Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
Vom Netzwerk:
einmal wieder nieder! – Mir, für mich
    Fehlt nichts, und kann nichts fehlen. Aber ihm
    Ihm fehlet; und in ihm uns allen. – Sagt,
    Was soll ich machen? – Aus Ägypten kommt
    Vielleicht noch lange nichts. Woran das liegt,
    Weiß Gott. Es ist doch da noch alles ruhig. –
    Abbrechen, einziehn, sparen, will ich gern,
    Mir gern gefallen lassen; wenn es mich,
    Bloß mich betrifft; bloß mich, und niemand sonst
    Darunter leidet. – Doch was kann das machen?
    Ein Pferd, Ein Kleid, Ein Schwerd, muß ich doch haben.
    Und meinem Gott ist auch nichts abzudingen.
    Ihm gnügt schon so mit wenigem genug;
    Mit meinem Herzen. – Auf den Überschuß
    Von deiner Kasse, Hafi, hatt’ ich sehr
    Gerechnet.
    Al-Hafi
. Überschuß? – Sagt selber, ob
    Ihr mich nicht hättet spießen, wenigstens
    Mich drosseln lassen, wenn auf Überschuß
    Ich von Euch wär’ ergriffen worden. Ja,
    Auf Unterschleif! das war zu wagen.
    Saladin
. Nun,
    Was machen wir denn aber? – Konntest du
    Vor erst bei niemand andern borgen, als
    Bei Sittah?
    Sittah
. Würd’ ich dieses Vorrecht, Bruder,
    Mir haben nehmen lassen? Mir von ihm?
    Auch noch besteh’ ich drauf. Noch bin ich auf
    Dem Trocknen völlig nicht.
    Saladin
. Nur völlig nicht!
    Das fehlte noch! – Geh gleich, mach Anstalt, Hafi!
    Nimm auf bei wem du kannst! und wie du kannst!
    Geh, borg, versprich. – Nur, Hafi, borge nicht
    Bei denen, die ich reich gemacht. Denn borgen
    Von diesen, möchte wiederfodern heißen.
    Geh zu den Geizigsten; die werden mir
    Am liebsten leihen. Denn sie wissen wohl,
    Wie gut ihr Geld in meinen Händen wuchert.
    Al-Hafi
. Ich kenne deren keine.
    Sittah
. Eben fällt
    Mir ein, gehört zu haben, Hafi, daß
    Dein Freund zurückgekommen.
    Al-Hafi
betroffen. Freund? mein Freund?
    Wer wär’ denn das?
    Sittah
. Dein hochgepriesner Jude.
    Al-Hafi
. Gepriesner Jude? hoch von mir?
    Sittah
. Dem Gott, – –
    Mich denkt des Ausdrucks noch recht wohl, des einst
    Du selber dich von ihm bedientest, – dem
    Sein Gott von allen Gütern dieser Welt
    Das kleinst’ und größte so in vollem Maß
    Erteilet habe. –
    Al-Hafi
. Sagt’ ich so? – Was meint’
    Ich denn damit?
    Sittah
. Das kleinste: Reichtum. Und
    Das größte: Weisheit.
    Al-Hafi
. Wie? von einem Juden?
    Von einem Juden hätt’ ich das gesagt?
    Sittah
. Das hättest du von deinem Nathan nicht
    Gesagt?
    Al-Hafi
. Ja so! von dem! vom Nathan! – Fiel
    Mir der doch gar nicht bei. – Wahrhaftig? Der
    Ist endlich wieder heim gekommen? Ei!
    So mags doch gar so schlecht mit ihm nicht stehn. –
    Ganz recht: den nannt’ einmal das Volk den Weisen!
    Den Reichen auch.
    Sittah
. Den Reichen nennt es ihn
    Itzt mehr als je. Die ganze Stadt erschallt,
    Was er für Kostbarkeiten, was für Schätze,
    Er mitgebracht.
    Al-Hafi
. Nun, ists der Reiche wieder:
    So wirds auch wohl der Weise wieder sein.
    Sittah
.
    Was meinst du, Hafi, wenn du diesen angingst?
    Al-Hafi
.
    Und was bei ihm? – Doch wohl nicht borgen? – Ja,
    Da kennt Ihr ihn. – Er borgen! – Seine Weisheit
    Ist eben, daß er niemand borgt.
    Sittah
. Du hast
    Mir sonst doch ganz ein ander Bild von ihm
    Gemacht.
    Al-Hafi
. Zur Not wird er Euch Waren borgen.
    Geld aber, Geld? Geld nimmermehr! – Es ist
    Ein Jude freilich übrigens, wie’s nicht
    Viel Juden gibt. Er hat Verstand; er weiß
    Zu leben; spielt gut Schach. Doch zeichnet er
    Im Schlechten sich nicht minder, als im Guten
    Von allen andern Juden aus. – Auf den,
    Auf den nur rechnet nicht. – Den Armen gibt
    Er zwar; und gibt vielleicht Trotz Saladin.
    Wenn schon nicht ganz so viel: doch ganz so gern;
    Doch ganz so sonder Ansehn. Jud’ und Christ
    Und Muselmann und Parsi, alles ist
    Ihm eins.
    Sittah
. Und so ein Mann ...
    Saladin
. Wie kommt es denn,
    Daß ich von diesem Manne nie gehört? ...
    Sittah
. Der sollte Saladin nicht borgen? nicht
    Dem Saladin, der nur für andre braucht,
    Nicht sich?
    Al-Hafi
. Da seht nun gleich den Juden wieder;
    Den ganz gemeinen Juden! – Glaubt mirs doch! –
    Er ist aufs Geben Euch so eifersüchtig,
    So neidisch! Jedes Lohn von Gott, das in
    Der Welt gesagt wird, zög’ er lieber ganz
    Allein. Nur darum eben leiht er keinem,
    Damit er stets zu geben habe. Weil
    Die Mild’ ihm im Gesetz geboten; die
    Gefälligkeit ihm aber nicht geboten: macht
    Die Mild’ ihn zu dem ungefälligsten
    Gesellen auf der Welt. Zwar bin ich seit
    Geraumer Zeit ein wenig übern Fuß
    Mit ihm gespannt; doch denkt nur nicht, daß ich
    Ihm darum nicht Gerechtigkeit erzeige.
    Er ist zu

Weitere Kostenlose Bücher