Werke
jetzt Rosen?« sagte er.
»Sie sind von dem Strauche, der an der Seite des Burghofes in dem gläsernen Schreine steht, und haben mich heuer sehr bald begrüßt«, antwortete Bertha.
»Ich habe einmal am Waldfels zu dir gesagt: Die dunkelrote Waldrose ist dein schönster Schmuck, und er ist dein schönster«, entgegnete Witiko, »ich habe mehrere Tage den Strauch nicht gesehen, und habe nicht gewußt, daß seine Blumen blühen.«
»Sie blühen«, antwortete Bertha, »und ich habe sie heute genommen. Witiko, du bist ein Mann, sei ein Mann, und gedenke derer, die zu Hause sind.«
Dann nahm sie ihn an der Hand, und führte ihn in eine Kammer, in welcher die Kinder schliefen. Es waren zwei Knaben, Witiko und Heinrich. Eine Wärterin saß auf einem Stuhle.
Witiko ging zu jedem Bettlein, und machte in der Luft ein Kreuz über die schlafenden Knaben.
Dann wandte er sich um, und schloß Bertha in die Arme, und sie küßten sich auf die Lippen.
Die Wärterin weinte.
Dann ging Witiko zu Benno, und dann gingen alle in die Kirche, und Benno feierte das heilige Opfer.
Von der Kirche ging Witiko in den Burghof, und bestieg sein Pferd. Von dem Pferde grüßte er noch die Seinigen, und alle, die da standen, und grüßte auch Huldrik, welcher mit den Armen Zeichen machte. Dann gesellte er sich zu den Kriegern, die sich gesammelt hatten, und ritt mit ihnen zu den andern hinaus, die schon vor der Burg waren.
Und von da ritten sie durch den Wald nach Friedberg hinunter.
Als sie in Friedberg angekommen waren, fand Witiko die Krieger schon von der Kirche aufwärts zwischen den Häusern aufgestellt. Ihre Lager waren auf den Angern an der Moldau zerstreut. Es waren um vieles mehr Männer gekommen, als versprochen hatten, und als in dem mährischen Kriege gewesen waren. Alle Abteilungen trugen ihre Zeichen. Die Frauen und Mädchen von Friedberg sagten, sie geben denen vom Eckschlage ein schöneres Zeichen, als ihre Geierfedern sind; die Männer vom Eckschlage lehnten es aber ab. Witiko ordnete die Scharen wie in dem mährischen Kriege, und versammelte die Obmänner. Diese waren die nämlichen, nur statt derer, die ein zu hohes Alter hatten, waren jüngere gewählt worden. Mit den Obmännern untersuchte er die Krieger, und vorzüglich die Reiter. Mit den Obmännern und seinen Befehlsträgern schloß er die, welche unzulänglich gerüstet waren, oder deren Waffengeschick man nicht kannte, oder von denen man nicht wußte, ob man ihrer Tauglichkeit vertrauen könne, von dem Zuge aus. Die andern wurden eingeteilt, und erhielten die Weisung, bereit zu sein, daß sie am Morgen des nächsten Tages ihren Weg betreten können.
Am Morgen des nächsten Tages feierte der Pfarrer von Friedberg den Gottesdienst. Ein Teil der Krieger war in der Kirche, ein Teil vor derselben. Nach dem Gottesdienste segnete der Pfarrer die Schar. Dann zog dieselbe von Friedberg auf dem Wege gegen Prag dahin. Sehr viele Menschen begleiteten sie weit, und riefen ihnen Glück zu, und sangen Lieder.
Als sie in Prag angekommen waren, zeigte ihnen der Lagermeister den Platz zu ihrem Lager an. Es waren noch viele Lager da, und sie sahen, daß noch immer Menschen herzu zogen. Und an vielen Stellen übten sich Scharen in Waffen.
Als die Zeit verflossen war, welche der König zur Sammlung der Krieger bestimmt hatte, las er die tauglichsten aus, und bestimmte sie zum Zuge. Die andern, deren Zahl sehr groß war, mußten, wenn sie bereits Krieger waren, zur Hut des Landes bleiben, oder, wenn sie erst jetzt mit Waffen herbei gekommen waren, wieder in ihre heimatlichen Wohnungen zurückkehren.
Die Männer, welche Witiko aus dem Walde nach Prag geführt hatte, wurden alle aufgenommen, und Witiko erhielt wieder den Befehl über sie.
Am siebenundzwanzigsten Tage des Monates Mai im Jahre des Heiles 1158 erfolgte der Auszug aus Prag.
Die Weiber vieler Krieger, welche früher mit ihren Männern die Lieder von der Belagerung Mailands gesungen hatten, kamen jetzt herzu, und küßten noch einmal mit Tränen ihre Gatten, und reichten ihnen die Kinder zum Küssen.
Der Zug ging aus der Stadt Prag an dem Ufer der Moldau ihrem Wasser entgegen in der Richtung gegen Sonnenuntergang dahin.
Der König ritt an der Spitze des Zuges. Er war jetzt in einem schöneren Waffenschmucke als in dem Kriege in Mähren, weil es nicht ein innerer Krieg war. Neben ihm ritt Daniel, der Bischof von Prag. Er hatte die Priester und Kapellane Deslaw, Peregrin, Detleb, Vincentius, Otto und noch andere
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