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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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bleiben?
    Christoph
. Gewisse Betrachtungen, mein Herr Baron, die den Eigensinn meines Herrn zum Grunde, und seine Großmut zum Vorwande haben.
    Der Reisende
. Mein Diener ist öfters nicht klug: verzeihen Sie ihm. Ich sehe, daß Ihre Bitten in der Tat mehr als Komplimente sind. Ich ergebe mich; damit ich nicht aus Furcht grob zu sein, eine Grobheit begehen möge.
    Der Baron
. O! was für Dank bin ich Ihnen schuldig!
    Der Reisende
. Ihr könnt nur gehen, und wieder abpacken! Wir wollen erst morgen fort.
    Das Fräulein
. Nu! hört Er nicht? Was steht Er denn da? Er soll gehn, und wieder abpacken.
    Christoph
. Von Rechts wegen sollte ich böse werden. Es ist mir auch beinahe, als ob mein Zorn erwachen wollte; doch weil nichts Schlimmers daraus erfolgt, als daß wir hier bleiben, und zu essen und zu trinken bekommen, und wohl gepflegt werden, so mag es sein! Sonst laß ich mir nicht gern unnötige Mühe machen: wissen Sie das?
    Der Reisende
. Schweigt! Ihr seid zu unverschämt.
    Christoph
. Denn ich sage die Wahrheit.
    Das Fräulein
. O! das ist vortrefflich, daß Sie bei uns bleiben. Nun bin ich Ihnen noch einmal so gut. Kommen Sie, ich will Ihnen unsern Garten zeigen; er wird Ihnen gefallen.
    Der Reisende
. Wenn er Ihnen gefällt, Fräulein, so ist es schon so gut, als gewiß.
    Das Fräulein
. Kommen Sie nur; – – unterdessen wird es Essenszeit. Papa, Sie erlauben es doch?
    Der Baron
. Ich werde euch so gar begleiten.
    Das Fräulein
. Nein, nein, das wollen wir Ihnen nicht zumuten. Sie werden zu tun haben.
    Der Baron
. Ich habe jetzt nichts Wichtigers zu tun, als meinen Gast zu vergnügen.
    Das Fräulein
. Er wird es Ihnen nicht übel nehmen: nicht wahr mein Herr? Sachte zu ihm. Sprechen Sie doch Nein. Ich möchte gern mit Ihnen allein gehen.
    Der Reisende
. Es wird mich gereuen, daß ich mich so leicht habe bewegen lassen, hier zu bleiben, so bald ich sehe, daß ich Ihnen im geringsten verhinderlich bin. Ich bitte also – –
    Der Baron
. O! warum kehren Sie sich an des Kindes Rede?
    Das Fräulein
. Kind? – – Papa! – – beschämen Sie mich doch nicht so! – Der Herr wird denken, wie jung ich bin! – Lassen Sie es gut sein; ich bin alt genug, mit Ihnen spazieren zu gehen – Kommen Sie! – – Aber sehen Sie einmal: Ihr Diener steht noch da, und hat die Mantelsäcke unter den Armen.
    Christoph
. Ich dächte, das ginge nur den an, dem es sauer wird?
    Der Reisende
. Schweigt! Man erzeigt Euch zu viel Ehre – –
    { ‡ }
Neunter Auftritt
    Lisette. Die Vorigen.
    Der Baron
indem er Lisetten kommen sieht. Mein Herr, ich werde Ihnen gleich nachfolgen, wann es Ihnen gefällig ist, meine Tochter in den Garten zu begleiten.
    Das Fräulein
. O! bleiben Sie so lange, als es Ihnen gefällt. Wir wollen uns schon die Zeit vertreiben. Kommen Sie! Das Fräulein und der Reisende gehen ab.
    Der Baron
. Lisette, dir habe ich etwas zu sagen! – –
    Lisette
. Nu?
    Der Baron
sachte zu ihr. Ich weiß noch nicht, wer unser Gast ist. Gewisser Ursachen wegen, mag ich ihn auch nicht fragen. Könntest du nicht von seinem Diener – –
    Lisette
. Ich weiß, was Sie wollen. Dazu trieb mich meine Neugierigkeit von selbst, und deswegen kam ich hieher. –
    Der Baron
. Bemühe dich also, – – und gib mir Nachricht davon. Du wirst Dank bei mir verdienen.
    Lisette
. Gehen Sie nur.
    Christoph
. Sie werden es also nicht übel nehmen, mein Herr, daß wir es uns bei Ihnen gefallen lassen. Aber ich bitte, machen Sie sich meinetwegen keine Ungelegenheit; ich bin mit allem zufrieden, was da ist.
    Der Baron
. Lisette, ich übergebe ihn deiner Aufsicht. Laß ihn an nichts Mangel leiden. Geht ab.
    Christoph
. Ich empfehle mich also, Mademoisell, Dero gütigen Aufsicht, die mich an nichts wird Mangel leiden lassen. Will abgehen.
    { ‡ }
Zehnter Auftritt
    Lisette. Christoph.
    Lisette
hält ihn auf. Nein, mein Herr, ich kann es unmöglich über mein Herz bringen, Sie so unhöflich sein zu lassen – Bin ich denn nicht Frauenzimmers genug, um einer kurzen Unterhaltung wert zu sein?
    Christoph
. Der Geier! Sie nehmen die Sache genau, Mamsell. Ob Sie Frauenzimmers genug oder zu viel sind, kann ich nicht sagen. Wenn ich zwar aus Ihrem gesprächigen Munde schließen sollte, so dürfte ich beinahe das letzte behaupten. Doch dem sei, wie ihm wolle; jetzt werden Sie mich beurlauben; – – Sie sehen, ich habe Hände und Arme voll. – – Sobald mich hungert oder dürstet, werde ich bei Ihnen sein.
    Lisette
. So machts unser Schirrmeister

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