Werke
einer Halfter an, und deckten, daß es sich langsam abkühle, eine große Wolldecke, die da war, über den Leib. Dann schlossen sie die Stalltür gut zu, und gingen in die Stube.
»Da seid Ihr wieder nach so langer Zeit, Witiko«, rief der alte Mann.
Witiko legte seinen groben Wollmantel ab, nahm seine Lederhaube von dem Haupte, legte sie auf den Tisch, und setzte sich selber auf einen Stuhl.
»Ja, da bin ich«, sagte er, »und werde wohl eine gute Weile bei euch bleiben.«
»Das ist sehr erfreulich«, antwortete der alte Mann, »aber wie werdet Ihr im Winter in dem Walde bleiben können?«
»Im Winter, und vielleicht noch länger«, sagte Witiko.
»Da muß ja das Haus zubereitet werden«, erwiderte der Mann.
Er ging nach diesen Worten zu der Tür der Stube und rief hinaus: »Lucia! Lucia!«
Eine Magd kam herein, welche in einen kurzen dunkeln und faltigen Rock gekleidet war, eine weiße Schürze und ein weißes Tuch um das Haupt hatte. Sie fragte nach dem Begehren des alten Mannes.
»Der Sohn der Herrin dieses Hauses wird im Winter und im Sommer und vielleicht noch länger hier bleiben«, sagte er, »du mußt ihm ein Essen bereiten, mußt in den Ofen neues Holz legen, und mußt das Haus in den gehörigen Stand setzen.«
»Ich werde sogleich heizen«, sagte das Mädchen, »werde Speisen auf den Herd setzen, und wenn die Dinge ins Sieden kommen, werde ich zu Dorotheens Agathe gehen, daß sie mir mit ihrer Schwester bei dem Ordnen des Hauses hilft.«
»Tue so«, sagte der alte Mann, und die Magd verließ das Zimmer.
Dann sagte der alte Mann zu Witiko: »Wir haben schon gegessen, und Ihr müßt nun ein wenig warten, bis für Euch aufs neue etwas bereitet wird.«
»Ich kann leicht warten«, entgegnete Witiko.
»Ihr seid sehr lange nicht in diesem Eurem Hause gewesen«, sagte der Mann.
»Nun bin ich hier«, entgegnete Witiko.
»Möge es Euch eine gute Herberge werden«, sagte der andere.
»Wie es ist, wird es mir recht sein«, antwortete Witiko.
Er stand nach diesen Worten auf, schnallte sein Schwert von seiner Hüfte, legte es auf den Tisch, und sagte: »Hier werde ich es wohl nicht brauchen.« Eben so zog er seine Pelzhandschuhe von den Händen, und legte sie zu dem Schwerte. Dann setzte er sich wieder auf den Stuhl, und sagte: »Hier bin ich also.«
Der alte Mann setzte sich in einiger Entfernung von Witiko auch auf einen Stuhl, und fragte nicht, woher der junge Reiter gekommen sei.
Witiko sprach auch nicht, und so saßen sie eine Weile schweigend da.
Dann sagte Witiko: »Wir müssen nun weiter zu dem Pferde sehen.«
Sie standen auf und gingen in den Stall. Witiko befühlte mit der Hand das Tier, ob es gut ausgekühlt sei. Dann gab er ihm reinen Haber in den Born. Der alte Mann streute frisches Stroh, wenn es sich später zur Ruhe legen wollte. Auch brachte er ihm nach einer Zeit Wasser zum Trinken. So gingen sie öfter zu dem Tiere, bis es versorgt war.
Nachdem eine Stunde seit der Ankunft Witikos vergangen war, kam die Magd mit weißem Linnenzeuge in die Stube, legte die Lederhaube und das Schwert und die Handschuhe von dem Tische auf eine Bank, und deckte das Linnenzeug über den Tisch. Dann legte sie einen hölzernen Teller und Eßgeräte vor Witiko. Hierauf brachte sie Brod gesottenes geräuchertes Schweinfleisch geschnittenen gesäuerten Kohl, Klöße, die aus Roggenmehl bereitet waren, und Bier.
Witiko aß von den Speisen nach seinem Hunger, und trank von dem Biere nach seinem Durste.
Sodann wurde der Tisch abgeräumt.
Hierauf öffnete Lucia eine Tür, welche in eine Kammer führte, die sich neben der Stube befand. Zwei andere Mädchen kamen mit Wasser in Zubern, mit Strohknäueln und Sand, und begannen, den Fußboden der Kammer zu scheuern. Da sie mit dieser Arbeit fertig waren, wurden die Fenster der Kammer geöffnet, daß die kalte Winterluft den Boden trockne. Hierauf wurde auf ein Gestelle, das aus Tannenbalken und Tannenbrettern gemacht war, frisches reines Stroh gebunden, auf das Stroh wurde weiße Leinwand gedeckt, und auf die Leinwand wurde ein Strohpolster und wurden wollene Decken und Felle zu Witikos Nachtlager gelegt. Dann wurden die Fenster geschlossen, der trockene Boden wurde mit weißem Sande bestreut, und in dem Ofen wurde ein Feuer aus Tannenscheiten angezündet. Als die Kammer durchwärmt war, wurde Witikos Mantel sein Schwert seine Lederhaube und seine Handschuhe in dieselbe getragen, und ein Teil dieser Dinge auf eine Bank ein Teil auf eine Truhe, die da stand,
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