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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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mag Herr Thomas so viel erzählen, als er Lust hat, und ich werde meine rauhe Kehle so lange netzen mit den Tropfen aus dem Brunnen der Hoffnung.«
    Der Wirt, ganz Freude und Freundlichkeit, knüpfte ohne Umstände den Schlüsselbund wieder fest, setzte sich seinen Gästen gegenüber an den breiten Tisch, ließ ein großes Paßglas Wein langsam und behaglich in die Kehle hineinglucken, streckte den Körper über den Tisch und stemmte beide Backen auf die Ellenbogen.
    »Ich erzähle euch also, ihr höchstschätzbaren Gäste und würdigen Freunde, die
    wundersame Geschichte von den zerbrochenen Eiern
    und zwar nicht, wie mir gerade das Maul steht, sondern, soviel möglich, mit denselben zierlichen Phrasen, Redensarten, Wörtern und Ausdrücken wie der alte Chroniker, der eine artige Zunge führte und seine Rede wohl zu setzen wußte.
    Früh morgens, am Tage Marzii des Evangelisten, im Jahr des Herrn 1484, befand sich viel Landvolk auf dem Wege von Fürth nach Nürnberg und trug den Nürnbergern zu, was sie nun eben an schönen Produkten des Landes zu ihrer Leibesnahrung und Notdurft vonnöten. Unter dem Landvolk schritt aber ein gar stattliches Bauernweib in Sonntagskleidern daher, die auf jeden Gruß: ›Gelobt sei Jesus Christus!‹ demütiglich das Haupt verneigend: ›In Ewigkeit!‹ antwortete und überhaupt, wenn die Leute auch was Ausländisches an ihr bemerken wollten, doch ein frommes, ehrliches Ding schien.
    Das Weib trug einen Korb mit schönen Hühnereiern, und jedem, welcher verwundert rief: ›Ei, Nachbarin, was sind das für schöne glänzende Eier,‹ erwiderte sie gar freundlich, indem ihr die kleinen grauen Äugelein blitzten: ›Ei, meine Henne darf keine schlechtern legen für die ehrsame Frau Bürgermeisterin, der ich diese in die Küche trage.‹ Das Weib ging auch wirklich mit ihrer Ware geradesweges in das Haus des Bürgermeisters.
    Sowie sie eingetreten, tät sie gehorsam und demütiglich, was ihr der Vers an der Wand gebot:
    ›Wer treten will die Steigen herein,
    Dem sollen die Schuhe fein sauber sein.‹
    Dann wurde sie von Frau Marta, der Haushälterin, zu der ehrsamen Frau Bürgermeisterin geleitet, die sich in ihrer Prangkuchen befand.
    Da sah es denn nun so prächtig und blank aus, daß es eine wahre Augenverblendnis war; schöne metallene Gefäße, manchmal von solcher Sauberkeit, als ob sie Peter Vischer selbst gearbeitet hätte, standen umher. Der Fußboden war getäfelt und gebohnt; was unsre edle Tischler- und Drechslerzunft wohl an zierlichen und saubern Sachen zu liefern vermag, davon war ringsumher was zu finden. Die Frau Bürgermeisterin saß aber in einem prächtigen Lehnstuhl von Nußbaum, mit Ebenholz ausgelegt und grünen Samtkissen, mit goldenen Troddeln, der nicht weniger als fünf Fuß in die Breite hielt; so breit mußte er aber sein, weil das Maß nach dem Gesäß der Frau Bürgermeisterin genommen.
    Das Weib reichte den Korb mit Eiern der Frau Bürgermeisterin demutsvoll hin, indem sie hoch beteuerte, daß Sprut, ihre beste Henne, sich alle Mühe gegeben, die Eier so schön als möglich für die Frau Bürgermeisterin zu legen.
    Die Frau Bürgermeisterin nahm dem Weibe mit gar freundlicher Miene das Körblein aus der Hand und übergab es ihrer Haushälterin, der Frau Marta.
    Als aber nun das Bauerweib die Eier bezahlt verlangte, gerieten die Frau Bürgermeisterin und Frau Marta, die den Korb mit Eiern für eine angenehme Verehrung gehalten hatten, in großen Zorn, und das arme Bauerweib hatte Mühe, die Hälfte des niedrigsten Preises für ihre Ware zu erhalten.
    Frau Marta hatte indessen die Eier aus dem Korbe gezählt und für die zerbrechliche Ware keinen schicklicheren Platz gefunden, als das grünsamtene Kissen im Lehnstuhl der Frau Bürgermeisterin, den sie eben verlassen.
    Nach Paracelsi Rat hatte die Frau Bürgermeisterin soeben, um die heftige Gemütsbewegung ein wenig zu besänftigen, ein paar Gläschen Aquavit genommen und wollte nun aufs neue der Ruhe pflegen. Als sie sich aber sänftiglich in den Lehnstuhl drückte, tat das den Eiern, die auf dem Polster lagen, nicht gut, sondern sie zerbrachen Stück vor Stück, und kein einziges blieb ganz.
    Die Frau Bürgermeisterin sprach unmutig: ›Warum habe ich diese schöne Eier zerbrochen?‹ Da meinte aber die schelmische Magd, daß die Eier zwischen solchen Polstern unversehrt hätten liegen können bis zu unserer fröhlichen Urständ. Aber die Bauersfrau aus Fürth sei eine böse Hexe, die den Leuten Eier von

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