Werke
Seele.
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Sechster Auftritt
Peter. Lisette. Jungfer Ohldin. Lelio. Herr Kräusel.
Peter
in seinem vorigen Aufzuge. Was, zum Teufel! Begegnet man einem Bräutigam hier so? Es kömmt mir ja weder Hund noch Katze entgegen. Für was zum Henker sieht man mich an? Weiß man auch, wer ich bin?
Lelio
. O! mein wertester Herr Capitaine, fassen Sie sich – –
Peter
. Ach! was habe ich mit Ihnen zu schaffen? Ist das Ihre Muhme?
Lelio
. Ja.
Lisette
. Mein Herr, Sie sind in einem fremden Hause sehr unhöflich.
Peter
. In einem fremden? Ich glaube man weiß noch nicht, daß ich den Augenblick Herr desselben werden kann? Mademoiselle, ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen die Ehre antragen zu lassen, meine Gemahlin zu werden. Sie müssen verruckt sein, wenn Sie nicht mit Händen und Füßen zugreifen wollten.
Jungfer Ohldin
. Ach daß Gott! Lelio.
Herr Kräusel
. Erschrak ich nicht über den Kerl! Ich dachte, bei meiner Seelen, es wäre Peter. Wie doch die Menschen einander manchmal so gleich sehn.
Lelio
. Meine liebe Muhme, kehren Sie sich nicht an seine allzu natürlichen Ausdrückungen. Ein Kriegsmann ist dergleichen Reden gewohnt.
Peter
. Das ist wahr. Ich bin noch nach der alten deutschen Art. Und die Frau, die ich nehmen will, muß nicht ein Haar anders sein. Sind Sie so?
Lisette
. Es ist Ihr Glück, daß sie nicht so ist; sonst würde sie Sie schon mit der artigsten Art zur Türe heraus gestoßen haben.
Jungfer Ohldin
. Pfui doch, Lisette. Erzürne ihn nicht.
Lisette
. Was? Ich glaube. Sie treten ihm noch die Brücke. Herr Capitaine, Sie müssen doch närrisch im Kopfe sein, daß Sie glauben, meine Jungfer werde so einen tollen Ehekrüpel nehmen, wie Sie sind. Ich bin ein armes Mägdgen; aber, wenn Sie in Golde bis über die Ohren steckten, ich sähe Sie nicht über die Achsel an. Ha! ha! Was für eine reizende Figur! Einen Stelzfuß, einen Bart, vor dem man weder Nase noch Maul sehn kann – –
Peter
. Hört doch, Plappermaul, nehme ich Euch, oder Eure Jungfer? Wenn ich der anstehe – – Und ich stehe ihr an – – ich weiß. Nicht – –
Jungfer Ohldin
. Ja – – Aber – –
Peter
. Aber – – Aber – – Aber. Wäre Sie schon meine Frau, ich wollte Ihr das dumme Wort aus dem Maule bringen. Wie hoch ist Ihr Vermögen? Wenn es nicht noch dreimal so groß ist, als meine Schulden – –
Lisette
. Darinne besteht vielleicht Ihre Habseligkeit?
Lelio
. Ihre Schulden, mein Herr Capitaine, würden vielleicht das kleinste Hindernis bei der Sache sein. Aber ich seh, daß meine Muhme durch Ihr Betragen –
Jungfer Ohldin
. Stoßen Sie ihn nicht ganz vor den Kopf.
Lisette
zu Petern sachte . Mache es ja recht arg. Sie beißt wirklich sonst noch an – – Nun, was will Er, mein Herr?
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Siebender Auftritt
Herr Rehfuß und die Vorigen.
Herr Rehfuss
. Sie werden es nicht übel nehmen, meine liebe Mademoiselle Ohldin – –
Lisette
. Nein, nein, mein guter Freund, er kömmt an die Falsche. Hier ist die Mademoiselle Ohldin – –
Herr Rehfuss
. Sie werden es nicht übel nehmen, meine liebe Mademoiselle, daß ich – –
Peter
. Mein Freund, wenn Ihr was zu sagen habt, so macht es kurz. Gleich muß uns auch so ein Narr in unsern wichtigsten Traktaten stören.
Herr Rehfuss
. Meine liebe Mademoiselle, ich habe mir von dem Herrn von Schlag sagen lassen – –
Peter
. Von wem? von mir?
Herr Rehfuss
. Nein, nein. Verzeihen Sie, von dem Herrn von Schlag; daß er die Mademoiselle Ohldin in wenig Tagen heiraten werde.
Lisette
. Verfluchter Streich!
Peter
. Was hätte ich Euch gesagt? – –
Herr Rehfuss
. Weil mir nun der Herr Capitaine einige hundert Taler auf einen Wechsel schuldig ist – –
Peter
. Was wäre ich Euch schuldig? Seid Ihr närrisch?
Herr Rehfuss
. Ich rede von dem Herrn Capitaine. Der Wechsel ist heute um, und es stünde bei mir, ihn in Verhaft nehmen zu lassen.
Peter
. Mich, in Verhaft nehmen zu lassen?
Lisette
. Schweig, Peter, sonst sind wir verraten.
Herr Rehfuss
. Weil er mir aber gesagt, daß seine Jungfer Braut für ihn bezahlen wollte, so habe ich mich erkundigen wollen, ob die Mademoiselle Ohldin – –
Jungfer Ohldin
. Mein Herr Capitaine, ich weiß nicht wie Sie sich auf mein Wort so viele Rechnung im voraus haben machen können? Wenn Sie schuldig sind –
Herr Rehfuss
. Nein doch, Mademoiselle, die Rede ist von dem Herrn Capitaine von Schlag.
Jungfer Ohldin
. Je nu, das ist er ja – –
Peter
. Ja, ja, ich bins mein Freund. Laß Er sich um
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