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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Wörtchen erwiderte. Endlich erheiterten sich seine Züge, und er sprach ganz leutselig: »Ihr tatet gut, ihr lieben Leute und freundlichen Kumpane, daß ihr mich abhieltet, diese Elenden, die sich in meiner Gewalt befanden, auf der Stelle zu töten. Aber ihr wißt nicht, was für bedrohliche Geschöpfe sich hinter diesen wunderlichen Masken versteckt hatten.« –
    Pepusch hielt inne, und man kann denken, mit welcher gespannten Neugier die Bürgersleute aufhorchten, was nun Pepusch entdecken würde. Auch der Wirt hatte sich genähert, und alle drei, die Bürgersleute und der Wirt, steckten nun, indem sie sich mit übereinandergeschlagenen Armen über den Tisch lehnten, die Köpfe dicht zusammen und hielten den Atem an, daß ja kein Laut aus Pepuschens Munde verloren gehen möge.
    »Seht,« sprach Herr George Pepusch weiter, ganz leise und feierlich, »seht, ihr guten Männer, der, den ihr den Ballettmeister Legénie nennt, ist kein anderer als der böse, ungeschickte Genius Thetel, der, den ihr für den Douanier Egel haltet, ist aber der abscheuliche Blutsauger, der häßliche Egelprinz. Beide sind in die Prinzessin Gamaheh, die, wie es euch bekannt sein wird, die schöne herrliche Tochter des mächtigen Königs Sekakis ist, verliebt und sind hier, um sie der Distel Zeherit abspenstig zu machen. Das ist nun die albernste Torheit, die nur in einem dummen Gehirn hausen kann, denn außer der Distel Zeherit gibt es in der ganzen Welt nur noch ein einziges Wesen, dem die schöne Gamaheh angehören darf, und dieses Wesen wird vielleicht auch ganz vergeblich in den Kampf treten mit der Distel Zeherit. Denn bald blühet die Distel um Mitternacht auf in voller Pracht und Kraft, und in dem Liebestod dämmert die Morgenröte des höhern Lebens. – Ich selbst bin aber die Distel Zeherit, und eben daher könnet ihr mir’s nicht verdenken, ihr guten Leute, wenn ich ergrimmt bin auf jene Verräter und mir überhaupt die ganze Geschichte gar sehr zu Herzen nehme.«
    Die Leute rissen die Augen weit auf und glotzten den Pepusch sprachlos an mit offnem Munde. Sie waren, wie man zu sagen pflegt, aus den Wolken gefallen, und der Kopf dröhnte ihnen vom jähen Sturz.
    Pepusch stürzte einen großen Römer Wein hinunter und sprach dann, sich zum Wirt wendend: »Ja ja, Herr Wirt, bald werdet Ihr’s erleben, bald blühe ich als Cactus grandiflorus, und in der ganzen Gegend wird es unmenschlich nach der schönsten Vanille riechen; Ihr könnet mir das glauben.«
    Der Wirt konnte nichts herausbringen als ein dummes: »Ei, das wäre der Tausend!« Die andern beiden Männer warfen sich aber bedenkliche Blicke zu, und einer sprach, indem er Georgs Hand faßte, mit zweideutigem Lächeln: »Sie scheinen etwas in Unruhe geraten zu sein, lieber Herr Pepusch, wie wär’ es, wenn Sie ein Gläschen Wasser« –
    »Keinen Tropfen,« unterbrach Pepusch den gutgemeinten Rat, »keinen Tropfen; hat man jemals Wasser in siedendes Öl gegossen, ohne die Wut der Flammen zu reizen? – In Unruhe sei ich, meint Ihr, geraten? In der Tat, das mag der Fall sein und der Teufel ruhig bleiben, wenn er sich, so wie ich es eben getan, mit dem Herzensfreunde herumgeschossen und dann sich selbst eine Kugel durchs Gehirn gejagt! – Hier! – in Eure Hände liefere ich die Mordwaffen, da nun alles vorbei ist.«
    Pepusch riß ein paar Pistolen aus der Tasche, der Wirt prallte zurück, die beiden Bürgersleute griffen darnach und brachen, sowie sie die Mordwaffe in Händen hatten, aus in ein unmäßiges Gelächter. – Die Pistolen waren von Holz, ein Kinderspielzeug vom Christmarkt her.
    Pepusch schien gar nicht zu bemerken, was um ihn her vorging; er saß da in tiefen Gedanken und rief dann einmal übers andere: »Wenn ich ihn nur finden könnte, wenn ich ihn nur finden könnte!« –
    Der Wirt faßte Herz und fragte bescheiden: »Wen meinen Sie eigentlich, bester Herr Pepusch, wen können Sie nicht finden?«
    »Kennt Ihr,« sprach Pepusch feierlich, indem er den Wirt scharf ins Auge faßte, »kennt Ihr einen, der dem König Sekakis zu vergleichen an Macht und wunderbarer Kraft, so nennt seinen Namen, und ich küsse Euch die Füße! – Doch wollt’ ich übrigens Euch fragen, ob Ihr jemanden wißt, der den Herrn Peregrinus Tyß kennt und mir sagen kann, wo ich ihn in diesem Augenblick treffen werde?« –
    »Da,« erwiderte freundlich schmunzelnd der Wirt, »da kann ich dienen, verehrtester Herr Pepusch, und Ihnen berichten, daß der gute Herr Tyß sich erst vor einer

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