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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Geschlecht durch alles, was dem stärkern nicht ansteht? So soll sich der Mann alles erlauben, was dem Weibe geziemet? Welches bestimmte die Natur zur Stütze des andern?
    Das Fräulein
. Beruhigen Sie sich, Tellheim! – Ich werde nicht ganz ohne Schutz sein, wenn ich schon die Ehre des Ihrigen ausschlagen muß. So viel muß mir immer noch werden, als die Not erfordert. Ich habe mich bei unserm Gesandten melden lassen. Er will mich noch heute sprechen. Hoffentlich wird er sich meiner annehmen. Die Zeit verfließt. Erlauben Sie, Herr Major. –
    Von Tellheim
. Ich werde Sie begleiten, gnädiges Fräulein. –
    Das Fräulein
. Nicht doch, Herr Major; lassen Sie mich –
    Von Tellheim
. Eher soll Ihr Schatten Sie verlassen! Kommen Sie nur, mein Fräulein; wohin Sie wollen; zu wem Sie wollen. Überall, an Bekannte und Unbekannte, will ich es erzählen, in Ihrer Gegenwart des Tages hundertmal erzählen, welche Bande Sie an mich verknüpfen, aus welchem grausamen Eigensinne Sie diese Bande trennen wollen –
    { ‡ }
Zehnter Auftritt
    Just. Die Vorigen.
    Just
mit Ungestüm. Herr Major! Herr Major!
    Von Tellheim
. Nun?
    Just
. Kommen Sie doch geschwind, geschwind!
    Von Tellheim
. Was soll ich? Zu mir her! Sprich, was ists?
    Just
. Hören Sie nur – Redet ihm heimlich ins Ohr.
    Das Fräulein
indes bei Seite zur Franziska. Merkst du was, Franziska?
    Franziska
. O, Sie Unbarmherzige! Ich habe hier gestanden, wie auf Kohlen!
    Von Tellheim
zu Justen. Was sagst du? – Das ist nicht möglich! – Sie? Indem er das Fräulein wild anblickt. – Sag es laut; sag es ihr ins Gesicht! – Hören Sie doch, mein Fräulein! –
    Just
. Der Wirt sagt, das Fräulein von Barnhelm habe den Ring, welchen ich bei ihm versetzt, zu sich genommen; sie habe ihn für den ihrigen erkannt, und wolle ihn nicht wieder herausgeben. –
    Von Tellheim
. Ist das wahr, mein Fräulein? – Nein, das kann nicht wahr sein!
    Das Fräulein
lächelnd. Und warum nicht, Tellheim? – Warum kann es nicht wahr sein?
    Von Tellheim
heftig. Nun, so sei es wahr! – Welch schreckliches Licht, das mir auf einmal aufgegangen! Nun erkenne ich Sie, die Falsche, die Ungetreue!
    Das Fräulein
erschrocken. Wer? wer ist diese Ungetreue?
    Von Tellheim
. Sie, die ich nicht mehr nennen will!
    Das Fräulein
. Tellheim!
    Von Tellheim
. Vergessen Sie meinen Namen! – Sie kamen hierher, mit mir zu brechen. Es ist klar! – Daß der Zufall so gern dem Treulosen zu Statten kömmt! Er führte Ihnen Ihren Ring in die Hände. Ihre Arglist wußte mir den meinigen zuzuschanzen.
    Das Fräulein
. Tellheim, was für Gespenster sehen Sie! Fassen Sie sich doch, und hören Sie mich.
    Franziska
vor sich. Nun mag sie es haben!
    { ‡ }
Eilfter Auftritt
    Werner mit einem Beutel Gold. von Tellheim.
    Das Fräulein. Franziska. Just.
    Werner
. Hier bin ich schon, Herr Major! –
    Von Tellheim
ohne ihn anzusehen. Wer verlangt dich? –
    Werner
. Hier ist Geld! tausend Pistolen!
    Von Tellheim
. Ich will sie nicht!
    Werner
. Morgen können Sie, Herr Major, über noch einmal so viel befehlen.
    Von Tellheim
. Behalte dein Geld!
    Werner
. Es ist ja Ihr Geld, Herr Major. – Ich glaube, Sie sehen nicht, mit wem Sie sprechen?
    Von Tellheim
. Weg damit! sag ich.
    Werner
. Was fehlt Ihnen? – Ich bin Werner.
    Von Tellheim
. Alle Güte ist Verstellung; alle Dienstfertigkeit Betrug.
    Werner
. Gilt das mir?
    Von Tellheim
. Wie du willst!
    Werner
. Ich habe ja nur Ihren Befehl vollzogen. –
    Von Tellheim
. So vollziehe auch den, und packe dich!
    Werner
. Herr Major! Ärgerlich. ich bin ein Mensch –
    Von Tellheim
. Da bist du was Rechts!
    Werner
. Der auch Galle hat –
    Von Tellheim
. Gut! Galle ist noch das Beste, was wir haben.
    Werner
. Ich bitte Sie, Herr Major, –
    Von Tellheim
. Wie vielmal soll ich dir es sagen? Ich brauche dein Geld nicht!
    Werner
zornig. Nun so brauch es, wer da will! Indem er ihm den Beutel vor die Füße wirft, und bei Seite geht.
    Das Fräulein
zur Franziska. Ah, liebe Franziska, ich hätte dir folgen sollen. Ich habe den Scherz zu weit getrieben. – Doch er darf mich ja nur hören – Auf ihn zugehend.
    Franziska
die, ohne dem Fräulein zu antworten, sich Wernern nähert. Herr Wachtmeister! –
    Werner
mürrisch. Geh Sie! –
    Franziska
. Hu! was sind das für Männer!
    Das Fräulein
. Tellheim! – Tellheim! Der vor Wut an den Fingern naget, das Gesicht wegwendet, und nichts höret. – Nein, das ist zu arg! – Hören Sie mich doch! – Sie betrügen sich! – Ein bloßes

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