Werke
malten? – Wie wenn dieser Haberland – dieser Schwendy« –
»Genug,« rief Deodatus, »genug! – . Entfernen Sie sich, nichts habe ich zu schaffen mit dem finstern Geist, den ein wahnsinniger Irrtum hinter mir hertreibt und der mich angriff auf den Tod! – Es gibt Gesetze, welche schützen gegen hinterlistigen Meuchelmord – Sie verstehen mich, Herr Graf!« –
Deodatus zog stark die Glocke. –
Der Graf biß die Zähne zusammen und maß den Deodatus mit furchtbarem Blick.
»Hüte dich,« sprach er dann, »hüte dich, Knabe! Du hast ein unglückliches Gesicht – hüte dich, daß dein Gesicht nicht noch einem andern mißfalle als mir.« –
Die Türe ging auf, und herein trat der kleine alte, etwas zu dicke Herr mit der goldnen Dose, den der geneigte Leser als Mitglied des hochweisen Rates an der Wirtstafel im »Goldnen Bock« gesehen und sehr klug räsonieren gehört hat.
Der Graf entfernte sich mit einer drohenden Bewegung gegen Deodatus zur Türe heraus und zwar so wild und heftig, daß der kleine Ratsherr und seine Begleitung darob etwas erstaunt und verblüfft schienen.
Dem Ratsherrn folgte nämlich ein ganz kleines winziges verwachsenes Männlein, das einen großen Stoß Papier unter dem Arm trug, und hinterher traten zwei Ratsdiener hinein, die sich sofort als Wachen an der Türe postierten.
Der Ratsherr grüßte den Deodatus mit ernster Amtsmiene, das Männlein rückte mit Mühe einen Tisch vor das Bett, legte die Papiere darauf, holte ein Schreibzeug aus der Tasche, erkletterte den ebenfalls mit Mühe herangerückten Stuhl und setzte sich in schreibfertige Positur, während der Ratsherr sich auch auf einen Stuhl dicht vor dem Bette niedergelassen hatte und ihn mit weit aufs gerissenen Augen anstarrte.
Deodatus wartete ungeduldig, was aus dem allen nun endlich werden sollte. Endlich begann der Ratsherr pathetisch: »Mein Herr Haberland oder mein Herr Schwendy, denn Sie, mein Herr, der Sie da vor mir im Bette liegen, belieben zwei diverse Namen zu führen, unerachtet das ein Luxus ist, den keine tüchtige Obrigkeit dulden darf. – Nun! – ich hoffe, Sie werden, da der hochweise Rat schon von allem auf das genaueste unterrichtet ist, nicht durch unnütze Lügen, Ränke und Schwänke Ihren Arrest verzögern. Denn arretiert sind Sie in diesem Augenblick, wie Sie aus der Postierung jener treuen ehrlichen Ratswächter mit mehrerem ersehen werden.«
Deodatus fragte verwundert, welches Verbrechens man ihn denn anklage, und welches Recht man habe, ihn als durchreisenden Fremden zu verhaften.
Da hielt ihm aber der Ratsherr vor, daß er wider das erst neuerdings emanierte Duellmandat des gnädigsten Herrn Fürsten auf das schrecklichste gesündigt, indem er sich wirklich im Walde duelliert, welches denn schon die Pistolen, die man in seiner Rocktasche gefunden, hinlänglich bewiesen. Er möge daher nur ohne weiteres den frechen Mitduellanten, sowie die etwanigen Sekundanten nennen und hübsch erzählen, wie sich alles begeben von Anfang an.
Dagegen versicherte nun Deodatus sehr ruhig und fest, daß hier nicht von einem Duell, sondern von einem meuchelmörderischen Angriff auf seine Person die Rede. Ein Ereignis, das ihm selbst unerklärlich, und das einem hochweisen Rat noch viel unerklärlicher sein werde, habe ihn ganz ohne seinen vorbedachten Willen in den Wald geführt. Die gefährliche Drohung eines ihm ganz unbekannten Verfolgers sei die Ursache, warum er sich bewaffnet, und der hochweise Rat würde viel besser tun, seine Pflicht, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, viel besser erfüllen, wenn er, statt auf eine grundlose Vermutung hin Arrest und Untersuchung zu verfügen, jenem Meuchelmörder nachforschte.
Dabei blieb Deodatus stehen, unerachtet der Ratsherr noch hin und her fragte, und bezog, als dieser mehr von seinen Lebensverhältnissen wissen wollte, sich lediglich auf seinen Paß, der, solange nicht ein gegründeter Verdacht der Falschheit vorhanden, dem hochweisen Rat genügen müsse.
Der Ratsherr wischte sich den Angstschweiß von der Stirne. Der Kleine hatte schon ein Mal übers andre den grandiosen Gänsekiel in das Tintenfäßlein getunkt und wieder ausgespritzt, schreibbegehrliche Blicke auf den Ratsherrn werfend. Der schien aber vergebens nach Worten zu trachten. Da schrieb der Kleine keck und las mit krächzenden Stimme:
»Aktum Hohenflüh den – Auf Befehl eines hiesigen hochweisen Rats hatte sich der unterschriebene Deputierte«
»Recht,« rief der Ratsherr, »recht,
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