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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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verdammte Geschlecht!
    Lisette
. Je du verdammter Hundsfott von einem Poeten.
    Herr Kräusel
. O verzeihen Sie! verzeihen Sie! Ich war in meiner Entzückung. Wo wollen Sie, daß ich mich hinbegeben soll? Nam Musae secessum scribentis et otia quaerunt.
    Jungfer Ohldin
. Können Sie doch allenfalls hier in das Nebenzimmer gehen.
    Lisette
. Aber fürchten Sie sich nicht. Sie werden in dem Zimmer eitel Narren antreffen.
    Herr Kräusel
. Wie so?
    Lisette
. Weil viel Spiegel darinne sind. Gehn Sie nur.
    Herr Kräusel
. Das begreife ich nicht. Geht ab.
    { ‡ }
Siebenter Auftritt
    Jungfer Ohldin. Lisette.
    Jungfer Ohldin
. Glaubst du nun bald, Lisette, daß es mein Ernst ist? Aber daß Gott! was wird mein Vetter dazu sprechen? Der reißt sich die Haare aus dem Kopfe, wenn er es hört.
    Lisette
. Sie betriegen sich. Ich habe es ihm schon gesagt – –
    Jungfer Ohldin
. Nun?
    Lisette
. So bald er hörte, daß Sie der Herr Capitaine von Schlag bekommen sollte, so faßte er sich. Der Herr Capitaine von Schlag, sprach er, ist einer von meinen besten Freunden. Ich gönne es ihm. Und meiner Muhme kann ich es auch nicht verdenken; ich habe schon viel von ihr genossen – –
    Jungfer Ohldin
. Was? das sagte mein Vetter? O der allerliebste Vetter! Komm, ich muß ihn gleich sprechen. Dafür soll er auf der Stelle einen Wechsel von 500 Rtlr. von mir haben.
    Lisette
. Nur geben Sie es ihm mit einer Art, die ihn nicht schamrot macht.
    Ende des zweiten Aufzugs.
    { ‡ }
Dritter Aufzug
Erster Auftritt
    Lisette, und Peter, in einer alten Montierung, mit einem Stelzfuße und einem Knebelbart.
    Peter
. Lauf doch nicht so, Lisette. Ich kann nicht nachkommen. Ich bin das Bein noch nicht gewohnt.
    Lisette
. Ach! was für ein unvergleichlicher Capitaine! So einen Mann möchte ich haben.
    Peter
. Du bist kein Narre. Ich glaube, es werden mehr Frauenzimmer von deinem Geschmacke sein. Und ich fürchte, ich fürchte, so sehr ich mich verstellt habe, deine Jungfer wird in das Wesentliche eines Mannes tiefer eindringen, und mich, trotz eurer List, behalten wollen.
    Lisette
. Sie müßte rasend sein.
    Peter
. Wenigstens wäre die Raserei von der Art bei alten Jungfern nichts Besonders, und nichts Neues. Machts klug, so viel sage ich euch, daß ihr mir sie nicht auf dem Halse laßt. Einen Teufel habe ich schon zu Hause. Wenn der andre dazu käme, so wäre meine Hölle fertig.
    Lisette
. Sorge nicht. Lelio wird zwar tun, als wenn ihm diese Verbindung ganz lieb wäre, sie desto sicherer zu machen. Doch wenn du tust und redest, wie wir dir befohlen haben, und ich hier und da meine Beredsamkeit anwende, so müßte der Eheteufel lebendig in sie gefahren sein, wenn sie nicht einen rechten Abscheu vor dir bekommen sollte. Ich habe den Herrn von Schlag in deiner Person schon bei ihr angemeldet, und sie wird sich bald hier einfinden.
    Peter
. Aber Lisette, Lisette. Es geht mir gewaltig im Kopfe herum. Daß ich nur nicht zur andern Frau komme, wie jener zur Ohrfeige.
    Lisette
, Ach! wenn du es nur arg genug machst. Laß einmal sehen. Wie willst du deine Rolle spielen? Stelle dir einmal vor, ich wäre meine Jungfer – –
    Peter
. Du bist es aber nicht.
    Lisette
. Nun stelle dirs nur vor.
    Peter
. Wenns mit dem Vorstellen genug ist, so stelle dirs nur auch vor, wie ichs etwan machen würde.
    { ‡ }
Zweiter Auftritt
    Herr Kräusel, mit einem beschriebenen Bogen Papier. Lisette. Peter.
    Lisette
. Ach da kömmt der verwünschte Kerl uns gleich die Quere. Daß doch der Henker die Poeten holte!
    Herr Kräusel
. Bene! In Gedanken, und liest sein Gedicht.
    Peter
. Das ist Kräusel! Nicht? Gut, daß mir der Hundsfott in die Hände kömmt.
    Herr Kräusel
. Wohl gegeben!
    Lisette
. Was ist? Was ists? Peter. Wo willst du hin?
    Peter
. Der Schlingel hat mir schon vor einem halben Jahre Gebackens abgekauft, und ich habe noch keinen Pfennig dafür bekommen. Und was das Ärgste ist, er hat meinen Namen so gar in ein Gassenlied gebracht. Einen ehrlichen Gebackensherumträger in ein Gassenlied zu bringen? Laß mich! itzo habe ich den Schelm.
    Herr Kräusel
. Das ist poetisch! Immer noch in Gedanken.
    Peter
. Ja, spitzbübisch ist es –
    Lisette
. Peter! Peter! besinne dich, itzo bist du der Herr Capitaine von Schlag.
    Peter
. Ich bin aber auch der Gebackensherumträger, Peter.
    Lisette
. Du verderbst den ganzen Plunder. Tu ihm nichts, laß ihn gehn! Du kannst den Narren noch Zeit genug kriegen.
    Herr Kräusel
. Das heißt sich schön ausdrücken, Noch in Gedanken.
    Lisette
.

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