Werke
nennt,
Und nicht vielmehr den Reichen, hat mich oft
Gewundert.
Tempelherr
. Seinem Volk ist reich und weise
Vielleicht das nämliche.
Daja
. Vor allen aber
Hätt’s ihn den Guten nennen müssen. Denn
Ihr stellt Euch gar nicht vor, wie gut er ist.
Als er erfuhr, wie viel Euch Recha schuldig:
Was hätt’, in diesem Augenblicke, nicht
Er alles Euch getan, gegeben!
Tempelherr
. Ei!
Daja
. Versuchts und kommt und seht!
Tempelherr
. Was denn? wie schnell
Ein Augenblick vorüber ist?
Daja
. Hätt’ ich,
Wenn er so gut nicht wär’, es mir so lange
Bei ihm gefallen lassen? Meint Ihr etwa,
Ich fühle meinen Wert als Christin nicht?
Auch mir wards vor der Wiege nicht gesungen,
Daß ich nur darum meinem Ehgemahl
Nach Palästina folgen würd’, um da
Ein Judenmädchen zu erziehn. Es war
Mein lieber Ehgemahl ein edler Knecht
In Kaiser Friedrichs Heere –
Tempelherr
. Von Geburt
Ein Schweizer, dem die Ehr’ und Gnade ward
Mit Seiner Kaiserlichen Majestät
In einem Flusse zu ersaufen. – Weib!
Wie vielmal habt Ihr mir das schon erzählt?
Hört Ihr denn gar nicht auf mich zu verfolgen?
Daja
. Verfolgen! lieber Gott!
Tempelherr
. Ja, ja, verfolgen.
Ich will nun einmal Euch nicht weiter sehn!
Nicht hören! Will von Euch an eine Tat
Nicht fort und fort erinnert sein, bei der
Ich nichts gedacht; die, wenn ich drüber denke,
Zum Rätsel von mir selbst mir wird. Zwar möcht’
Ich sie nicht gern bereuen. Aber seht;
Eräugnet so ein Fall sich wieder: Ihr
Seid Schuld, wenn ich so rasch nicht handle; wenn
Ich mich vorher erkund’, – und brennen lasse,
Was brennt.
Daja
. Bewahre Gott!
Tempelherr
. Von heut’ an tut
Mir den Gefallen wenigstens, und kennt
Mich weiter nicht. Ich bitt’ Euch drum. Auch laßt
Den Vater mir vom Halse. Jud’ ist Jude.
Ich bin ein plumper Schwab. Des Mädchens Bild
Ist längst aus meiner Seele; wenn es je
Da war.
Daja
. Doch Eures ist aus ihrer nicht.
Tempelherr
. Was solls nun aber da? was solls?
Daja
. Wer weiß!
Die Menschen sind nicht immer, wie sie scheinen.
Tempelherr
. Doch selten etwas Bessers.
Er geht.
Daja
. Wartet doch!
Was eilt Ihr?
Tempelherr
. Weib, macht mir die Palmen nicht
Verhaßt, worunter ich so gern sonst wandle.
Daja
.
So geh’, du deutscher Bär! so geh’! – Und doch
Muß ich die Spur des Tieres nicht verlieren.
Sie geht ihm von weiten nach.
{ ‡ }
Zweiter Aufzug
Erster Auftritt
Die Szene: des Sultans Palast
Saladin und Sittah spielen Schach.
Sittah
. Wo bist du, Saladin? Wie spielst du heut?
Saladin
. Nicht gut? Ich dächte doch.
Sittah
. Für mich; und kaum.
Nimm diesen Zug zurück.
Saladin
. Warum?
Sittah
. Der Springer
Wird unbedeckt.
Saladin
. Ist wahr. Nun so!
Sittah
. So zieh’
Ich in die Gabel.
Saladin
. Wieder wahr. – Schach dann!
Sittah
. Was hilft dir das? Ich setze vor: und du
Bist, wie du warst.
Saladin
. Aus dieser Klemme, seh’
Ich wohl, ist ohne Buße nicht zu kommen.
Mags! nimm den Springer nur.
Sittah
. Ich will ihn nicht.
Ich geh vorbei.
Saladin
. Du schenkst mir nichts. Dir liegt
An diesem Platze mehr, als an dem Springer.
Sittah
. Kann sein.
Saladin
. Mach deine Rechnung nur nicht ohne
Den Wirt. Denn sieh’! Was gilts, das warst du nicht Vermuten?
Sittah
. Freilich nicht. Wie konnt’ ich auch
Vermuten, daß du deiner Königin
So müde wärst?
Saladin
. Ich meiner Königin?
Sittah
.
Ich seh’ nun schon: ich soll heut meine tausend
Dinar’, kein Naserinchen mehr gewinnen.
Saladin
. Wie so?
Sittah
. Frag noch! – Weil du mit Fleiß, mit aller
Gewalt verlieren willst. – Doch dabei find’
Ich meine Rechnung nicht. Denn außer, daß
Ein solches Spiel das unterhaltendste
Nicht ist: gewann ich immer nicht am meisten
Mit dir, wenn ich verlor? Wenn hast du mir
Den Satz, mich des verlornen Spieles wegen
Zu trösten, doppelt nicht hernach geschenkt?
Saladin
. Ei sieh! so hättest du ja wohl, wenn du
Verlorst, mit Fleiß verloren, Schwesterchen?
Sittah
.
Zum wenigsten kann gar wohl sein, daß deine
Freigebigkeit, mein liebes Brüderchen,
Schuld ist, daß ich nicht besser spielen lernen.
Saladin
.
Wir kommen ab vom Spiele. Mach ein Ende!
Sittah
.
So bleibt es? Nun dann: Schach! und doppelt Schach!
Saladin
.
Nun freilich; dieses Abschach hab’ ich nicht
Gesehn, das meine Königin zugleich
Mit niederwirft.
Sittah
. War dem noch abzuhelfen?
Laß sehn.
Saladin
. Nein, nein; nimm nur die Königin.
Ich war mit diesem Steine nie recht
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