Werke
schönem Ansehn verkaufe, welche nachher zerbrochen wären.
Die Frau Bürgermeisterin unterließ nicht, den Vorfall ihrem ehrenfesten Herrn Gemahl, dem Bürgermeister, anzuzeigen. Der hochweise Rat, bestürzt, in dem Weichbilde der guten frommen Stadt eine Hexe zu wissen, ließ die arme Bauerfrau aufgreifen, nach Nürnberg bringen, wo sie alles von der Frau Bürgermeisterin erhaltene Geld von Heller zu Pfennig zurückzahlen mußte und dann vom Büttel zum Tore und über die Grenze geschleppt wurde. Von allem Weibsvolk wurde sie verhöhnt, und man rief ihr nach:
›Seht, das ist die Hexe aus Fürth, die die Eierkörbe verkauft, in die sich nachher der Satan setzt und die Eier zerquetscht mit seinem höllischen –‹
Jenseits des Grenzzeichens blieb das Weib, von den Bütteln verlassen, auf einer Anhöhe stillestehen, und es war graulich anzusehen, wie sie hoch und dünn hinaufschoß, bald einer Hopfenstange gleichend, und mit den dürren Armen herumfocht, die sie endlich über Nürnberg fest ausstreckte, und mit einer Stimme, die so kreischend und mißtönend war, daß man wohl den Satan selbst darin erkannte, laut in die Lüfte rief:
›Pfui, arg dick Weib,
Pfui, du Balg schalks Magd,
habt mich verjagt,
Eidex euch in den Leib!
Pfui Nürnbergsch Jung Volk,
Traun Trat,
Mennchin Krat
Heisa Mutter Zedxs vollendent hat,
Paßt nur auf,
jetzt werden die Eier
in dem lieben Nürnberg
erst recht teuer.‹
Der Satan unterließ nicht, seiner Dienerin kräftig beizustehen, und in alle Weiber Nürnbergs fuhr das unwiderstehliche Gelüste, sich in Eierkörbe zu setzen und die darin befindliche Ware zu zerbrechen, so daß einer, dem es nach einem guten Eierschmalz gelüstete, dies wohl mit Golde hätte aufwägen mögen.
Daß aber, sagt der weise Chroniker, man hätte einen ganzen Eimer Wein für ein Ei tauschen können, ist nur wie ein Sprichwort anzusehen, das auf wundersame Weise entstanden.
Ein würdiger Herr Patrizier der Stadt wollte dem satanischen Unwesen mit dem Zerdrücken der Eier ein Ende machen und ließ daher unter lustigem Trompetenschall und Trommelschlag öffentlich bekanntmachen, daß diejenige Frau, welche ihm Eier brächte, für jedes derselben, das unversehrt in seine Hände käme, einen Eimer guten Wein erhalten solle.
Unter vielen Weibern, denen der Versuch, ihrem Gelüst zu widerstehen, noch zuletzt schmählich mißglückt war, meldete sich endlich die Frau seines Meiers, ein frommes, züchtiges Weib, die freilich an jenem Tage auch die vermeintliche Hexe sehr verfolgt und verhöhnt hatte, und überreichte dem Herrn ein Körbchen der wohlerhaltensten Eier.
›Mich wundert,‹ sprach der edle Herr sehr freundlich, ›daß Ihr nicht längst gekommen seid, liebe Frau, denn Ihr seid so fromm und gut, daß Ihr von Verhexungen und bösen Lüsten nichts wißt. Der Wein ist so gut als Euer.‹
Hiemit wollte der edle Herr den Korb fassen, den riß ihm aber das Weib mit dem größten Ungestüm aus der Hand und setzte sich hinein mit dem größten Wohlgefallen, so daß alle Eier zerquescht wurden.
Das arme Weib war vor Scham ganz außer sich und weinte sehr.
›Ei,‹ sprach der Herr mit beschwichtigendem Ton, ›ei, Frau Margareta, gebt Euch doch zufrieden, es kommt ja noch auf einen Versuch an, vielleicht widersteht Ihr dem Bösen.‹
Frau Margareta ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern war acht Tage darauf mit dem letzten Schock Eier da, das der Hühnerhof nachgeliefert. Sie hatte viel festen und frommen Willen gefaßt; doch sowie sie mit den Eiern in dem Zimmer des gnädigen Herrn stand, ging alles mit ihr um die Runde. Sie sah schon mit lüsterner Begier den Korb an mit dem Gedanken, wie anmutig es sich in den Eiern sitzen würde, und war zu ihrer nicht geringen Betrübnis überzeugt, daß ihr heute der Versuch noch viel weniger gelingen würde als das erstemal.
Es begab sich aber, daß in dem Augenblick des Nachbars Weib, die mit der Frau Margareta in beständigem Zank und Streit lebte, ebenfalls mit einem Korb hineintrat, um denselben Versuch zu machen. Da wurde aber Frau Margareta ganz wütend vor dem Gedanken, daß sie vor ihrer ärgsten Feindin mit Schmach und Schande bestehen solle, und ihre Augen leuchteten wie lichterlohe Flamme. Der andern Antlitz glich auch einem glimmenden Kohlentopf, und kam noch hinzu, daß beide die gespreizten Hände gegeneinander ausstreckten, so waren sie wohl gereizten wilden Tieren ähnlich, die sich anfallen wollen.
Der edle Herr trat
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