Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
Vom Netzwerk:
Kaufgewölbe haben oder die Brandschreiberei führen, sie sehen, daß unser Bier sehr gut ist, und wir müssen Euch danken. Christian, wir müssen wohl danken.«
    »Der Herr weiß es, daß wir dankbar sind, weil seinethalben Leute zu uns kommen«, sagte der Wirt. »Unsere Worte sind nicht so geschickt; aber er sieht wohl, daß wir es gut mit ihm meinen.«
    »Ja, gut,« sagte die Wirtin, »freilich gut. Darum sage ich Euch, Ihr müßt unter die Leute gehen, Ihr müßt nach Lüpfing gehen, Ihr müßt zu dem hochgebornen Herrn Roderer gehen, dort ist es sehr schön, Ihr sehet Bilder und Gärten, und ein sehr schöner Graf wird die Susanna heiraten. Er ist der Graf von Sternberg, und die Mutter ist eine recht freundliche Frau, sie redet mit jedem Kinde. Es kann aber auch sein, daß der Baron Waldheim die Susanna heiratet, sie sagen, es sei noch nichts gewiß, oder der Baron Geller: sie gefällt auch noch andern, sie tun, als ob sie eine Königstochter wäre. Ich sage aber, daß sie den Grafen heiraten wird, weil ein Graf mehr ist als ein Baron, und er hat zwei sehr schöne Füchse vor einem dunkelbraunen Wagen, und ich habe sie schon in dem dunkelbraunen Wagen fahren gesehen, und zu andern Leuten müßt Ihr auch gehen, daß Ihr nicht so allein seid, man sieht auch keine Menschen, die Ihr malt, statt daß Ihr Bäume und Kräuter malt. Das habe ich Euch sagen wollen, und ich habe es Euch jetzt gesagt.«
    »Und ich danke Euch recht schön, liebe Frau Wirtin,« antwortete ich, »wenn ich von Euch fortgehe, so gehe ich nach Wien. Das ist eine ungeheuer große Stadt, mehr als zweihundert Lüpfing hätten in ihr Platz, und mehr als fünfhundertmal mehr Menschen sind dort als in Lüpfing, und auch vornehme, die ein Kaufgewölbe haben, und die auch mehr als Brandschreiber sind. Mit vielen von ihnen gehe ich um, so lange ich in Wien bin. Wenn ich aber zu Euch herauskomme, so will ich keine Menschen, und gehe mit Eidechsen und Fliegen um.«
    »Ja, das ist recht gut,« sagte die Wirtin, »aber wann kommt Ihr denn nach Wien? Da baut Ihr Euch ein neues, hölzernes Haus bei uns, und wer sich ein Haus baut, wird darin wohnen, und da werdet Ihr immer darin sein, und wenn Ihr auch bei uns esset und trinket, oder wenn Ihr Euch ein Dienstmädchen nehmt, das ich Euch empfehlen würde, so sind das doch nicht Leute für Euch. In Lüpfing sind zwei Maler, welche die Zimmer und Kirchen recht schön malen; aber der eine hat ein Weib und hat Kinder, und beide gehen abends, wenn sie mit ihrem Werke fertig sind, in das Posthaus. Nun, Ihr sitzt bei uns jetzt auch abends, wenn es schön ist, mit mehreren Leuten bei dem Apfelbaum, aber Ihr redet ja nicht mit ihnen, nicht die Hälfte von dem, was der hochgeborne Herr nur redet. Wir könnten Euch einen vornehmen Verschlag bauen, wie ihn andere Gasthäuser haben, daß die Leute darin sitzen können, und Ihr könntet ihn recht schön ausmalen. Ihr malt keine Vögel und Heilige, da habe ich eine unerhört große Blahe, auf Hölzern ausgespannt, in Eurem Zimmer gesehen, die angestrichen ist und auf der Ihr malt, aber es sind schon wieder lauter Wolken darauf gemalt, und da werdet Ihr die Blahe in das neue Haus nehmen und werdet fort und fort malen, zu niemanden gehen, vielleicht nicht einmal zu uns herüber, und da müsset Ihr in Eurer Seele gemütskrank werden.«
    »Nun, ich verspreche Euch, liebe Frau Wirtin,« antwortete ich, »Frau Anna, wie Euch Euer Mann immer heißt, Frau Anna, ich verspreche Euch, nicht krank zu werden; ich werde überhaupt nicht leicht krank, und gehe ja viel herum und bin viel in freier Luft.«
    »Ja, in freier Luft,« sagte sie, »unten an dem Sumpfe, wo die Leute krank werden, und da sitzt Ihr auf einem lächerlichen kleinen Stühlchen und malt und geht höchstens ein paar Hühnerschritte von einer Stelle zur andern.«
    »Im Winter«, antwortete ich, »male ich an dem großen Bilde nicht, denn ich male auf dem großen Bilde Euer Land rings hier herum, und da muß es zum Malen Sommer sein, daß ich oft hinaussehen kann, damit ich es recht genau mache, und wenn ich im Winter nicht nach Wien gehe, so werde ich Stiefel von Juchtenleder anziehen und werde im Schnee nach Lüpfing gehen und mich dort vielleicht in das Posthaus verfügen und da essen und trinken. Und auch sonst will ich im Schnee zu allerlei Menschen gehen.«
    »Ja, ja, zu Menschen,« sagte sie, »zu Menschen, sonst werdet Ihr noch krumm und dumm.«
    »Nun ja, zu Menschen, ich will zu Menschen gehen,« sagte ich, »Euer

Weitere Kostenlose Bücher