Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
Vom Netzwerk:
Sonderbar! – Da also selbst die Freimäurer, welche das Geheimnis ihres Ordens wissen, es nicht wörtlich mitteilen können, wie breiten sie denn gleichwohl ihren Orden aus?
    Falk
. Durch Taten. – Sie lassen gute Männer und Jünglinge, die sie ihres nähern Umgangs würdigen, ihre Taten vermuten, erraten, – sehen, so weit sie zu sehen sind; diese finden Geschmack daran, und tun ähnliche Taten.
    Ernst
. Taten? Taten der Freimäurer? – Ich kenne keine andere, als ihre Reden und Lieder, die meistenteils schöner gedruckt, als gedacht und gesagt sind.
    Falk
. Das haben sie mit mehrern Reden und Liedern gemein.
    Ernst
. Oder soll ich das für ihre Taten nehmen, was sie in diesen Reden und Liedern von sich rühmen?
    Falk
. Wenn sie es nicht bloß von sich rühmen.
    Ernst
. Und was rühmen sie denn von sich? – Lauter Dinge, die man von jedem guten Menschen, von jedem rechtschaffnen Bürger erwartet. – Sie sind so freundschaftlich, so guttätig, so gehorsam, so voller VaterlandsLiebe!
    Falk
. Ist denn das nichts?
    Ernst
. Nichts! – um sich dadurch von andern Menschen auszusondern. – Wer soll das nicht sein?
    Falk
. Soll!
    Ernst
. Wer hat, dieses zu sein, nicht, auch außer der Freimäurerei, Antrieb und Gelegenheit genug?
    Falk
. Aber doch in ihr, und durch sie, einen Antrieb mehr.
    Ernst
. Sage mir nichts von der Menge der Antriebe. Lieber einem einzigen Antriebe alle mögliche intensive Kraft gegeben! – Die Menge solcher Antriebe ist wie die Menge der Räder in einer Maschine. Je mehr Räder: desto wandelbarer.
    Falk
. Ich kann dir das nicht widersprechen.
    Ernst
. Und was für einen Antrieb mehr! – Der alle andre Antriebe verkleinert, verdächtig macht! sich selbst für den stärksten und besten ausgibt!
    Falk
. Freund, sei billig! – Hyperbel, Quidproquo jener schalen Reden und Lieder! Probewerk! Jüngerarbeit!
    Ernst
. Das will sagen: Bruder Redner ist ein Schwätzer.
    Falk
. Das will nur sagen: was Bruder Redner an den Freimäurern preiset, das sind nun freilich ihre Taten eben nicht. Denn Bruder Redner ist wenigstens kein Plauderer; und Taten sprechen von selbst.
    Ernst
. Ja, nun merke ich worauf du zielest. Wie konnten sie mir nicht gleich einfallen diese Taten, diese sprechende Taten. Fast möchte ich sie schreiende nennen. Nicht genug, daß sich die Freimäurer einer den andern unterstützen, auf das kräftigste unterstützen: denn das wäre nur die notwendige Eigenschaft einer jeden Bande. Was tun sie nicht für das gesamte Publikum eines jeden Staats, dessen Glieder sie sind!
    Falk
. Zum Exempel? – Damit ich doch höre, ob du auf der rechten Spur bist.
    Ernst
. Z.E. die Freimäurer in Stockholm! – Haben sie nicht ein großes Findelhaus errichtet?
    Falk
. Wenn die Freimäurer in Stockholm sich nur auch bei einer andern Gelegenheit tätig erwiesen haben.
    Ernst
. Bei welcher andern?
    Falk
. Bei sonst andern; meine ich.
    Ernst
. Und die Freimäurer in Dresden! die arme junge Mädchen mit Arbeit beschäftigen, sie klöppeln und stücken lassen, – damit das Findelhaus nur kleiner sein dürfe.
    Falk
. Ernst! Du weißt wohl, wenn ich dich deines Namens erinnere.
    Ernst
. Ohne alle Glossen dann. – Und die Freimäurer in Braunschweig! die arme fähige Knaben im Zeichnen unterrichten lassen.
    Falk
. Warum nicht?
    Ernst
. Und die Freimäurer in Berlin! die das Basedowsche Philanthropin unterstützen.
    Falk
. Was sagst du? – Die Freimäurer? Das Philanthropin? unterstützen? – Wer hat dir das aufgebunden?
    Ernst
. Die Zeitung hat es ausposaunet.
    Falk
. Die Zeitung! – Da müßte ich Basedows eigenhändige Quittung sehen. Und müßte gewiß sein, daß die Quittung nicht an Freimäurer in Berlin, sondern an die Freimäurer gerichtet wäre.
    Ernst
. Was ist das? – Billigest du denn Basedows Institut nicht?
    Falk
. Ich nicht? Wer kann es mehr billigen?
    Ernst
. So wirst du ihm ja diese Unterstützung nicht mißgönnen?
    Falk
. Mißgönnen? – Wer kann ihm alles Gute mehr gönnen, als Ich?
    Ernst
. Nun dann! – Du wirst mir unbegreiflich.
    Falk
. Ich glaube wohl. Dazu habe ich Unrecht. – Denn auch die Freimäurer können etwas tun, was sie nicht als Freimäurer tun.
    Ernst
. Und soll das von allen auch ihren übrigen guten Taten gelten?
    Falk
. Vielleicht! – Vielleicht, daß alle die guten Taten, die du mir da genannt hast, um mich eines scholastischen Ausdruckes, der Kürze wegen zu bedienen, nur ihre Taten ad extra sind.
    Ernst
. Wie meinst du das?
    Falk
. Nur ihre Taten, die dem

Weitere Kostenlose Bücher