Werke
dem Arm entführet,
Wirst du dem Herzen nicht entführt.
Dies Herz, o Freund, einmal von dir gerühret,
Bleibt ewig, trau! von dir gerührt.
Erwarte nicht ein täuschend Wortgepränge,
Für unsre Freundschaft viel zu klein.
Empfindung haßt der Reime kalte Menge,
Und wünscht unausposaunt zu sein.
Ein feuchter Blick sind ihre Zaubertöne;
Ein schlagend Herz ihr rührend Lied.
Sie schweigt beredt, sie stockt, sie stammelt schöne,
Ums stärkre Wort umsonst bemüht.
Es winken dir beneidenswerte Fluren,
Nur unsers Neides minder wert.
Zieh hin! und find’ auch da der Vorsicht goldne Spuren,
Um dich besorgt, von dir verehrt.
Dort (1) herrscht die Ruh, dort ist der Lärm vergangen,
Der hier (2) noch Musen stören darf,
Seit Pallas gern, auf Friederichs Verlangen,
Die spitze Lanze von sich warf.
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IV. An den Herrn N**
Freund, noch sind ich und du dem Glücke
Ein leichter Schleiderball.
Und doch belebt auf seine Tücke
Kein beißend Lied den Widerhall?
Der Tor gedeiht, der Spötter steiget,
Dem Bösen fehlt kein Heil.
Verdienst steht nach, und fühlt gebeuget
Ein lohnend Amt dem Golde feil.
Auf, Freund! die Geißel zu erfassen,
Die dort vermodern will.
Seit Juvenal sie fallen lassen,
Liegt sie, Triumph ihr Laster! still.
Geduld! Schon rauscht sie durch die Lüfte,
Blutgierig rauscht sie her!
Verbergt, verbergt die bloße Hüfte!
Ein jeder Schmiß ein gift’ger Schwär!
Erst räche dich, dich Freund der Musen.
Du rächest sie in dir!
Doch dann auch mich, in dessen Busen
Ein Geist sich regt, zu gut für hier.
Vielleicht, daß einst in andern Welten
Wir minder elend sind.
Die Tugend wird doch irgends gelten.
Das Gute kömmt nicht gern geschwind.
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V. Der Tod eines Freundes
Hat, neuer Himmelsbürger, sich
Dein geistig Ohr nicht schon des Klagetons entwöhnet,
Und kann ein banges Ach um dich,
Das hier und da ein Freund bei stillen Tränen stöhnet,
Dir unterm jauchzenden Empfangen
Der bessern Freunde hörbar sein,
So sei nicht für die Welt, mit unserm Schmerz zu prangen,
Dies Lied: es sei für dich, für dich allein!
Wann war es, da auch dich noch junge Rosen zierten?
(Doch nein, die Rosen ziertest du!)
Da Freud’ und Unschuld dich, im Tal der Hoffnung, führten
Dem Alter und der Tugend zu?
Gesichert folgten wir: als schnell aus schlauen Hecken,
Der Unerbittliche sich wies,
Und dich, den Besten, uns zu schrecken,
Nicht dich zu strafen, von uns riß.
Wie ein geliebtes Weib vom steilen Ufer blicket
Dem Schiffe nach, das ihre Kron’ entreißt:
Sie steht, ein Marmorbild, zu Stunden unverrücket;
In Augen ist ihr ganzer Geist:
So standen wir betäubt und angeheftet,
Und sannen dir mit starren Sinnen nach,
Bis sich der Schmerz durch Schmerz entkräftet,
Und strömend durch die Augen brach.
Was weinen wir? Gleich einer Weibersage,
Die im Entstehn schon halb vergessen ist,
Flohst du dahin! – Geduld! noch wenig Tage,
Und wenige dazu, so sind wir, was du bist.
Ja, wenn der Himmel uns die Palme leicht erringen,
Die Krone leicht ersiegen läßt,
So werden wir, wie du, das Alter überspringen,
Des Lebens unschmackhaften Rest.
Was wartet unser? – Ach! ein unbelohnter Schweiß,
Im Joch des Amts bei reifen Jahren,
Für andrer Wohl erschöpft, als unbrauchbarer Greis
Hinunter in die Gruft zu fahren.
Doch deiner wartet? – – Nein! was kannst du noch erwarten
Im Schoß der vollen Seligkeit?
Nur wir, auf blindes Glück, als Schiffer ohne Karten,
Durchkreuzen ihn, den faulen Pfuhl der Zeit.
Vielleicht – noch ehe du dein Glücke wirst gewohnen,
Noch ehe du es durchempfunden hast –
Flieht einer von uns nach in die verklärten Zonen,
Für dich ein alter Freund, und dort ein neuer Gast.
Wen wird – verborgner Rat! – die nahe Reise treffen
Aus unsrer jetzt noch frischen Schar?
O Freunde, laßt euch nicht von süßer Hoffnung äffen!
Zum Wachsamsein verbarg Gott die Gefahr.
Komm ihm, wer er auch sei, verklärter Geist, entgegen,
Bis an das Tor der bessern Welt,
Und führ’ ihn schnell, auf dir dann schon bekannten Wegen,
Hin, wo die Huld Gerichte hält.
Wo um der Weisheit Thron der Freundschaft Urbild schwebet,
In seraphinschem Glanze schwebt,
Verknüpft uns einst ein Band, ein Band von ihr gewebet;
Zur ew’gen Dauer fest gewebt!
{ ‡ }
VI. Der Eintritt des Jahres 1753 in Berlin
Wie zaudernd ungern sich die Jahre trennen mochten,
Die eine Götterhand
Durch Kränze mancher Art, mit Pracht und Scherz durchflochten,
Uns
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