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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Gerichtskosten liefen hinein, frühere Verluste vermehrten sich, und als man, um diesem Dinge ein Ende zu machen, das Geschäft zuletzt auflöste, zeigte sich bei der Abwicklung, daß uns fast nur das kleine Anwesen geblieben war, das kaum mehr als die dringendsten Bedürfnisse zu decken im Stande war.
    Da sagte ich nun, meine häusliche Erziehung sei schon lange vollendet, ich sei der Älteste, ich wolle meinen Geschwistern kein Faserchen entziehen, ich werde in die Welt gehen und mir Eigentum erwerben, um mich und meine Geschwister erhalten zu können und der Mutter zum Gütchen noch Beiträge zu leisten. Ich packte sogleich meine Sachen. Reisegeld nahm ich nur als Vorschuß, und sogleich verließ ich das Haus. Meine Sprachkenntnisse kamen mir nun sehr zu statten. Ich konnte in jedes Land Europas gehen. Ich ging aber nach Amsterdam. Nicht einmal mehr einen Gulden hatte ich im Vorrate, als ich dort ankam; aber wie ich früher mit der größten Ausdauer und mit allen Entbehrungen für meine Dichtungsarbeiten gekämpft hatte, so kämpfte ich jetzt für Erlernen und Fruchtbarmachen der Handelsgeschäfte.
    Ich fand sogleich, da mir alle Bedingungen recht waren, einen Platz, und Fäßchen oder Kistchen auf Schubkarren fahren, oder Päcke tragen, oder Gegenstände in Mörsern stoßen, oder Waren in die kleinsten Abteilungen zum Verkaufe senden, oder Truhen, Fächer und Gläser säubern, alle Gänge verrichten, nachts öfters wachen und aufpassen tat ich nun so genau und sicher, wie ich einst mit vielem Feilen meine Verse gemacht hatte. Ich war in hohem Maße sparsam, und schon nach vier Monaten konnte ich das mir vorgeschossene Reisegeld an die Meinigen zurückgeben. Jedes Stückchen Silber oder gar Gold, das mir eigen geworden war, suchte ich nach meinen erlangten Kenntnissen zu verwerten, und ehe noch die Augen meiner Umgebung auf mich gerichtet waren, hatte ich schon mein kleines Nebengeschäft, das mir Gewinn abwarf, und das ich nach dem Wachsen meiner Erfahrungen vervollkommte. Ich jagte jedem Heller Erwerb nach, und meine Habe in den kürzesten Fristen mit dem kleinsten Erträgnisse zu verwerten galt mir mehr als größere Gewinne nach längeren Zeiten.

    Man wurde auf meine Verbindung aufmerksam, und zog mich auf sichere Stufen der Tätigkeit und der Gehalte, und vergrößerte so meinen Gesichtskreis und meine Kraft. Nach nicht langer Zeit wurde ich im Schreiben, Rechnen und in Geschäften im großen verwendet, und wieder nach nicht langer Zeit leitete ich fast unabhängig ein ausgedehntes Geschäft in mehreren Sprachen, und führte mein kleineres daneben in immer weiteren Kreisen. Nach weniger Jahren, als ich je gedacht hatte, war ich selbstständig, der Name Peter Roderer, auf ein Handelspapier geschrieben, galt in ganz Amsterdam, und ich wurde für einen festen Mann gehalten.
    In Frankfurt am Main hatte ich einst ein Mädchen kennen gelernt, welches so frei und ätherisch war, wie die in meinen Dichtungen, und so schön, wie die Prinzessinnen in den alten und neuen Heldenliedern. Ich hatte das Mädchen oft gesehen, mit ihr gesprochen, und war oft als Gast und in Geschäften in dem Hause seines reichen Vaters gewesen. Es hatte mir zu Zeiten Stimmungen eingeflößt, wie ich sie einst bei meinen Dichtungen hatte. Jetzt aber ging ich zu Josephs Mathilde, und sagte: ›Mathilde, willst du mein gutes, treues Weib werden?‹ Ihre großen, braunen Augen sahen mich noch größer, als sie waren, an, füllten sich mit Tränen, und sie sagte: ›Vetter Peter, ich gehe gerne mit dir, und will dir untertänig und treu sein, so lang ich lebe.‹ Und die größte Perle, das größte Juwel habe ich in mein Haus getragen und das größte Glück mit ihr in mein Leben. Sie ist mir eine sanfte, aufopfernde, liebende, treue, sorgsame Gefährtin durch alle Jahre gewesen, und lebt noch in der Reinheit ihres Wesens neben mir, und jetzt in ihrem Alter ist sie in meinen Augen weit schöner, als je die Fee aus Frankfurt in meinen jungen Augen gewesen ist. Die Hochzeit wurde auf dem Gütchen meiner Mutter gehalten, und alle meine Geschwister waren zugegen. Meine Brüder hatten die kleineren Unterstützungen, die ich ihnen früher, und die größeren, die ich ihnen später zukommen ließ, fast nicht gebraucht, und statteten mir jetzt alles zurück, wie ich ihnen einst mein Reisegeld zurückerstattet hatte. Sie hatten jeder ein Geschäft gegründet, und waren aufrechte und rechtschaffene Männer.
    Die Schwester war an einen jungen, tüchtigen

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