Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
Vom Netzwerk:

    Sagt Euerm Patriarchen, guter Bruder,
    So viel Ihr mich ergründen können, wär’
    Das meine Sache nicht. – Ich müsse mich
    Noch als Gefangenen betrachten; und
    Der Tempelherren einziger Beruf
    Sei mit dem Schwerte drein zu schlagen, nicht
    Kundschafterei zu treiben.
    Klosterbruder
. Dacht’ ichs doch! –
    Wills auch dem Herrn nicht eben sehr verübeln. –
    Zwar kömmt das Beste noch. – Der Patriarch
    Hiernächst hat ausgegattert, wie die Feste
    Sich nennt, und wo auf Libanon sie liegt,
    In der die ungeheuern Summen stecken,
    Mit welchen Saladins vorsichtger Vater
    Das Heer besoldet, und die Zurüstungen
    Des Kriegs bestreitet. Saladin verfügt
    Von Zeit zu Zeit auf abgelegnen Wegen
    Nach dieser Feste sich, nur kaum begleitet. –
    Ihr merkt doch?
    Tempelherr
. Nimmermehr!
    Klosterbruder
. Was wäre da
    Wohl leichter, als des Saladins sich zu
    Bemächtigen? den Garaus ihm zu machen? –
    Ihr schaudert? – O es haben schon ein Paar
    Gottsfürchtge Maroniten sich erboten,
    Wenn nur ein wackrer Mann sie führen wolle,
    Das Stück zu wagen.
    Tempelherr
. Und der Patriarch
    Hätt’ auch zu diesem wackern Manne mich
    Ersehn?
    Klosterbruder
.
    Er glaubt, daß König Philipp wohl
    Von Ptolemais aus die Hand hierzu
    Am besten bieten könne.
    Tempelherr
. Mir? mir, Bruder?
    Mir? Habt Ihr nicht gehört? nur erst gehört,
    Was für Verbindlichkeit dem Saladin
    Ich habe?
    Klosterbruder
.
    Wohl hab ichs gehört.
    Tempelherr
. Und doch?
    Klosterbruder
.
    Ja, – meint der Patriarch, – das wär’ schon gut:
    Gott aber und der Orden...
    Tempelherr
. Ändern nichts!
    Gebieten mir kein Bubenstück!
    Klosterbruder
. Gewiß nicht! –
    Nur, – meint der Patriarch, – sei Bubenstück
    Vor Menschen, nicht auch Bubenstück vor Gott.
    Tempelherr
.
    Ich wär’ dem Saladin mein Leben schuldig:
    Und raubt ihm seines?
    Klosterbruder
. Pfui! – Doch bliebe, – meint
    Der Patriarch, – noch immer Saladin
    Ein Feind der Christenheit, der Euer Freund
    Zu sein, kein Recht erwerben könne.
    Tempelherr
. Freund?
    An dem ich bloß nicht will zum Schurken werden;
    Zum undankbaren Schurken?
    Klosterbruder
. Allerdings! –
    Zwar, – meint der Patriarch, – des Dankes sei
    Man quitt, vor Gott und Menschen quitt, wenn uns
    Der Dienst um unsertwillen nicht geschehen.
    Und da verlauten wolle, – meint der Patriarch, –
    Daß Euch nur darum Saladin begnadet,
    Weil ihm in Eurer Mien’, in Euerm Wesen,
    So was von seinem Bruder eingeleuchtet...
    Tempelherr
.
    Auch dieses weiß der Patriarch; und doch? –
    Ah! wäre das gewiß! Ah, Saladin! –
    Wie? die Natur hätt’ auch nur Einen Zug
    Von mir in deines Bruders Form gebildet:
    Und dem entspräche nichts in meiner Seele?
    Was dem entspräche, könnt ich unterdrücken,
    Um einem Patriarchen zu gefallen? –
    Natur, so leugst du nicht! So widerspricht
    Sich Gott in seinen Werken nicht! – Geht Bruder! –
    Erregt mir meine Galle nicht! – Geht! geht!
    Klosterbruder
.
    Ich geh’; und geh’ vergnügter, als ich kam.
    Verzeihe mir der Herr. Wir Klosterleute
    Sind schuldig, unsern Obern zu gehorchen.
    { ‡ }
Sechster Auftritt
    Der Tempelherr und Daja, die den Tempelherrn schon eine Zeit lang von weiten beobachtet hatte, und sich nun ihm nähert.
    Daja
. Der Klosterbruder, wie mich dünkt, ließ in
    Der besten Laun’ ihn nicht. – Doch muß ich mein
    Paket nur wagen.
    Tempelherr
. Nun, vortrefflich! – Lügt
    Das Sprichwort wohl: daß Mönch und Weib, und Weib
    Und Mönch des Teufels beide Krallen sind?
    Er wirft mich heut aus einer in die andre.
    Daja
.
    Was seh’ ich? – Edler Ritter, Euch? – Gott Dank!
    Gott tausend Dank! – Wo habt Ihr denn
    Die ganze Zeit gesteckt? – Ihr seid doch wohl
    Nicht krank gewesen?
    Tempelherr
. Nein.
    Daja
. Gesund doch?
    Tempelherr
. Ja.
    Daja
. Wir waren Euertwegen wahrlich ganz
    Bekümmert.
    Tempelherr
. So?
    Daja
. Ihr wart gewiß verreist?
    Tempelherr
. Erraten!
    Daja
. Und kamt heut erst wieder?
    Tempelherr
. Gestern.
    Daja
. Auch Rechas Vater ist heut angekommen.
    Und nun darf Recha doch wohl hoffen?
    Tempelherr
. Was?
    Daja
. Warum sie Euch so öfters bitten lassen.
    Ihr Vater ladet Euch nun selber bald
    Aufs dringlichste. Er kömmt von Babylon;
    Mit zwanzig hochbeladenen Kamelen,
    Und allem, was an edeln Spezereien,
    An Steinen und an Stoffen, Indien
    Und Persien und Syrien, gar Sina,
    Kostbares nur gewähren.
    Tempelherr
. Kaufe nichts.
    Daja
. Sein Volk verehret ihn als einen Fürsten.
    Doch daß es ihn den Weisen Nathan

Weitere Kostenlose Bücher