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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Amadeus Schwendy in tiefer Verborgenheit auf einem Landhause bei Luzern wohne. – Daß übrigens der böse Verdacht, den er gehegt gegen die Rechtmäßigkeit der Geburt seines Sohnes, durchaus nichts vermögen könne, verstehe sich von selbst. – Den Rest des Testaments füllten Ausbrüche der tiefsten Reue, Beteuerungen, daß aller Argwohn vertilgt sei aus seiner Brust, und an den Sohn und künftigen Herrscher gerichtete kräftige väterliche Worte.
    Fürst Isidor sah ringsumher mit lächelndem Hohn und meinte dann, daß das alles auf einer Vision des sterbenden Fürsten beruhen könne, und daß er durchaus nicht geneigt sei, wohlerworbene Rechte wahnsinnigen Phantasien aufzuopfern. Wenigstens sei der vermeintliche Thronerbe nicht da, und es werde sehr darauf ankommen, was der Graf von Törny sagen, und wie es ihm gelingen möchte, jene Umstände, die der Fürst angeführt, so glaubhaft ins klare zu stellen, daß kein Zweifel gegen den Jüngling, der plötzlich als Thronerbe vom Himmel gefallen und der vielleicht ein Abenteurer, aufkommen könne. Zur Zeit werde er daher sogleich den Thron besteigen.
    Kaum hatte Fürst Isidor diese Worte gesprochen, als in voller Würde, reich gekleidet, den funkelnden Stern auf der Brust, der alte Amadeus Schwendy oder vielmehr der Graf von Törny hineintrat und an seiner Hand den jungen Menschen führte, der so lange für seinen Sohn Deodatus Schwendy gegolten. Aller Blicke waren auf den Jüngling gerichtet, alle riefen wie aus einem Munde: »Es ist der Fürst, es ist der Fürst!«
    Noch waren aber die Wunder des Tages nicht erschöpft, denn sowie Graf Törny die Lippen geöffnet zum Sprechen, so unterbrach ihn der Jubel des Volks, der sich unten auf der Straße vernehmen ließ. »Es lebe die Fürstin – es lebe die Fürstin!« so tönte es herauf, und bald trat eine hohe majestätische Frau in den Saal, der ein Jüngling folgte.
    »Ist es möglich,« rief der Graf von Törny ganz außer sich, »ist es kein Traum? – die Fürstin – ja, es ist die Fürstin, die wir verloren glaubten!« – »Glückseliger Tag, segensreicher Augenblick, Mutter, Sohn, sie sind gefunden!« – So rief die ganze Versammlung.
    »Ja,« sprach die Fürstin, »ja, der Tod eines unglücklichen Gemahls gibt euch, ihr Treuergebenen, eure Fürstin wieder, doch noch mehr! erblickt den Sohn, den sie gebar, erblickt euern Fürsten, euern Landesherrn!«
    Damit führte sie den Jüngling, der ihr gefolgt, mitten in den Saal. Ihm trat rasch der Jüngling, der mit dem Grafen von Törny gekommen, entgegen, und beide, sich nicht nur gleichend, nein, einer des andern Doppeltgänger in Antlitz, Wuchs, Gebärde etc. blieben, vor Entsetzen wie erstarrt, in den Boden festgewurzelt stehen! – –
    Es möchte hier der Ort sein, dem geneigten Leser zu sagen, wie sich alles begab am Hofe des Fürsten Remigius.
    Fürst Remigius war mit dem Grafen von Törny aufgewachsen, beide, sich gleich an hohem Geist und edlem Gemüt, fühlten sich eng verkettet, und so geschah es, daß, als der Fürst den Thron bestieg, der Freund, den er innig im Herzen trug, den er nicht lassen konnte, der Erste nach ihm wurde im Staat. Daß der Graf sich in seiner Stellung überall Vertrauen und Liebe gewann, hat der geneigte Leser bereits erfahren.
    Beide, der Fürst und Graf von Törny, waren, als sie einen benachbarten Hof besuchten, zu gleicher Zeit in Liebe gekommen, und der Zufall wollte, daß Prinzessin Angela, welche der Fürst, und Gräfin Pauline, die der Graf gewählt, ebenso von Kindheit an in Lieb’ und Freundschaft verbunden waren, als sie selbst. Sie feierten beide ihre Vermählung an einem und demselben Tage, und nichts in der Welt schien ein Glück verstören zu können, das in ihrem tiefen Innern begründet.
    Ein dunkles Verhängnis wollte es anders! –
    Je länger die Fürstin den Grafen Törny sah, je mehr sich ihr sein ganzes inneres Wesen glanzvoll entfaltete, desto stärker, desto wunderbarer fühlte sie sich hingezogen zu dem herrlichen Mann. Die reinste Himmelstugend, die vorwurffreieste Treue selbst, gewahrte die Fürstin endlich mit Entsetzen, daß die flammendste Liebesglut sie verzehre. Sie dachte, sie empfand nur ihn, Todesöde war in ihrer Brust, wenn sie ihn nicht sah, alle Wonnen des Himmels stiegen herab, wenn er kam, wenn er sprach! – Trennung, Flucht war nicht möglich und doch der furchtbare Zustand, in dem sie mit der glühendsten Leidenschaft, mit den qualvollsten Vorwürfen rang, nicht zu ertragen. Es

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