeit gekommen, als der letzte Tag vergangen war, an dem sie noch beisammen sein konnten, nahmen sie, da das braune Mädchen fort ging, Abschied, sie umhalseten es, und weinten, und Braunköpfchen schenkte dem fremden Mädchen seine Bilderbücher und seine Trompete.
    Und sie fuhren wieder fort, da die Großmutter voll Kümmernis bei dem Wagen stand, da die Knechte und Mägde bei dem Wagen waren, da der Vater noch mit weinenden Augen die faltenreichen Wangen der Großmutter küßte, ihre Hand küßte, wie er auch noch in seinen Mannestagen tat, in den Wagen stieg, und die Pferde die Räder in Bewegung setzten.
    Es verging der lange Winter, und das Schneegestöber, das das Haus, den Garten, die Glashäuser, die Sandlehne, den Wald, die Felder, den hohen Nußberg, alle Berge und Wohnungen der Menschen eingehüllt hatte, hörte auf, die Sonne kam wieder, die harten Winde gingen in mildere Lüfte über, und der Vater, die Mutter und die Kinder kehrten wieder in ihr Haus auf dem Lande zurück.
    Sie fanden alles, wie sie es verlassen hatten. Die Großmutter war gesund, alle Knechte und Mägde waren gesund, und alle Tiere des Hauses lebten und waren fröhlich.
    Das braune Mädchen war wieder größer geworden, und die schönen schwarzen Haare gingen in noch größerer Fülle und noch dichter auf den Nacken hinab. Die Kinder liefen ihm entgegen, als es in das Haus kam, sie begrüßten es, und gaben ihm die vielen Sachen, die sie ihm aus der Stadt mitgebracht hatten.
    Es ging nun das Leben auf dem Lande wieder an, sie waren beisammen, sie lernten, sie arbeiteten, und da, wie es im vergangenen Jahre war, die Gräser auf den Wiesen und Rainen sproßten, da die Schwalben kamen, und mit ihren braunen Kehlchen und dem weißen Bauche tief an dem Wege dahin fuhren, und wieder hoch in die Lüfte schossen, da das Rotkehlchen in dem Gebüsche saß, mit dem Vorderleibe nickte, und seine Stimme schmettern ließ, da alle Bäume mit Blüten bedeckt waren, kleine Laubbüschel bekamen, und nichts mehr von dem Unglücke des Hagels zu erblicken war, da die Felder grün waren, und die weißen Wolken darauf nieder leuchteten: da ging man wieder herum, und ergötzte sich, wie man sich in früheren Zeiten ergötzt hatte.
    Das braune Mädchen war nun auch nicht scheu, wenn der Vater bei den Kindern war, und es wich vor den Knechten und den Mägden nicht zurück, welche im Hause, im Garten und auf den Feldern herum gingen und arbeiteten.
    Da auf diese Weise der Sommer sehr weit vorgerückt war, da eines Tages die Sonne schon gegen Untergang neigte, da die Kinder von ihrer Wanderung heimgekehrt waren, ihr Vesperbrot gegessen hatten, das fremde Mädchen schon fortgegangen war, und die Kinder mit der Mutter allein in der Stube gegen den Garten hinaus saßen, weil der Vater verreiset war: geschah es, daß Blondköpfchen wiederholt sagte, es rieche etwas unangenehm, als würden widrige Gegenstände verbrannt. Man sah überall nach. Auf dem Herde war kein Feuer, in den Kaminen war auch keines, da man in der Hitze des hohen Sommers keines brauchte. Auf den Feuerstellen der Dienstmädchen war ebenfalls kein Feuer, an dem sie etwa Eisen zum Glätten gehitzt, oder irgend Wäsche oder dergleichen gesotten hätten. Man schaute aus den Fenstern, alles lag ruhig und freundlich da, und nicht einmal ein Rauch ging aus nahen und fernen Schornsteinen empor.
    Die Mutter sprach mit den Kindern über die Sache, und man wunderte sich wie solche Eindrücke in die Sinne kommen können, Blondköpfchen verteidigte sich, andere griffen es an, und wie man so redete, geschah draußen ein Schrei, es geschahen sogleich mehrere, und wie alle an die Fenster liefen, um zu sehen, was es gäbe, stieg ein dicker, qualmender Rauchknäuel als schwarze, finstere Säule von dem Scheuerdache empor, er wirbelte schnell, und gleich darauf schoß die blitzende Flamme in ihn hinauf, und während die Kinder und die Mutter noch schauten, lief es geschäftig und prasselnd, als ob die Sommerhitze alles vorbereitet hätte, in lichten kleinen Flächen von der Scheuer längs des Dachfirstes der Stallungen und

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