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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Rettelchen in dem neuen Besitztum herumzuführen. Der alte Wacht ließ sich indessen unter die Bäume nahe am Abhang der Berge, wo er hinabschauen konnte ins Tal, Bier und Tabak bringen und blies die blauen Wolken des echten Holländers recht froh und gemütlich in die Lüfte. Gewiß ist der geneigte Leser über diese Gemütsstimmung des Meister Wachts sehr verwundert, ja, er weiß sich nicht zu erklären, wie sie bei einem solchen Geiste möglich ist.
    Meister Wacht war nicht sowohl zu irgendeinem Entschluß, als zu der Überzeugung gelangt, daß die ewige Macht ihn unmöglich das entsetzlichste Unglück erleben lassen könne, seinem liebsten Kinde einen Advokaten, mithin den Satan selber, verbunden zu sehen.
    »Es geschieht was,« sprach er zu sich selbst, »es muß was geschehen, wodurch das unglückselige Verständnis aufgehoben oder Jonathan der Hölle entrissen wird, und es wäre Vorwitz, ja vielleicht verderblicher Frevel, der gerade das Gegenteil bewirken könnte, wenn man versuchen wollte, mit ohnmächtiger Hand hineinzugreifen in das große Schwungrad des Geschicks.«
    Es ist kaum zu glauben, welche elende, ja oft alberne Gründe der Mensch hervorsucht, sich ein Herannahn des Unglücks als abwendbar zu denken. So gab es Augenblicke, in denen Wacht darauf rechnete, daß die Ankunft des wilden Sebastian, den er sich als einen in der vollsten Blüte der Jugend stehenden rüstigen Jüngling, im Begriff, die Mannesjahre zu erreichen, dachte, in dem ganzen Getriebe der Angelegenheiten, wie sie jetzt standen, eine Änderung hervorbringen würde. Der gemeine, wiewohl leider nur oft allzu wahre Gedanke kam ihm in den Sinn, daß ausgesprochene Männlichkeit dem Weibe zu sehr imponiere, um es nicht zuletzt zu besiegen. Als die Sonne zu sinken begann, lud Monsieur Pickard Leberfink die Familie ein, in seinem anstoßenden Garten einen kleinen Imbiß zu sich zu nehmen.
    Dieser Garten des edlen Lackierers und Vergolders bildete nun gegen Wachts neues Besitztum den lächerlichsten und seltsamsten Kontrast. Beinahe so klein, daß man ihm nur die schöne Höhe hätte nachrühmen können, war er nach holländischer Art angelegt und Baum und Hecke unter der sorgfältigsten pedantischen Schere gehalten. Sehr hübsch nahmen sich die himmelblauen, rosenroten, eigelben u.s.w. Stämme der dünnen Obstbäume aus, die in den Blumenbeeten standen. Leberfink hatte sie lackiert und also die Natur verschönert. Auch erblickte man in den Bäumen die Apfel der Hesperiden.
    Doch noch mehrere Überraschungen gab es. Leberfink bat die Mädchen, sich einen Strauß zu pflücken, doch sowie sie die Blumen abpflückten, gewahrten sie zu ihrem Erstaunen, daß Stengel und Blätter vergoldet. Sehr merkwürdig war es überdem, daß alle Blätter, die der Rettel zur Hand kamen, wie Herzen gestaltet waren.
    Der Imbiß, womit Leberfink seine Gäste regalierte, bestand in dem auserlesensten Kuchen, dem feinsten Zuckerwerk und alten Rheinwein und herrlichen Muskateller. Rettel war über das Gebackene ganz außer sich und behauptete insonderheit, daß das zum Teil herrlich versilberte und vergoldete Zuckerwerk gar nicht in Bamberg fabriziert sein könne; da versicherte ihr Monsieur Pickard Leberfink heimlich mit dem süßesten Schmunzeln, daß er selbst sich ein wenig auf die Kuchen- und Zuckerbäckerei verstehe und der glückliche Autor aller dieser Süßigkeiten sei. Rettel hätte vor Ehrfurcht und Erstaunen vor ihm auf die Knie sinken mögen, und doch stand ihr noch die größte Überraschung bevor.
    In der tiefen Dämmerung wußte Monsieur Pickard Leberfink die kleine Rettel sehr geschickt in eine kleine Laube zu locken. Kaum war er aber mit ihr allein, als er ganz rücksichtslos, unerachtet er wieder die Zeisigatlashosen angelegt, mit beiden Knien ins feuchte Gras niederplumpte und ihr unter vielen seltsamen, unverständlichen Jammertönen, den nächtlichen Elegien des Katers Hinz nicht unähnlich, einen ungeheuren Blumenstrauß überreichte, in dessen Mitte die schönste aufgeblähte Rose prangte, die man nur sehen konnte.
    Rettel tat, was jeder tut, dem ein Strauß überreicht wird, sie fuhr damit nach der Nase, fühlte aber in demselben Augenblick einen empfindlichen Stich. Erschrocken wollte sie den Strauß wegwerfen.
    Welches liebliche Wunder hatte sich indessen begeben! Ein kleiner, schön lackierter Liebesgott war aus dem Kelch der Rose gesprungen und hielt der Rettel mit beiden Händen ein flammendes Herz entgegen. Aus dem Munde hing ihm aber

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