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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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haltet, wenn ihr an einer Stelle angehen müsset, die Reihe geschlossen.«
    »Wie geschweißtes Eisen«, antwortete der Schmied, »daß sie uns eben so wenig wie damals von dem alten Manne, der in einer Tragtruhe saß, trennen können.«
    »Ja, tut nur so«, rief eine Stimme wie von der Erde auf. Witiko blickte um, und sah Tom Johannes den Fiedler, der auf einem gehauenen Steine saß.
    »So bist du wieder in fröhlicher Gesundheit da?« sagte er zu ihm.
    »Ja«, entgegnete der Fiedler, »gesund bin ich fast, aber mit der Fröhlichkeit ist es aus. Sieh nur, wie ich verändert bin, wie wenn der Wind einen Dornstrauch verdreht hat.«
    »Der verdrehte Dornstrauch bringt wieder Rosen«, sagte Witiko.
    »Weil er ein Narr ist, der in jeder Gestalt blühen kann«, antwortete der Fiedler. »Meine Hand ist wie das Winkelmaß Davids des Zimmerers, ich kann nicht mehr geigen, und wenn ich zur Vergeltung einen Spieß nähme, so müßte ich mich seitlings stellen, um werfen zu können.«
    »Sie werden es ohne deinen Spieß auch machen«, sagte Witiko, »du wirst für dich etwas ersinnen, und wenn die lustigen Tage kommen, wird deine Fiedel wieder im grünen Walde singen, wie immer.«
    »Daß die Dohlen und Häher davon fliegen«, entgegnete Tom Johannes.
    »Habt acht auf ihn, daß ihm nichts geschieht«, sagte Witiko.
    »Wir werden schon sorgen«, antwortete der Schmied, »und von unserer Beute, die die Feinde bringen werden, ihm etwas geben. Er ist nicht zu bewegen gewesen, nach Hause zu gehen.«
    »Weil ich erwarten will, was hier noch geschieht, und weil ich nicht fort sein will, wenn der Herzog seine Männer belohnt«, antwortete Tom Johannes.
    »Du wirst belohnt werden, Tom«, sagte Witiko, »und den Verwundeten wird man es wohl insonderheit gedenken.«
    »Ich meine, wenn sie sich nichts erwerben können«, sagte der Fiedler.
    Da Witiko noch mit Tom Johannes sprach, kam Sebastian, der Schuster von Plan.
    Die Männer lachten, riefen und begrüßten ihn. Er hatte einen geflochtenen Korb auf seinem Rücken, wie Frauen, wenn sie Dinge zum Markte tragen.
    »Bist du da«, sagte Witiko, »und was bringst du uns?«
    »Sie sind alle gesund«, antwortete Sebastian, »Martin und Lucia grüßen euch, es sind nur zwei Weiber gestorben, davon eine nicht aus der Pfarre war, ich habe den Weg in zehn Tagen hin und zurück gemacht, und der Brettermelchior hat einen wunden Fuß. Ich habe Stiefel und Fußtücher und andere notwendige Dinge geholt, und mir Marderbälge und Iltisbälge mitgebracht.«
    »Wozu brauchst du denn die Bälge?« fragte Witiko.
    »Die Schuster nähen hier Bälge zu so wunderbar feinen Sachen zusammen«, antwortete Sebastian, »zu zierlichen Fußschuhen, zu Hauben, zu Umwürfen, zu Gürtelsäumen, und da will ich das lernen, und in Plan solche kostbare Dinge verfertigen.«
    »Du hast eine ungefüge Lernezeit gewählt«, entgegnete Witiko, »bringe nur deine Bälge in Sicherheit, und stelle dich wieder zu deinen Männern.«
    »Ich werde alles verrichten, was not tut«, erwiderte Sebastian.
    Dann setzte er sich mit seinem Korbe neben Tom Johannes, den Fiedler, auf einen andern behauenen Stein.
    Hierauf sagte Witiko: »Ich muß mich von euch verabschieden, ihr Männer, Gott behüte euch, wir werden nicht lange getrennt sein.«
    »Gott behüte dich«, riefen mehrere Stimmen.
    »Sieh nur, daß sie dich nicht verunstalten wie mich«, sagte Tom Johannes der Fiedler.
    »Ich werde mich schon wehren«, antwortete Witiko.
    »Ich habe mich auch gewehrt«, sagte der Fiedler.
    »Und sieh nur auf den Urban«, rief der Schmied.
    Witiko reichte Rowno die Hand, dann auch mehreren Männern, grüßte alle, und entfernte sich.
    Er ging in seine Wohnung, und richtete zurecht, was er mitnehmen wollte.
    Eine Stunde nach Mitternacht kamen Lambert und Augustin und Urban zu ihm. Er sendete seinen Knecht Jakob um vier Pferde aus den Pferden des Herzoges, Jakob brachte die Tiere, die Männer rüsteten sich, und bestiegen sie, Witiko sein eigenes, und Jakob und die drei andern die Pferde des Herzogs. Raimund mußte in Prag zurückbleiben. Da sie von dem Priesterhause weg ritten, sahen sie, daß vor dem Hofe des Bischofes Pferde standen, und daß die Leute Bozebors daran waren, sie zu besteigen.
    Witiko ritt mit seinen Männern gegen den Herzogstuhl, und als alle dort versammelt waren, und der Herzog mit seinem Geleite erschienen war, nahm der Bischof, es nahmen die Priester und die hohen Kriegsherren, die herzu gekommen waren, Abschied, und der Zug

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