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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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hinein.
    Beide stürzten auf ihn zu und reichten ihm ihre Körbe dar. Doch sowie er sie faßte, riß Frau Margareta den ihrigen ihm schnell aus der Hand und duckte nieder. Mit gar heftigem wilden Ungestüm hatte die Nachbarsfrau auch dem Herrn Ritter ihren Korb aus der Hand gerissen und setzte sich jetzt mit dem größten Wohlbehagen hinein.
    In dem Gelächter, das das Weib jetzt anstimmte, fistulierte der leidige Gottseibeiuns seine obligate Stimme darein und jubilierte über seine höllischen Eierkuchen.
    Frau Margareta hatte sich aber sanft von der Erde erhoben und überreichte dem Herrn Ritter freundlich das Körbchen mit sechzig Stück wohlerhaltenen Eiern. Sie hatte glücklich ihr Gelüst überwunden und die Nachbarin getäuscht, und so mag es wohl sein, daß Weibergroll stärker ist als alle Hexenkunst.
    Der edle Herr Ritter zahlte richtig für jedes der sechzig Eier einen Eimer Wein, und so kam es, daß es hieß, zu der Zeit habe man für ein einziges Ei einen ganzen Eimer Wein hingegeben.«
    Sowie der Wirt aufsprang, den Schlüsselbund auf den Tisch warf und nach seinem Paßglase griff, zum Zeichen, daß er geendet, brachen alle in ein lautes, schallendes Gelächter aus; nur der ehrwürdige Herr ausgenommen. Dieser lächelte nur ein wenig, wie es seinem Stande und seinem Alter ziemte, und nahm dann das Wort:
    »Hatte ich nicht recht, ihr lieben Gäste, euch die Geschichte von den zerbrochenen Eiern zu empfehlen, denn außerdem, daß die Geschichte an und vor sich selbst lustig und unterhaltend genug ist, so gebe ich auch gern unserm Herrn Thomas Gelegenheit, sein Talent, alte Geschichten, nur was weniges nach seiner Weise zugestutzt, zu erzählen, zu zeigen.«
    Alle stimmten in das Lob ein, das der ehrwürdige Herr dem Herrn Thomas gezollt hatte, und der Wirt zum »Weißen Lamm« wußte recht gut sich, die Hände reibend, zu verbeugen, die Augen niederzuschlagen und jenes ungemein freundlich und bescheiden zurückweisende Gesicht zu schneiden, das soviel sagen will als: »Nicht wahr, daß ich solch ein Kauz sei, das hättet ihr nicht geglaubt, ihr Leute.«
    Meister Weppering hatte über den zerbrochenen Eiern keinesweges den bessern Wein vergessen, den er noch heute abend zu schlucken willens war, ohne ihn zu bezahlen.
    »Topp! Herr Wirt!« rief er, »Ihr seid der beste Erzähler weit und breit, aber da Euch heute der gerechte Ruhm gespendet wird, der Euch gebührt, so ist es billig, daß Ihr Eure Ehre feststellt dadurch, daß Ihr bessern Wein spendet. Also bessern Wein, Herr Wirt.«
    »Ich weiß nicht,« sprach der Wirt, »was Ihr für Umstände macht, hier ist die Weintafel; doch mich will bedünken, ihr lieben Gäste, als wenn heute der Abendstern gerade aufs Mutterfäßchen schiene.«
    »So ist es!« schrie Weppering, »und ich dächte, Meisters, wir ließen eins springen.«
    »Ihr seid,« nahm Meister Erxner das Wort, »Ihr seid immer derjenige, Weppering, von dem man zur Schwelgerei und zu unnützen Ausgaben verleitet wird.« – »Ganz gewiß,« fiel Meister Bergstainer, ein ganz junger Mann von noch nicht dreißig Jahren, seinem Nachbar in die Rede, »und ich dächte, wir verzehrten friedlich und freundlich den Rest unseres Weins und suchten die Ruhe.«
    »Ist,« sprach der Alte mit einem Lächeln, das sein Gesicht auf gar anmutige Weise belebte, »ist hier der Jüngste, wie es scheint, der Mäßigste und Nüchternste, so ist es dem Widerspiel, das in der Welt überhaupt regiert, ganz angemessen, daß ich, als der Älteste von euch allen, mich zur Gegenpartei schlage.
    Ich habe hier unten bei unserm Herrn Wirt ein paar Fäßchen sehr guten Würzburger Wein stehen; ich bitte euch, mir zu erlauben, davon für uns einschenken zu lassen.«
    Weppering erhob ein Jubelgeschrei. Bergstainer sprach aber sehr bescheiden: »Es ziemt uns nicht, ehrwürdiger Herr, die Ehre abzulehnen, die Ihr uns antun wollt; doch vergönnt uns auch, daß wir, gibt uns das Glück die Gelegenheit dazu, gleiche Gastfreundschaft Euch erzeigen mögen.«
    In dem Augenblick machten zwei Gäste, fremde Krämer aus Augsburg, die im »Lamm« eingekehrt, Anstalt, aufzubrechen.
    »Wo wollt ihr hin,« rief der Alte, »wollt ihr uns verlassen, eben jetzt, da der gute Wein kommt?«
    »Herr,« erwiderte einer von ihnen, »wir dürfen die Gastfreundschaft dieser guten Leute nicht mißbrauchen, die uns schon den ganzen Abend bewirtet haben.«
    »So dürfet,« fiel ihm der Alte freundlich ins Wort, indem er die Hand des Kaufmanns faßte, »so

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