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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Komm fort. Ich will dich deine Partie anderswo überhören.
    Peter
. Nu. Nu. Geborgt ist nicht geschenkt!
    { ‡ }
Dritter Auftritt
    Herr Kräusel
. geht sein Gedichte durch.
    Die Henne pflegt dem muntern Hahn
    Vor sein Bemühen zu danken.
    Das nenne ich schalkhaft! Dahinter steckt was.
    Die faulen Käse stinken stark,
    Die Laus hat sechzehn Füße .
    Appetitliche Stelle!
    Ein Bräutigam muß sich tummeln .
    Ha! in der Zeile herrscht eine recht anakreontische Feinheit.
    Ein Reifrock braucht wohl manchen Stich .
    Loser Vogel! Die Poeten sind doch verzweifelte Köpfe!
    Ein floh hat breite Tatzen .
    Ich versteh auch die Naturlehre.
    Der Schafbock schreit aus lautem Ton,
    Mich dünkt er wird bald lammen .
    Hier ziele ich auf die Freigeister. Man wirds schon verstehn.
    { ‡ }
Vierter Auftritt
    Lelio. Jungfer Ohldin. Herr Kräusel.
    Herr Kräusel
. Kommen Sie! Kommen Sie! Ich bin fertig. Ich bin fertig. O! ein ganz wunderbar schönes Gedichte habe ich gemacht. Ich habe mich hier so zu sagen selbst übertroffen. Ich hätte nimmermehr geglaubt, daß ich so eine Gabe zu scherzen hätte. Sonst habe ich meine Stärke im Ernsthaften. Sonderlich die theologisch-polemisch-poetischen Sachen laufen mir gut von Händen. Sie haben doch wohl die erbauliche Komödie gelesen, die ich wider Edelmannen gemacht habe? O! das ist ein Stück, als schwerlich jemals auf das Theater wird gekommen sein. Doch wieder auf mein Carmen zu kommen. Hier ist es, meine liebe Jungfer Ohldin. Sie können es nun drucken lassen, unter was für einem Namen Sie wollen.
    Jungfer Ohldin
. Ganz gut. Ich muß es aber nur vorher dem Herrn von Schlag zeigen. Die Adlichen sind sehr ekel in dergleichen Sachen. Er möchte doch wohl hier und da was zu ändern finden.
    Herr Kräusel
. Das steht Ihnen frei. Nur werden Sie so gütig sein, und beiderseits den Vers, den ich nicht ohne Ursache habe mit einfließen lassen, in Erwägung ziehn. Er ist allen christlichen Herzen zum Nachdenken geschrieben.
    Jungfer Ohldin
. Welchen?
    Herr Kräusel
. Hier auf der andern Seite:
    Ich schmelze itzt Miseriam,
    Jungfer Ohldin
. Was ist das? Miseriam?
    Herr Kräusel
. Ja, die Poeten sind sehr schamhaft. Sie sagen es nicht gern allzu deutsch, wo sie der Schuh drückt. Doch ich habe das gute Vertrauen, daß Ihre milde Großmut Ihrer Unwissenheit hierinnen schon abhelfen wird.
    Lelio
. Sollten Sie es nun nicht bald verstehn, Jungfer Muhme?
    Jungfer Ohldin
. Nein, in der Tat.
    Herr Kräusel
. O, ich bitte, mein Herr, haben Sie die Gutheit für mich, und überheben Sie mich einer deutlichen Erklärung, die mir allzuviel Schamröte kosten würde. Er hält den Hut vors Gesichte.
    Lelio
. Sorgen Sie nicht. Meine Muhme wird sich schon erkenntlich gegen Sie bezeigen.
    Jungfer Ohldin
. War es das? Ja, ja, mein Herr Poete, ich will mich schon bei Ihnen abfinden.
    Herr Kräusel
. Ach! es hat gar nichts zu bedeuten. Glauben Sie nicht, daß ich so eigennützig bin. Die Ehre, nichts als die Ehre, ist es, was ich durch meine Poesie suche. Denn unsre Arbeit kann uns so nicht bezahlt werden. Aber was dächten Sie, daß ich oft für so ein Carmen genommen habe?
    Lelio
. Sonst haben die Herren Poeten in Gewohnheit, daß sie nehmen, was sie kriegen. Ich weiß nicht, wie Sies halten.
    { ‡ }
Fünfter Auftritt
    Lisette. Lelio. Jungfer Ohldin. Herr Kräusel.
    Lisette
. Freuen Sie sich, meine liebe Jungfer! Ihr werter Herr Bräutigam, der Herr Capitaine von Schlag, wird den Augenblick bei Ihnen sein. Er ist schon mit allen seinen Annehmlichkeiten auf der Treppe. Der gute Mann muß sie auf allen vieren herankriechen. Das hölzerne Bein, die zerlappte Montierung, der kriegerische Knebelbart, sind die deutlichsten Kennzeichen eines Helden, der sich es um sein Vaterland sehr viel hat kosten lassen. O wie beneidenswert sind Sie! In der Tat, Sie haben nicht umsonst gewartet. Was lange wird, wird gut.
    Jungfer Ohldin
. Bist du närrisch? Weise ihn ab. Es wird ein Bettler sein.
    Lisette
. Nein. Nein. Nach Ihrer Beschreibung wird er es wohl selbst sein.
    Herr Kräusel
. Wie können Sie sich so an das Äußere stoßen? Mich sahen Sie auch für einen Schneider an. Und ich muß Ihnen die Lehre noch einmal geben: Es steckt oft mehr in einem Menschen, als man ihm ansieht.
    Lisette
. Er seufzet schon recht herzlich nach Ihnen, und flucht, daß das Haus einfallen möchte, weil man ihm nicht entgegen kömmt.
    Jungfer Ohldin
. Und das soll der Herr Capitaine sein?
    Lisette
. Ja. Ja. Nun da sehn Sie ihn selbst mit Leib und

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