Werke
nicht bezahlen – –
Jungfer Ohldin
. Sachte! sachte! Sie wissen vielleicht noch nicht, daß eben der Herr Capitaine von Schlag mein Bräutigam ist.
Clitander
. Was? Die nackigte Maus? Ihr Bräutigam? Der Lumpenhund, ist mir nun schon seit drei Monaten 25 Stück Dukaten schuldig, die ich ihm auf dem Billard abgewonnen habe. Wie kommen Sie zu dem?
Jungfer Ohldin
. Herr Oronte, bei dem er im Hause wohnt, ist der Freiersmann gewesen. Und ich bitte, reden Sie ein wenig bescheidener von ihm.
Clitander
. Ei, was? Hören Sie, Mademoiselle, ich lege auf Ihre Person Arrest. Und der Teufel soll mich holen, wo er Sie eher ehlichen darf, bis ich mein Geld habe.
Jungfer Ohldin
. Das wird er Ihnen nicht vorenthalten – –
Clitander
. Ei ja. Wenn ich sein einziger Schuldmann wäre. Aber, ich will wenig sagen, es sind ihrer gewiß so viel, als ich, er und Sie Haare auf dem Kopfe haben.
Jungfer Ohldin
. Behüte mich Gott! das hat mir Herr Oronte nicht gesagt.
Clitander
. Ich will itzo den Augenblick hingehen. Ich will ihm die Hölle so heiß machen. Er soll sich wohl unterstehen, ein ehrliches Frauenzimmer hinters Licht zu führen.
Jungfer Ohldin
. Sein Sie nicht so hitzig. Verziehen Sie. Ich bitte. Ich will selbst, wenn es nicht anders ist, die 25 Dukaten – – –
Clitander
. Lassen Sie mich. Eh der verfluchte Kerl Sie heiraten, und sich mit Ihrem Gelde breit machen soll – – eher – ja eher will ich selbst in einen sauren Apfel beißen, lieber will ich selbst die Mühe über mich nehmen, und Sie heiraten. Leben Sie wohl unterdessen.
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Vierter Auftritt
Jungfer Ohldin
. Ach daß Gott! wie geschieht mir! Müssen denn alle Vorschläge, die mir zum Heiraten getan werden, vergebens sein! Das ist nun schon über das zwölfte mal! Aber der Herr Capitaine soll doch so ein artiger Mann sein. – – Je was schadet es? wenn er auch was schuldig ist. Man kann das Geld doch nicht mit ins Grab nehmen – – Und wer weiß, ob es so arg ist, als es Clitander macht. Ach der liebe Herr Capitaine von Schlag! Es bleibt dabei, ich behalte ihn. Und ist es nicht einerlei, ob ich ihm, oder meinem lüderlichen Vetter, das Vermögen gebe? Er läßt michs vielleicht wieder genießen, aber mein Vetter – – –
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Fünfter Auftritt
Jungfer Ohldin, Lisette, Herr Kräusel und der Schneider.
Lisette
. Jungfer, hier bringe ich Ihnen zwei Leute, nach denen Sie geschickt haben. Der Herr Schneider, und der Herr Poete.
Jungfer Ohldin
zum Poeten . Willkommen Meister Schneider! Zum Schneider. Gedulden Sie sich einen Augenblick, mein lieber Herr Poete, ich will nur erstlich ihn abfertigen.
Herr Kräusel
. Was? mich einen Schneider zu heißen? Was denken Sie? Himmel, welcher Schimpf! Einen gekrönten Poeten für einen Schneider anzusehn?
Der Schneider
. Und was? Einen ehrlichen Bürger und Meister für einen Poeten anzusehn? Für so einen Müßiggänger? Halten Sie das für keine Injurie?
Lisette
. Sachte, ihr Leutgen, sachte. Sie kennt euch noch nicht.
Herr Kräusel
. Ei was? Ich ein Schneider?
Der Schneider
. Was, ich ein Poete?
Herr Kräusel
. Lassen Sie sich das Gedicht von ihm machen, wenn er kann. Adieu.
Der Schneider
. Lassen Sie sich die Kleider von ihm machen, wenn er kann. Adieu.
Lisette
. Warten Sie doch. Wer wird sich um ein Versehn gleich so ärgern. Sie sind beide ehrliche rechtschaffene Leute, die man nicht entbehren kann.
Herr Kräusel
. Einen Mann, der Tag und Nacht mit den göttlichen Musen umgeht, einen Schneider zu heißen? Das ist unerträglich! Lassen Sie mich fort. Geht ab.
Der Schneider
. Ein Mann, der wohl fürstliche Personen gekleidet hat, soll sich einen Poeten schimpfen lassen? Ich versteh meine Profession. Es wird mir niemand was Übels nachzusagen haben. Und ich will den Schimpf gewiß auch nicht leiden. Wir wollens schon sehen; wir wollens schon sehn. Geht ab.
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Sechster Auftritt
Jungfer Ohldin, Lisette und Herr Kräusel.
Jungfer Ohldin
. Sind das nicht Narren! Ich kann es bei Gott beteuren, daß ich sie nicht gekannt habe.
Lisette
. O der Poete ist nach Brote gewöhnt, der kömmt wieder. Da haben wir ihn!
Herr Kräusel
. Der Klügste gibt nach! Und dieses bin ich. Ich habe es im Herausgehen überlegt, daß – –
Lisette
. Daß ein Schneider freilich eher trotzen kann, als ein Poete – –
Herr Kräusel
. Daß der Zorn einem Weisen nicht anstehet. Ich verzeihe Ihnen also Ihren Irrtum. Lernen Sie nur daraus, daß in manchem Menschen mehr steckt, als man ihm ansieht. Doch was
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