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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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kommen – –
    Wumshäter
. Die Ihnen so ähnlich sein soll? Wie ähnlich wird sie Ihnen nun wohl sein? Man wird ohngefähr erkennen können, daß Sie beide aus einer Familie sind.
    Lelio
. Kleinigkeit! Unsere Eltern selbst, konnten uns in der Kindheit nicht unterscheiden, wenn wir aus Mutwillen die Kleider vertauscht hatten.
    Valer
. Und nun bedenken Sie einmal, liebster Herr Vater; wenn es wahr ist, was Sie oft selbst gesagt haben, daß schon aus dem Äußerlichen des Herrn Lelio, aus seiner Gesichtsbildung, aus seinen Mienen, aus dem bescheidenen Feuer seiner Augen, aus seinem Gange, der innere Wert seiner Seele, sein Verstand, seine Tugend, und alle die Eigenschaften, die Sie an ihm schätzen, zu schließen wären; bedenken Sie einmal, sage ich, ob man bei seiner liebenswürdigen Schwester aus eben dem Äußerlichen, aus eben der Gesichtsbildung, aus eben den Mienen, aus eben den Augen, aus eben dem Gange, einen andern Schluß zu machen habe? Gewiß nicht.
    Wumshäter
. Gewiß ja! Damit du mich aber nicht zwingen kannst, dir dieses weitläuftig zu beweisen, so darf ich es nur platterdings für unmöglich erklären, daß seine Schwester ihm so ähnlich sehen kann, als ihr sagt.
    Lelio
. Beweisen Sie ihm ja lieber jenes, Herr Wumshäter, als daß Sie dieses leugnen sollten, denn Sie möchten sonst, vielleicht noch heute, durch den Augenschein eingetrieben werden.
    Wumshäter
. Wie so durch den Augenschein?
    Lelio
. Hat es Ihnen Valer noch nicht gesagt, daß er meine Schwester heut erwartet?
    Wumshäter
. Wie? sie will selbst kommen? Aller Hochachtung unbeschadet, Herr Lelio, die ich gegen Sie hege, muß ich Ihnen doch frei bekennen, daß ich nicht ein Bißchen begierig bin, Ihr weibliches Ebenbild kennen zu lernen.
    Valer
. Und eben, weil ich dieses wußte, Herr Vater, habe ich Ihnen noch bis jetzt von ihrer Ankunft nichts sagen wollen. Ich will aber doch hoffen, daß ich das Vergnügen haben darf, sie Ihnen vorzustellen?
    Wumshäter
. Wenn du nur nicht verlangst, daß ich ihr, als meiner künftigen Schwiegertochter begegnen soll.
    Valer
. Aber als der Schwester des Lelio werden Sie ihr doch begegnen?
    Wumshäter
. Nach dem ich sie finde. – – Nun, was willst du, Laura? –
    { ‡ }
Sechster Auftritt
    Laura. Die Vorigen.
    Laura
. Ihnen nochmals danken, liebster Herr Vater, daß Sie so gütig sein wollen, mich meinem Bruder mit zu geben.
    Wumshäter
. Laß nur gut sein! –
    Laura
. Ihre väterliche Liebe ist meiner Bitte zuvor gekommen.
    Wumshäter
. Schweig doch! –
    Laura
. Wahrhaftig, ich habe Sie selbst darum ersuchen wollen.
    Wumshäter
. Was gehts mich an?
    Laura
. Nur wußte ich nicht, wie ich meine Bitte am behutsamsten vorbringen sollte. Ich fürchtete, –
    Wumshäter
. Ich fürchte, daß ich mir noch die Schwindsucht über dein Plaudern an den Hals ärgern werde.
    Laura
. Ich fürchtete, sag ich, Sie möchten meine Begierde, bei meinem Bruder zu leben, einer falschen Ursache beimessen. –
    Wumshäter
. Bist du noch nicht fertig?
    Laura
. Einem sträflichen Überdrusse vielleicht, länger bei Ihnen zu bleiben –
    Wumshäter
. Ich werde dir das Maul zuhalten müssen.
    Laura
. Aber ich versichere, – –
    Wumshäter
. Nun, wahrhaftig, ein Pferd, das den Koller bekömmt, ist leichter aufzuhalten, als das Plappermaul eines solchen Nickels. – Du sollst wissen, daß ich nicht im geringsten dabei auf dich gesehen habe. Ich gebe dich dem Bruder mit, weil du dem Bruder die Haushaltung führen sollst, und weil ich dich los sein will. Ob es dir aber angenehm, oder unangenehm ist, das kann mir gleich viel gelten.
    Laura
. Ich höre wohl, Herr Vater, daß Sie nur deswegen Ihre Wohltat so klein und zweideutig machen, um mich einer formellen Danksagung zu überheben. Ich schweige also – Aber du, mein lieber Bruder, –
    Wumshäter
. Ja, ja; sie schweigt, das ist: sie fängt mit einem andern an zu plaudern.
    Laura
. Du wirst mich doch hoffentlich nicht ungern mit dir nehmen?
    Valer
. Liebe Schwester, – –
    Laura
. Gut, gut; erspare nur deine Versicherungen. Ich weiß schon, daß du mich liebst. Wie vergnügt will ich in deinem Umgange sein, den ich so viele Jahre habe entbehren müssen.
    Valer
. Ich kann dir es unmöglich zumuten, eine geliebte Vaterstadt, wo du so viele Freunde und Verehrer hast, meinetwegen mit einem ganz unbekannten Orte zu vertauschen.
    Wumshäter
. Aber ich mute es ihr zu! Ich will doch nicht hoffen, daß ihr mit einander komplimentiert?
    Laura
. Hörst du? – – Und was willst du

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