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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Haufen nasser Kohlen und Asche, und aus dem Heu stieg noch schwacher Rauch mit widrigem Geruche empor.
    Als die Kinder alles gesehen hatten, ging die Mutter mit ihnen auf die Wiese hinaus, wo die Wägen standen, welche eine Beisteuer gebracht hatten, und bei denen noch die Leute waren, welche die Wägen hergeführt hatten. Die Mutter bedankte sich recht herzlich bei allen.
    Dann machte sie bei ihren Leuten und bei denen, die bereitwillig zu helfen gekommen waren, Anstalten, was getan werden sollte.
    Die Kinder hatten ihre Wohnung im Glashause, in welches man noch mehrere Sachen brachte, die gestern nicht notwendig gewesen waren.
    Am Nachmittage kam der Vater. Er hatte in der Nacht die Feuerröte am Himmel gesehen. Er hatte gedacht, daß es bei ihm sein könnte, er gab seine Geschäfte einem Bevollmächtigten, und reiste ab. In der Nähe hatte er erfahren, daß sein Hof abgebrannt sei, und er mietete ein Pferd zum Reiten, daß er auf Fußwegen und näheren Feldwegen schneller nach Hause kommen könnte.
    Als er seine Mutter, die Gattin und die Kinder gesehen hatte, als er erfahren hatte, daß kein Mensch bei dem Brande verunglückt sei, war er sehr freudig, und fragte nicht, was er noch weiter verloren habe.
    Er schritt nun zur Ausbesserung des Schadens.
    Zuerst mußten die Decken der Zimmer untersucht werden. Da sich die Tragbalken als gut auswiesen, und da sich gezeigt hatte, daß sie durch die Hitze und durch das zerklüftete Estrich nicht schadhaft geworden waren, noch auch durch Nässe gelitten hatten, zogen die Mutter, die Kinder und die Großmutter wieder in ihre Zimmer ein. Am anderen Tage wurde zur einstweiligen Abhilfe ein Notdach aus Brettern über das Haus gemacht.
    Dann wurden alle Plätze vor dem Hause gereinigt, damit das Bild des Schmutzes und der Unordnung nicht mehr sichtbar wäre. Die Tiere wurden, da ihre wohlgewölbten und erhaltenen Ställe nun durch Lüftung vom Rauche und Gestanke befreit waren, wieder in dieselben getan. Das Heu ließ er vollkommen löschen, und dann in einem abgelegenen Orte auf einen Haufen tun, damit es sich zum Dünger verwandle. Er ließ auch die gebrochenen Fensterscheiben sogleich einschneiden, und dem Gesinde ersetzte er seinen Verlust reichlich, weil es sich so sehr zur Rettung seiner Wohnung hatte verwenden lassen.
    Nachdem alles dieses geschehen war, fing man zu bauen an.
    Auf dem Hause wurden Sparren aufgezogen, und auf demselben waren Zimmerleute und hämmerten die Latten an, und waren Ziegeldecker und hingen die Ziegel ein. Der Vater ließ die Scheune völlig einwölben und die Zugfenster und Öffnungen mit eisernen Türen versehen, daß im Falle eines Feuers diese und die Tore geschlossen und das Feuer erstickt werden könne. Die Außenmauern wurden gereinigt, frisch angeworfen und getüncht. Das Weingelände, welches der Vater schon oft, weil die Reben in diesen Gegenden keine Trauben tragen, und die Ausschmückung des Hauses durch Weinlaub auch nicht so schön ist wie in anderen Ländern, hatte wegtun wollen, wurde jetzt nicht weggetan, sondern noch fester und schöner gemacht, und der Vorsatz gefaßt, die Reben recht zu pflegen. Das Schloß an der Tür der Kinderstube, welche auf den Gang geht, wurde mit einem neuen vertauscht, dessen Riegel nicht mehr vorspringen konnte. Die Holzlage wurde ebenfalls ein Gewölbe, das von allen Seiten mit eisernen Türen und Fensterladen zu schließen war. Das Leiterhäuschen wurde an einer sehr zugänglichen Stelle in dem Garten aufgerichtet, sein Dächlein wurde rot angestrichen, und unter ihm hingen die neuen Leitern wagerecht in allen Abstufungen der Länge.
    Der ganze Sommer verging mit Bauen, und als der Herbst gekommen war, stand das Haus schöner und stattlicher da, als es je gewesen war.
    Wie das Feuer entstanden war, konnte nicht ergründet werden. Wahrscheinlich war irgend eine Unvorsichtigkeit schuld, da es in der Scheune ausgebrochen war.
    Sie gingen heuer früher als gewöhnlich in die Stadt, weil mehreres zu besorgen war, und gingen unruhiger dahin als zu anderen Zeiten.
    Aber keine Unruhe ging in Erfüllung. Als die Lenzlüfte wehten, kam man wieder zurück, und traf alles gut und wohlbehalten an.
    Die Mutter hatte dem braunen Mädchen Stoffe gebracht, um es recht schön zu kleiden, und gab ihm dieselben, indem sie es mit liebevollen und zärtlichen Augen ansah.
    Der Vater und die Mutter hatten beschlossen, das braune Mädchen zu erziehen, und es demjenigen Glücke zuzuführen, dessen es nur immer fähig wäre.

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