Werke
Anpreisung des Lelio darin. O, er soll es erfahren, wie sehr du ihm das Wort sprichst; er soll es heute noch erfahren. Lebe wohl, Bruder!
Valer
. Ein Wort im Ernst, Schwester.
Laura
. Im Ernste? Bisher also hast du gescherzt? Ja, das laß ich gelten.
Valer
. Höre, ich sage dir mit trocknen Worten: Lelio kann unmöglich der Deinige werden; glaube mir, er kann es unmöglich werden; unmöglich!
Laura
. Ha! ha! ha! Wenn ich nun nicht bald gehe, so wirst du mir vielleicht vertrauen, daß er schon verheiratet sei. Ha! ha! ha! Geht ab.
Valer
. Närrisches Mädchen! – Ich habe es wahrhaftig nicht wagen dürfen, ihr von dem Anschlage des Herrn Solbist etwas zu sagen. Sie würde ihm bei dem Vater zuvorkommen; und alsdenn wäre alles aus. Wir müssen ihr wider ihren Willen dienen, wenn sie uns am Ende danken soll. – Da ist sie ja schon wieder.
Laura
kömmt ganz ernsthaft zurück. Bruder –
Valer
. Nun, so ernsthaft?
Laura
. Unmöglich, hast du gesagt? Erkläre mir doch diese Unmöglichkeit.
Valer
. Der Vater erwartet mich in dem Garten. Ich muß dir es also ganz kurz erklären. Unmöglich ist das, – was nicht möglich ist. Auf Wiedersehen, liebe Schwester. Geht ab.
Laura
. So? Ich bedanke mich! – Geduld! ich muß sehen, wie ich den Lelio zu sprechen bekomme. Geht ab.
Ende des ersten Aufzuges.
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Zweiter Aufzug
Erster Auftritt
Lelio
oder
Hilaria
. Bald werde ich es selbst glauben, daß ich der guten Laura zu viel Liebkosungen gemacht habe. Wir armes Geschlecht! Wie leicht sind wir zu hintergehen! Sie winkte mir eben jetzt sehr vertraulich; sie wird mich sprechen wollen. Ja, ja, dacht ich es doch! Gut, daß ich mich gefaßt gemacht habe.
{ ‡ }
Zweiter Auftritt
Laura. Lelio.
Laura
. Armer Lelio, haben Sie sich von der verdrüßlichen Gesellschaft meines Vaters endlich los gemacht? Wie sehr wünschte ich, daß doch nur eine Person in unserm Hause sein möchte, deren angenehmere Gesellschaft Sie schadlos halten könnte.
Lelio
bei Seite. Sie weiß ein verliebtes Gespräch vortrefflich einzufädeln! Schwerlich werde ich die Vorbereitungen zu meinem Rückzuge eben so fein zu machen wissen.
Laura
. Sie antworten mir nicht?
Lelio
. Was soll ich Ihnen antworten?
Laura
. Es ist wahr, was soll man antworten, wenn einem die Antwort in den Mund gelegt wird? Sie hätten mir es eben so galant, gerade heraussagen können: daß wenigstens ich die gedachte Person nicht sei.
Lelio
. Grausame Laura!
Laura
. Barmherziger Lelio!
Lelio
. Barbarische Schöne!
Laura
. Noch mehr? – Haben Sie Mitleiden, und machen mich menschlicher.
Lelio
. Sie spotten meiner? – Ich Unglücklicher! O, daß ich Sie niemals, oder wenigstens eher gekannt hätte!
Laura
. Noch kein Ende mit Ihren Ausrufungen? Aber was wollen Sie damit?
Lelio
. Was habe ich Ihnen getan, daß Sie eine Flamme in mir ernähren, die mich ohne Hülfe verzehren wird?
Laura
. Nun kommen Sie doch allmählig ins Fragen, und ich habe Hoffnung bald aus Ihnen klug zu werden.
Lelio
. Womit habe ich es verschuldet, daß Sie mich in eine hoffnungslose Liebe verwickeln?
Laura
. Fragen Sie weiter, vielleicht findet sich doch etwas, worauf ich antworten kann.
Lelio
. War Ihnen denn so viel daran gelegen, mich zu einem unschuldigen Schlachtopfer Ihrer Reize zu machen? Was für ein Vergnügen versprachen Sie sich aus meiner Verzweiflung? Genießen Sie es nur, genießen Sie es. Aber daß es ein andrer mit genießen soll, der Sie unmöglich so zärtlich lieben kann, als ich Sie liebe, das geht mir durch die Seele!
Laura
. Im Vorbeigehen: Sie sind doch wohl nicht gar eifersüchtig?
Lelio
. Eifersüchtig? Nein, man hört auf, eifersüchtig zu sein, wenn man alle Hoffnung verloren hat, und man kann weiter nichts sein, als neidisch.
Laura
bei Seite. Was soll ich von ihm denken? – Darf man den Glücklichen nicht wissen, den Sie beneiden?
Lelio
. Fahren Sie nur fort, sich zu verstellen. Ihre Verstellung eben hat mein Unglück gemacht. Je schöner ein Frauenzimmer ist, desto aufrichtiger sollte es sein; denn nur durch ihre Aufrichtigkeit kann es dem Schaden vorbauen, den seine Schönheit verüben würde. Gleich nach den ersten Höflichkeitsbezeigungen, wenigstens gleich nach den ersten zärtlichen Blicken, die ich auf Sie richtete, gleich nach den ersten Seufzern, die mir meine neue Liebe auspreßte, hätten Sie zu mir sagen sollen: »Mein Herr, ich warne Sie, sein Sie auf ihrer Hut. Lassen Sie sich meine Schönheit nicht zu weit führen; Sie kommen zu spät, mein
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