Werke
sehr wohl zu kennen. Ein guter Prediger, fiel er der dicken Rechtsgelehrsamkeit ins Wort, sollte Herr Damis gewiß auch werden. Eine schöne Statur; eine starke deutliche Stimme; ein gutes Gedächtnis; ein feiner Vortrag; eine anständige Dreustigkeit; ein reifer Verstand, der über seine Meinungen Türkenmäßig zu halten weiß: alle diese Eigenschaften glaube ich, in einem ziemlich hohen Grade, bei ihm bemerkt zu haben. Nur um einen Punkt ist mir bange. Ich fürchte, ich fürchte; er ist auch ein wenig von der Freigeisterei angesteckt. – – Ei, was Freigeisterei? schrie der schon halb trunkene Medikus. Die Freigeister sind brave Leute! Wird er deswegen keinen Kranken kurieren können? Wenn es nach mir geht, so muß er ein Medikus werden. Griechisch kann er, und Griechisch ist die halbe Medizin. Indem sie allmählich wieder lauter spricht. Freilich das Herz, das dazu gehört, kann sich niemand geben. Doch das kömmt von sich selbst, wenn man erst eine Weile praktiziert hat. – – Nu, fiel ihm ein alter Kaufmann in die Rede, so muß es mit den Herrn Medizinern wohl sein, wie mit den Scharfrichtern. Wenn die zum erstenmale köpfen, so zittern und beben sie; je öfter sie aber den Versuch wiederholen, desto frischer geht es. – – Und auf diesen Einfall ward eine ganze Viertelstunde gelacht; in einem fort, in einem fort; so gar das Trinken ward darüber vergessen.
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Neunter Auftritt
Lisette. Damis. Anton.
Anton
. Herr, die Post wird heute vor neun Uhr nicht kommen. Ich habe gefragt; Sie können sich darauf verlassen.
Damis
. Mußt du uns aber denn schon wieder stören, Idiote?
Anton
. Es soll mir recht lieb sein, wann ich Sie nur noch zur rechten Zeit gestört habe.
Damis
. Was willst du mit deiner rechten Zeit?
Anton
. Ich will mich gegen Lisetten schon deutlicher erklären. Darf ich ihr etwas ins Ohr sagen?
Lisette
. Was wirst du mir ins Ohr zu sagen haben?
Anton
. Nur ein Wort. Sachte. Du denkst ich habe nicht gehorcht? Sagtest du nicht: du hättest nicht Herz genug dazu? doch wenn du nur erst das Ding eine Weile würdest praktizieret haben – – O ich habe alles gehört – – Kurz, wir sind geschiedne Leute! Du Unverschämte, Garstige – –
Lisette
. Sage nur, was du willst?
Damis
. Gleich, geh mir wieder aus den Augen! Und komme mir nicht wieder vors Gesicht, bis ich dich rufen werde, oder bis du mir Briefe von Berlin bringst! – Ich kann sie kaum erwarten. So macht es die übermäßige Freude! Zwar sollte ich Hoffnung sagen, weil jene nur auf das Gegenwärtige, und diese auf das Zukünftige geht. Doch hier ist das Zukünftige schon so gewiß, als das Gegenwärtige. Ich brauche die Sprache der Propheten, die ihrer Sachen doch unmöglich so gewiß sein konnten. – – Die ganze Akademie müßte blind sein. – – Nun, was stehst du noch da? Wirst du gehen?
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Zehnter Auftritt
Lisette. Damis.
Lisette
. Da sehen Sie! so lobten Sie die Leute.
Damis
. Ah, wann die Leute nicht besser loben können, so möchten sie es nur gar bleiben lassen. Ich will mich nicht rühmen, aber doch so viel kann ich mir ohne Hochmut zutrauen: ich will meiner Braut die Wahl lassen, ob sie lieber einen Doktor der Gottesgelahrheit, oder der Rechte, oder der Arzneikunst, zu ihrem Manne haben will. In allen drei Fakultäten habe ich disputiert; in allen dreien habe ich – –
Lisette
. Sie sprechen von einer Braut? heiraten Sie denn wirklich?
Damis
. Hat Sie auch schon davon gehört, Lisette?
Lisette
. Kömmt denn wohl ohn unser einer irgend in einem Hause eine Heirat zu Stande? Aber eingebildet hätte ich mir es nimmermehr, daß Sie sich für Julianen entschließen würden! für Julianen!
Damis
. Größten Teils tue ich es dem Vater zugefallen, der auf die außerordentlichste Weise deswegen in mich dringt. Ich weiß wohl, daß Juliane meiner nicht wert ist. Allein soll ich einer solchen Kleinigkeit wegen, als eine Heirat ist, den Vater vor den Kopf stoßen? Und dazu habe ich sonst einen Einfall, der mir ganz wohl lassen wird.
Lisette
. Freilich ist Juliane Ihrer nicht wert; und wenn nur alle Leute die gute Mamsell so kennten, als ich – –
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Eilfter Auftritt
Anton. Damis. Lisette.
Anton
vor sich. Ich kann die Leute unmöglich so alleine lassen. – – Herr Valer fragt, ob Sie in Ihrer Stube sind? Sind Sie noch da, Herr Damis?
Damis
. Sage mir nur, Unwissender, hast du dir es denn heute recht vorgesetzt, mir beschwerlich zu fallen?
Lisette
. So lassen Sie ihn nur da, Herr Damis. Er
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