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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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glücklich.
    Sittah
. Bloß mit dem Steine?
    Saladin
. Fort damit! – Das tut
    Mir nichts. Denn so ist alles wiederum
    Geschützt.
    Sittah
. Wie höflich man mit Königinnen
    Verfahren müsse: hat mein Bruder mich
    Zu wohl gelehrt. Sie läßt sie stehen.
    Saladin
. Nimm, oder nimm sie nicht!
    Ich habe keine mehr.
    Sittah
. Wozu sie nehmen?
    Schach! – Schach!
    Saladin
. Nur weiter.
    Sittah
. Schach! – und Schach! – und Schach! –
    Saladin
. Und matt!
    Sittah
. Nicht ganz; du ziehst den Springer noch
    Dazwischen; oder was du machen willst.
    Gleichviel!
    Saladin
. Ganz recht! – Du hast gewonnen: und
    Al-Hafi zahlt. – Man laß ihn rufen! gleich! –
    Du hattest, Sittah, nicht so unrecht; ich
    War nicht so ganz beim Spiele; war zerstreut.
    Und dann: wer gibt uns denn die glatten Steine
    Beständig? die an nichts erinnern, nichts
    Bezeichnen. Hab’ ich mit dem Iman denn
    Gespielt? – Doch was? Verlust will Vorwand. Nicht
    Die ungeformten Steine, Sittah, sinds
    Die mich verlieren machten: deine Kunst,
    Dein ruhiger und schneller Blick...
    Sittah
. Auch so
    Willst du den Stachel des Verlusts nur stumpfen.
    Genug, du warst zerstreut; und mehr als ich.
    Saladin
. Als du? Was hätte dich zerstreuet?
    Sittah
. Deine
    Zerstreuung freilich nicht! – O Saladin,
    Wenn werden wir so fleißig wieder spielen!
    Saladin
. So spielen wir um so viel gieriger! –
    Ah! weil es wieder los geht, meinst du? – Mags! –
    Nur zu! – Ich habe nicht zuerst gezogen;
    Ich hätte gern den Stillestand aufs neue
    Verlängert; hätte meiner Sittah gern,
    Gern einen guten Mann zugleich verschafft.
    Und das muß Richards Bruder sein: er ist
    Ja Richards Bruder.
    Sittah
. Wenn du deinen Richard
    Nur loben kannst!
    Saladin
. Wenn unserm Bruder Melek
    Dann Richards Schwester wär’ zu Teile worden:
    Ha! welch ein Haus zusammen! Ha, der ersten,
    Der besten Häuser in der Welt das beste! –
    Du hörst, ich bin mich selbst zu loben, auch
    Nicht faul. Ich dünk’ mich meiner Freunde wert. –
    Das hätte Menschen geben sollen! das!
    Sittah
.
    Hab’ ich des schönen Traums nicht gleich gelacht?
    Du kennst die Christen nicht, willst sie nicht kennen.
    Ihr Stolz ist: Christen sein; nicht Menschen. Denn
    Selbst das, was, noch von ihrem Stifter her,
    Mit Menschlichkeit den Aberglauben wirzt,
    Das lieben sie, nicht weil es menschlich ist:
    Weils Christus lehrt; weils Christus hat getan. –
    Wohl ihnen, daß er ein so guter Mensch
    Noch war! Wohl ihnen, daß sie seine Tugend
    Auf Treu und Glaube nehmen können! – Doch
    Was Tugend? – Seine Tugend nicht; sein Name
    Soll überall verbreitet werden; soll
    Die Namen aller guten Menschen schänden,
    Verschlingen. Um den Namen, um den Namen
    Ist ihnen nur zu tun.
    Saladin
. Du meinst: warum
    Sie sonst verlangen würden, daß auch ihr,
    Auch du und Melek, Christen hießet, eh
    Als Ehgemahl ihr Christen lieben wolltet?
    Sittah
.
    Ja wohl! Als wär’ von Christen nur, als Christen,
    Die Liebe zu gewärtigen, womit
    Der Schöpfer Mann und Männin ausgestattet!
    Saladin
.
    Die Christen glauben mehr Armseligkeiten,
    Als daß sie die nicht auch noch glauben könnten! –
    Und gleichwohl irrst du dich. – Die Tempelherren,
    Die Christen nicht, sind Schuld: sind nicht, als Christen,
    Als Tempelherren Schuld. Durch die allein
    Wird aus der Sache nichts. Sie wollen Acca,
    Das Richards Schwester unserm Bruder Melek
    Zum Brautschatz bringen müßte, schlechterdings
    Nicht fahren lassen. Daß des Ritters Vorteil
    Gefahr nicht laufe, spielen sie den Mönch,
    Den albern Mönch. Und ob vielleicht im Fluge
    Ein guter Streich gelänge: haben sie
    Des Waffenstillestandes Ablauf kaum
    Erwarten können. – Lustig! Nur so weiter!
    Ihr Herren, nur so weiter! – Mir schon recht! –
    Wär alles sonst nur, wie es müßte.
    Sittah
. Nun?
    Was irrte dich denn sonst? Was könnte sonst
    Dich aus der Fassung bringen?
    Saladin
. Was von je
    Mich immer aus der Fassung hat gebracht. –
    Ich war auf Libanon, bei unserm Vater.
    Er unterliegt den Sorgen noch ...
    Sittah
. O weh!
    Saladin
.
    Er kann nicht durch; es klemmt sich aller Orten;
    Es fehlt bald da, bald dort –
    Sittah
. Was klemmt? was fehlt?
    Saladin
.
    Was sonst, als was ich kaum zu nennen würd’ge?
    Was, wenn ichs habe, mir so überflüssig,
    Und hab’ ichs nicht, so unentbehrlich scheint. –
    Wo bleibt Al-Hafi denn? Ist niemand nach
    Ihm aus? – Das leidige, verwünschte Geld! –
    Gut, Hafi, daß du kömmst.
    { ‡ }
Zweiter Auftritt
    Der Derwisch Al-Hafi.

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