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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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indem sie sich von ihrem Sitze erhob, sehr ernst und gelassen: »Sie befinden sich in einem sehr aufgeregten bedrohlichen Zustande, mein Sohn! Der Garten, den Sie mit so vielem Eifer beschreiben und dessen Wunder Sie bösen Zauberkräften des unbekannten Grafen zuschreiben, hatte schon seit vielen, vielen Jahren dieselbe Gestalt, und diese seltsame, ja, wie ich zugeben will, wunderbare Gestaltung ist das Werk eines fremden kunstreichen Gärtners, der in Overdeens Diensten stand. Ich war mit meinem lieben Helms ein paarmal dort, der meinte aber, es wäre ihm alles zu künstlich, und der Zwang, den man der Natur angetan, um das Fremde, einander Entgegengesetzte in abenteuerlicher Mischung zusammenzubringen, beklemme ihm das Herz.«
    Eugenius zählte die Minuten; endlich sank die Sonne, und er durfte sich auf den Weg machen.
    »Die Pforte des Verderbens ist geöffnet, und der Diener steht bereit, das Opfer zu empfahen!« So rief die Professorin im Schmerz und Zorn; Eugenius versicherte dagegen, daß er aus dem Ort des Verderbens gesund und unversehrt zurückzukommen hoffe.
    Der Mensch, der das Billett von dem Fremden gebracht, habe ganz schwarz, ganz abscheulich ausgesehen, meinte Gretchen.
    »Wohl gar,« sprach Eugenius lächelnd, »wohl gar mag es Luzifer selbst oder wenigstens sein erster Kammerdiener gewesen sein? Gretchen, Gretchen! fürchtest du dich noch vor dem Schornsteinfeger?« Gretchen schlug errötend die Augen nieder, Eugenius entfernte sich schnell.
    Vor lauter Bewunderung der botanischen Pracht und Herrlichkeit, die sich ihm in dem Garten des Grafen Angelo Mora auftat, konnte Eugenius gar nicht zu sich selbst kommen.
    »Nicht wahr,« sprach Fermino Valies endlich, »nicht wahr, Eugenius, es gibt noch Schätze, die du nicht kanntest. Hier sieht es anders aus, als in deinem Professors-Garten.«
    Es ist zu bemerken, daß der enger geschlossene Bund die Benennung mit dem brüderlichen Du unter den Freunden herbeigeführt hatte. –
    »O sprich,« erwiderte Eugenius, »sprich nicht von dem armseligen öden Plätzchen, wo ich, einer kranken, mühsam vegetierenden Pflanze gleich, ein kümmerliches freudeloses Leben hingeschmachtet habe! – O diese Pracht – diese Gewächse, diese Blumen – Hier zu bleiben – hier zu wohnen!« –
    Fermino meinte, daß, wenn Eugenius sich dem Grafen Angelo Mora nähern wolle, welches er (Fermino) sehr gern vermitteln werde, jener Wunsch leicht erfüllt werden könne, insofern es ihm möglich, sich von der Professorin wenigstens auf die Zeit zu trennen, während der Graf hierbleibe.
    »Doch,« fuhr Fermino fort mit spöttelndem Tone, »doch das ist wohl nicht möglich. Wie sollte solch ein junger Ehemann als du, mein Freund, nicht noch im Entzücken der Liebe schwärmen und sich nur einen Augenblick seine Seligkeit rauben lassen. – Ich habe gestern deine Frau gesehen. In der Tat für ihre hohen Jahre ein glaues muntres Weiblein. – Es ist doch erstaunlich, wie lange Amors Fackel in dem Herzen mancher Weiber zu brennen vermag. – Sage mir nur, wie dir bei den Umarmungen deiner Sara, deiner Ninon zumute wird? – Du weißt, wir Spanier sind von feuriger Einbildungskraft, und daher kann ich an dein Eheglück gar nicht denken, ohne in Flammen zu geraten! – Du bist doch nicht eifersüchtig –?«
    Der spitze tötende Pfeil des Lächerlichen traf des Jünglings Brust. Er dachte an Severs Warnungen, er fühlte, daß, ließe er sich darauf ein, über sein eigentliches Verhältnis mit der Professorin zu sprechen, er den Spott des Spaniers nur noch mehr reizen würde. Aber aufs neue stand es auch klar vor seiner Seele, daß ein falscher, täuschender Traum ihn, den unerfahrnen Jüngling, um sein Leben betrogen. Er schwieg, doch die brennende Röte, die sein Gesicht überzog, mußte dem Spanier die Wirkung seiner Worte verraten.
    »Schön,« sprach Fermino Valies weiter, ohne des Freundes Antwort abzuwarten, »schön ist es hier und herrlich, es ist wahr, aber nenne darum deinen Garten nicht öde und freudenleer. Eben in deinem Garten fand ich gestern etwas, was alle Pflanzen, Gewächse, Blumen auf dem ganzen Erdboden weit, weit übertrifft. – Du weißt, daß ich nichts anders im Sinn haben kann als das Engelsbild von Mädchen, die bei dir hauset. Wie alt ist die Kleine?«
    »Sechzehn Jahre, glaub’ ich,« stotterte Eugenius.
    »Sechzehn Jahre!« wiederholte Fermino, »sechzehn Jahre! – hierzulande das schönste Alter! – In der Tat, als ich das Mädchen sah, wurde mir

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