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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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verlieren. Dir, Zdik, Bischof von Olmütz, vertraue ich unsern Zug zum überirdischen Schutze, begleite uns, und bitte um sein Gedeihen. Für den irdischen Schutz unseres Zuges werde ich selber sorgen, so gut ich kann. Ich nehme einen kleinen Teil des blauen Fähnleins mit. Du, Welislaw, gehst mit mir nach Deutschland, und dann in die Schlacht; du, Odolen, desgleichen. Witiko, du gehst mit mir, sei in der neuen Schlacht umsichtig, wie in der letzten. Und daß es uns nicht an Schreibern fehlt, gehen aus meinen Hofkaplänen Wiliko und Berthold mit. Versammelt euch, ehe morgen die Frühdämmerung kömmt, vor dem Herzogstuhle der Stadt. Ihr andern aber, höret mich: Otto, du Mann der Kirche, Bolemil, du Schwerbetroffener, Lubomir, dessen Schmerz ich gedenken werde, Diwis, du treuer Zupan, Chotimir, Preda, Wsebor, ihr Äbte, Daniel, Gervasius, Nemoy, und du, Ctibor, Bartholomäus, Predbor, und du, Casta, der du kaum von deiner Wunde genesen bist, und du, Wecel, der du, wenn gleich ein Widersacher meines Vorhabens, doch hieher gekommen bist, und Diet, und Osel, und Rowno, und die Kmeten meiner Burgflecken, und alle! Mein Befehl an euch hört in diesem Augenblicke auf, und es beginnt der meines Bruders. Wenn ich auf den Zinnen der Stadt das große rosenfarbene Banner wieder berühre, ist derBefehl wieder bei mir. Verteidiget die Stadt, und wenn ihr mich kommen seht, so zieht das rosenfarbene Banner höher hinauf, und wenn die Schlacht vor der Stadt ist, so kommt hinaus, wenn die Zeit es gebietet.«
    Da er diese Worte redete, kam die Herzogin mit ihren Frauen in den Saal. Sie ging an das obere Ende des Tisches, und stellte sich neben den Herzog an die Stelle, von der Diepold zurückgetreten war. Ihre Frauen standen hinter ihr.
    Der Herzog sagte: »Ich vertraue euch Gertrud, die Herzogin der Länder Böhmen und Mähren, die Tochter des frommen Markgrafen Leopold von Österreich, meine erlauchte und vielgeliebte Gemahlin. Ihr seht, wie gewiß ich es weiß, daß die Stadt in eurer Gewalt bleiben wird.«
    Otto, der Bischof von Prag, antwortete hierauf: »Erlauchter Herzog, wir werden deine Anordnungen befolgen. Gott geleite dich, und kehre siegreich, wie Josua in das Gelobte Land, und die Herzogin werden wir hüten, wie seine Krieger den Bundesschrein gehütet haben.«
    Lubomir sagte: »Gehe mit Gott, hoher Herr, lasse uns bald dein Banner vor diesen Zinnen sehen, daß unsere Augen und die Augen der Herzogin dieses Zeichen schauen können.«
    Bolemil sprach: »Auf diesem Berge, wie in einem Herzen des Landes steht der Fürstenstuhl. Auf diesem Berge steht die Kirche des heiligen Veit, die Herrscherin der Kirchen des Landes, auf diesem Berge und in dieser Kirche sind unsere Heiligtümer, die Leiber unserer Heiligen, Wenzel und Adalbert, auf diesem Berge ruhen manche hohe Fürsten, auf diesem Berge steht der Herzogshof und der erste Zupenhof, auf diesem Berge, in der Kirche des heiligen Veit, sind Schriften und Zeichen aufbewahrt, die die Handfesten und Geschicke des Landes enthalten, und auf diesem Berge ist jetzt das lebende Kleinod, die Herzogin, weil sie die Herzogin ist. Wir werden die Heiligtümer und das Kleinod bewahren. Du, Herr, siege, wie du gesagt hast, in deinem Namen, und ende bald.«
    Diwis sagte: »Wir werden treu sein wie immer, gehe mit Zuversicht deine Wege, hoher Herr!«
    »Wir werden treu sein dem Lande, dem Herzoge und der Herzogin«, rief Jurik.
    »Treu und streitbar«, rief Predbor mit seiner gewaltigen Stimme, wie er einst auf dem Wysehrad gerufen hatte: ›Wladislaw ist gewählt.‹
    »Treu und streitbar«, riefen fast alle Anwesenden nach.
    Der Kmete des rechten Burgfleckens sagte: »Hoher Herr! lasse die Herzogin durch die Leiber deiner Krieger des Burgfleckens wahren, sie werden alle eher an diesen Mauern nieder sinken, als gestatten, daß eine Schleife ihres Gewandes gebogen werde.«
    »Ich danke euch«, sagte der Herzog, »alle werden mannhaft sein wie immer, und meine Krieger der Burgflecken werden mit allen andern die Herzogin schützen.«
    Die Herzogin sagte darauf: »Ziehe in Frieden, mein Gemahl, wir alle werden die Stadt schützen.«
    »Und so sei es geschlossen, was hier noch zu reden gewesen ist«, sagte der Herzog.
    »Erlaube noch ein Wort, hoher Herr«, sagte Otto, der Bischof von Prag, »nicht ein Wort dieser Erde, sondern kraft meines Kirchenamtes ein Wort des Segens, das der Herr im Himmel neu erfüllen möge, wenn es so in seiner heiligen Vorsicht ist.«
    Der Herzog neigte sich.
    Der

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