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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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denn mit deiner ganz unbekannten Stadt? Werde ich dich nicht da haben? Wird nicht Lelio da sein? Werde ich nicht seine vortreffliche Schwester da finden? Zum Lelio. Erlauben Sie mir, mein Herr, –
    Wumshäter
. Das dacht ich wohl, ihr Schnadern geht die Reihe herum.
    Laura
. Erlauben Sie mir, sag ich, Ihre Schwester immer im voraus, als meine Freundin zu betrachten. Sie darf nur die Hälfte von den Vollkommenheiten ihres Bruders besitzen, wenn ich sie eben so sehr lieben soll, als ich diesen hochschätze.
    Wumshäter
. Nu? ich glaube gar, du unterstehst dich, ehrlichen Leuten Schmeicheleien zu sagen? – Es tut mir leid, Herr Lelio, daß Sie das unbesonnene Ding schamrot machen soll.
    Valer
sachte zum Lelio. Antworten Sie ihr ja nicht zu verbindlich – –
    Lelio
. Liebenswürdige Laura, – –
    Valer
sachte zum Lelio. Nicht zu verbindlich, sage ich.
    Lelio
. Schönste Laura, – –
    Valer
sachte zum Lelio. Nehmen Sie sich in Acht! – –
    Lelio
. Madmoisell, – –
    Wumshäter
zur Laura. Da, sieh einmal, wie verwirrt du ihn gemacht hast. Aber es ist ein Zeichen seines Verstandes; denn je verständiger ein Mann ist, desto weniger kann er sich aus euerm Gickelgackel und Wischiwaschi nehmen. – Kommen Sie nur, Lelio, wir wollen lieber im Garten ein wenig auf und niedergehen, als bei dem Weibsbilde länger bleiben. Folge uns ja nicht nach! Aber du, Valer, kannst mitkommen. Lelio macht der Laura eine Verbeugung. Ei, was soll das? Sie werden sich doch wohl kein Gewissen machen, ihr ohne Referenz den Rücken zuzukehren? Laura erwidert die Verbeugung. Und dir, Mädel, sag ich, laß die Knickse bleiben, oder – – Das verwünschte Pack! Wenn die Zunge müde ist, so verfolgt es einen noch mit Grimassen.
    Valer
. Ich werde gleich nachkommen. Wumshäter und Lelio gehen ab.
    { ‡ }
Siebenter Auftritt
    Valer. Laura.
    Valer
. Nun, Schwester, sage mir einmal, was ich von dir denken soll?
    Laura
. Sage mir doch erst, was ich von deinem Lelio denken soll?
    Valer
. Du bist wirklich entschlossen, mit mir zu reisen?
    Laura
. Wer es doch glaubte, daß Lelio kein Kompliment zu beantworten wisse! Ich kenn ihn besser. Wie viel schöne Sachen hat er mir nicht vorgesagt, wenn er mich dann und wann allein gefunden. Aber, Bruder, er soll mir sie gewiß nicht mehr allein sagen. Ich will ihn bald dazu bringen, daß er mir sie in deiner, und des Vaters Gegenwart, sagen soll. Daß er sich gegen diesen bisher verstellt, daran hat er sehr wohl getan. Er mußte sich seiner Gewogenheit versichern. Aber nun, sollte ich meinen, könnte er die Maske schon nach und nach ein wenig aufheben.
    Valer
. Ich erstaune! – –
    Laura
. Ich möchte doch wissen, worüber? Bin ich erstaunt, daß du seiner Schwester gefallen hast?
    Valer
. Das heißt, ich soll so billig sein, und auch nicht darüber erstaunen, daß du ihrem Bruder gefallen hast. Aber Leander – –
    Laura
. Sage mir nur nichts von Leandern, ich bitte dich. Der sollte längst wissen, woran er wäre. Habe ich ihm nicht, seit einigen Tagen, alle seine Briefe unerbrochen wieder zurück geschickt?
    Valer
. Aber nur seit einigen Tagen.
    Laura
. Spöttischer Bruder! – Könnte es dir denn aber unangenehm sein, wenn du mit der Familie des Lelio auf eine doppelte Art verbunden würdest?
    Valer
. Ich wette wie viel, daß du dich nicht deutlicher erklären kannst!
    Laura
. Wette nicht; denn sieh, ob du nicht die Wette verloren hättest. – Ich weiß, woran ich mit dem Lelio bin. Er hat mir seine Liebe gestanden; mit mehr Lebhaftigkeit, mit mehr Zärtlichkeit, als es Leander jemals getan hat. Und weißt du denn nicht, wie wir Mädchen es machen? Wenn ich zu meinem Kaufmanne in das Gewölbe komme, ich versichre dich, ich kaufe niemals den Stoff, den ich zuerst behandelt habe. Und wollte der Kaufmann darüber verdrüßlich werden, so würde ich sagen: warum weisen Sie mir den nicht gleich zuerst, der mir am besten gefällt?
    Valer
. Der Kaufmann wird darüber nicht verdrüßlich werden, denn er weiß aus der Erfahrung, daß, wenn ihr euch lange und viel besonnen habt, ihr endlich doch auf das Schlechteste fallt; auf eine Farbe, auf ein Muster, das längst nicht mehr Mode gewesen. Und eher merkt ihr auch euren Selbstbetrug nicht, als bis ihr den Einkauf zu Hause mit Muße besehen habt. Wie sehr wünscht ihr euch alsdenn das, was ihr zuerst behandelt hattet!
    Laura
. Du kannst ein Gleichnis vortrefflich ausführen. Willst du nicht so gut sein, und es nunmehr auch applizieren? Es liegt keine schlechte

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