Werke
Gespräche mit Roderer malte ich freilich nicht; denn an diesem Tage wurde die Lage des Hauses abgesteckt und wurden die Erdarbeiten begonnen, wobei ich, namentlich bei der Absteckung, gegenwärtig sein wollte. Der Baumeister hatte mir versprochen, rüstig bei der Hand zu sein und viele Leute zu stellen, daß das Haus in wenigen Wochen fertig sein könnte. Wirklich kamen in den nächsten Tagen, während der Bauplatz geebnet und geordnet wurde, immerwährend Wägen mit den getrockneten und behauenen Stämmen, aus deren Übereinanderlage mein Blockhaus gebaut werden sollte, und es kamen Zimmerer, welche die Fügungsglieder in die Bäume arbeiteten. Auch die Bäume zu dem Gerüste waren aufgestellt worden, und nun hatte man mit der Gerüstung begonnen. Endlich konnte auch zur Fügung der Stämme geschritten werden. Ich verlor viele Zeit während dieser Arbeiten und während des fortschreitenden Baues; denn ich brach häufig meine Beschäftigung ab und ging auf den Bauplatz, um zu schauen oder drein zu reden. Der H err Roderer erschien auch zuweilen, stand freundlich da, schaute zu, und war uns mit Rat und Anleitung behilflich. Bei einer solchen Gelegenheit erfuhr ich auch, daß die behauenen Stämme von ihm gekauft worden waren, und daß ich in Bezug auf ihre Trockenheit und Dauer sehr gut versorgt sei, indem sie zu gehöriger Zeit, da ihr Saft zurückgetreten war, geschlagen und dann in mäßiger Luft übertrocknet und endlich erst behauen worden seien. Ich habe also, dachte ich, von dem Bauholze erhalten, von dem mir meine Wirtin erzählt hat, daß es dem Herrn Roderer übrig geblieben sei, weil jetzt niemand abbrenne.
Eine widerwärtige Sache begann für mich während der Zeit des Baues.
Hatten nun die Leute seit jenem närrischen Kirchweihfeste, an welchem sie die Wirtin zu mir eingeladen hatte, Lust bekommen, zu dem Lüpfwirtshause zu gehen, oder hatte sich das Gerücht von meinem Baue und dem Zwecke desselben ausgebreitet und die Neugierde erregt: genug, selten konnte ich jetzt mit Herrn Roderer allein an dem Baume sitzen, immer kamen Leute aus Lüpfing oder anders woher, und saßen bei uns. Auch die Trefflichkeit des Bieres, welche Herrn Roderer zum Heraufsteigen und zum Trinken eines Glases seit langem schon bewogen hatte, wurde jetzt neu entdeckt, der Ruf wurde verbreitet, und das Lüpfwirtshaus gesucht, was dem Wirte sehr genehm und der Wirtin sehr erfreulich war; denn er zeigte stets ein fröhliches Angesicht, sie lächelte immer, und redete zu gehöriger Zeit mit sich selber. Mich sprechen die Leute gerne an, wollen mich unterhalten, wollen meine Zwecke kennen lernen, auch an Versuchen, meine Bilder zu sehen zu bekommen, fehlte es nicht, die ich aber immer auf das entschiedenste zurückwies. Nur wenn schwere Wolken am Himmel hingen und ein Gewitter oder einen Sturm befürchten ließen, war ich zuweilen mit Roderer allein, und wenn dann die Wolken sich mehr verzogen und plötzlicher Wetterwechsel nicht zu befürchten war, blieb er wieder, wie öfter, länger bei mir sitzen, und wir redeten über verschiedene Dinge. Er hatte bedeutende Kenntnisse, und wir redeten oft vieles von der Kunst.
Als es einmal abends sehr sanft, aber sehr dicht und nachhaltig regnete, und kein einziger Mensch in dem Lüpfwirtshause als Gast anwesend war, als nur ich allein, und als ich in der Wirtsstube mein Abendessen verzehrt hatte und nach demselben ein wenig mit dem Wirte, der neben mir saß, sprach, kam auch die Wirtin herzu und fragte, ob sie Erlaubnis hätte zu reden, sie wolle mir seit langem her etwas sagen.
Ich rückte ihr einen Stuhl hin und sagte, sie möge sich zu uns setzen und reden.
»Ach, diese Ehre!« sagte sie, »ich setze mich schon zu Euch, weil Ihr es erlaubt, und rede.«
Nachdem sie sich mit einigen verschämten Geberden auf den Stuhl gesetzt hatte, sagte sie: »Es wäre schon längst unsere Schuldigkeit gewesen, uns bei Euch zu bedanken; es ist aber nicht Gelegenheit gewesen, und ich habe meinem Manne gesagt, heute müsse es sein. Nicht nur, daß bei dem Baue alle Zimmerleute und Taglöhner und Handlanger ihre Kost bei uns verzehren und ein Stock Geld ins Haus bringen, seid Ihr ein berühmter Herr und habt in Eurer Aufführung ein gutes Benehmen, daß der hochgeborne Herr Roderer ungebührlich lang bei Euch sitzt, der fast immer in seinem Wagen hin und her fährt oder auf seinen Füßen hin und her geht, und die Leute kommen aus Lüpfing, Euch zu sehen, so vornehm sie dort sind, sie mögen ein
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