Werke
bist du, wenn du auch keine Kriegsgewänder an hast.«
»Ich stehe, Herr«, sagte Dimut.
»Dimut«, sprach der Herzog, »die Bischöfe, Priester, Fürsten, Herren und Lechen dieses Saales erkennen, daß du heldenmütig gewesen bist, wie dein Geschlecht es nicht ist, und daß du Dank und Gaben verdienst. Den Dank sagen wir hier, und in Prag und in dem Lande werden sie es sagen, was du getan hast. An Gaben sind wir arm. Ich gebe dir ein Kriegerkleid, Goldschmuck, ein Schwert, das so klein ist wie das deinige, und ein weißes Pferd, das meine Herzogin mit Silber geschmückt hat. Deinem Bruder habe ich Land an seinem Lande gegeben, und du wirst es mit genießen. Und ich warte, daß dich einer als Hausfrau heim führt, und werde dann sinnen, was euch erfreuen kann. Du mußt jetzt mit deinem Bruder nach Hause gehen, daß du wegen des Verrates, den du an der Veste Rowna geübt hast, gestraft werdest. Wenn du die Strafe abgebüßt hast, komme nach Prag, du gehörst zu der Herzogin, bleibe bei ihr, oder gehe wieder nach Hause, oder komme, so oft du willst.«
»Hoher Herr«, antwortete Dimut, »ich verdiene keinen Dank und keine Gaben, weil ich getan habe, was ich nicht lassen konnte. Was mir deine Huld beschert, dafür gebührt dir der Dank, ich sage ihn, und werde alles mit Freude gebrauchen. Man sagt, du werdest die zerstörten Heiligtümer wieder schöner aufbauen, als sie gewesen sind. Ich werde dann kommen, in ihnen zu beten, und dann werde ich in Ehrfurcht zu der hohen Herzogin gehen.«
»Nun so nimm als Krieger Abschied von den Kriegern, die mit dir gekämpft haben, Dimut«, sagte der Herzog, »und auch von denen, die mit dir gekämpft hätten, wenn sie nicht mit mir nach Deutschland hätten ziehen müssen.«
Die Männer erhoben sich von ihren Sitzen, und näherten sich Dimut.
Diepold reichte ihr die Hand, Heinrich reichte ihr die Hand, das taten auch die Bischöfe und die Äbte, der greise Bolemil, Lubomir, Diwis, Chotimir, Wsebor, und alle älteren Führer. Die jüngeren Krieger drängten sich herzu, faßten nach ihrer Hand, und sprachen zu ihr. Welislaw sagte: »Du gibst mir noch den Pfeil nicht.«
»In meinem Leben nicht«, sagte Dimut.
Als alle Männer zurück getreten waren, sagte der Herzog: »Nun verschmähe auch meine Hand nicht.«
Er reichte sie ihr.
Dimut faßte sie, und neigte sich mit der Stirne auf sie.
Da sie zurück getreten war, sagte sie: »Herrsche glücklich und gerecht, hoher Herr.«
»Gehe mit Gott, Dimut«, sagte der Herzog, »gebe der Himmel das eine, und vermöge ich das andere.«
Dimut wendete sich, ihre Mädchen umringten sie, und sie gingen aus dem Saale.
»Und nun, hohe Herren«, sagte der Herzog, »gehabt euch wohl als Krieger und nach dem Kriege. Als Freunde kommen wir heute am Abende noch in der Hofburg zusammen, vielleicht führt bald den einen oder den andern sein Wille auf den Heimweg. Möget ihr dort alles gut finden, und bringet meinen Gruß euern Angehörigen und denen, die im Lande um euch wohnen.«
Nach diesen Worten riefen die Männer dem Herzoge ein Lebewohl zu, er dankte entblößten Hauptes, und sie verließen den Saal.
In dem Lager auf dem großen Verkaufsplatze zwischen dem rechten Burgflecken und dem Wysehrad wurde an dem Tage auch eine große Bewegung. Männer aus den Hofherren des Herzoges waren bei den verschiedenen Abteilungen, die Führer kamen aus der Hofburg zu ihren Kriegern, und man verteilte die Gaben und Geschenke des Herzoges an jeden Mann, der in dem Lager war.
So geschah es auch bei den Männern aus Budissin, welche in der Nähe des Dorfes Buben ihren Platz hatten. Sie empfingen Lohn, daß sie gekommen, und zu dem Streite bereitwillig gewesen waren.
Und so geschah es auch bei den Verteidigern der Stadt Prag. Diepold war bei ihnen, und alle Führer waren bei ihnen, welche den Kampf mit ihnen geteilt hatten. Sie erhielten reiche Geschenke, und die, welche verwundet worden waren, empfingen noch besondere Gaben.
Vor dieser Frist wurde Witiko zu dem Herzoge gerufen. Der Herzog gab ihm die Führerschaft über die Waldleute zurück, und sagte, er möge zu den Seinigen eilen, um bei der Verteilung der Gaben zu sein, welche sie für ihre Taten erhalten sollen.
Witiko dankte, und ritt zu den Männern des Waldes. Da waren schon Hofherren, da war Rowno, Hermann, Wyhon, Diet, Wolf, Wernhard, und alle, die zu führen gehabt hatten. Und die Gaben wurden verteilt. Als Witiko erschien, begann auch die Verteilung bei den Seinigen. Sie war reichlich, und der
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