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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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Marienhospitals, Dr. A. Richter, das Gesuch um Aufnahme seiner Söhne auf Staatskosten in dieses Institut eingereicht, und die Antwort, die sehr günstig lautete, war noch zu Lebzeiten der Mutter eingetroffen, so daß schon damals die Reise nach Petersburg beschlossen worden war.«
    Inzwischen war Puschkin gestorben, der Dichter, den die Jünglinge so leidenschaftlich liebten – und selbständig liebten, nicht nach dem Beispiel älterer Leute.
    »Ich weiß nicht,« erzählt Andrei Michailowitsch, »infolge welcher Umstände wir erst nach der Beerdigung der Mutter von seinem Tode erfuhren. Vielleicht weil wir unser eigenes Leid hatten und die ganze Familie beständig zu Hause war. Als meine Brüder von seinem Tode erfuhren und noch alle schrecklichen Einzelheiten hörten, glaubten sie, den Verstand zu verlieren. Fjodor sagte mehrmals in seinen Gesprächen mit Michail, daß er, wenn wir nicht schon Familientrauer hätten, den Vater bitten würde, um Puschkin Trauer tragen zu dürfen. Damals kannten wir Lermontoffs Gedicht auf Puschkins Tod noch nicht, aber es gab ein anderes von einem unbekannten Verfasser – das deklamierten meine Brüder in ihrem Schmerz so oft, daß ich es noch heute, nach 45 Jahren, lückenlos auswendig kann.
    »Die geplante Reise nach Petersburg hätte beinahe eine Verzögerung erfahren, da Fjodor Michailowitsch plötzlich erkrankte.« – Wie man seiner Witwe in Moskau erzählt hat, sei die Schwester der verstorbenen Mutter, Frau A. Kumanina (F. M. hing mit besonderer Liebe an dieser Tante und ihrem Mann), mit beiden Jünglingen zur Sergiuskirche gefahren, um dort vor der Reise noch zu beten, unterwegs aber hätten ihr die beiden Neffen die ganze Zeit Gedichte vorgetragen – vielleicht haben wir hier einen Hinweis auf die Ursache der Heiserkeit, von der der Bruder spricht und die vielleicht nur eine Erkältung war?
    »Es stellte sich bei Fjodor nämlich ganz plötzlich und ohne jede erklärliche Ursache eine Halskrankheit ein: er verlor fast ganz die Stimme und konnte nur mit Mühe flüsternd sprechen, so daß er schwer zu verstehen war. Man versuchte es mit allen Mitteln, doch keines half – es wurde bald besser, bald wieder schlechter – bis schließlich andere Ärzte dem Vater rieten, die Reise dennoch anzutreten, da die Luftveränderung in der schönen Jahreszeit nur gut wirken könne. Und so geschah es auch. Trotzdem scheint es mir, daß mein Bruder sein Leben lang die Folgen dieser Erkrankung nicht ganz losgeworden ist. Wer sich seiner Art zu sprechen erinnert, wird zugeben, daß seine Stimme nicht ganz natürlich klang, – sie kam sozusagen mehr aus der Brust, als dies bei anderen Menschen der Fall ist.
    »Der Vater hatte die Absicht, nach seiner Rückkehr aus Petersburg auf sein Landgut überzusiedeln (er hatte bereits sein Abschiedsgesuch eingereicht). Endlich kam der Tag der Abreise. Der Geistliche des Marienhospitals, Vater Joann Barscheff, las das Gebet, dann setzten sich der Vater und die Brüder in die Postkutsche (sie fuhren mit Postpferden und wechselnden Fuhrleuten) und traten die Reise nach Petersburg an. Von einem Erlebnis während dieser Reise hat mein Bruder Fjodor 40 Jahre später in seinem ›Tagebuch eines Schriftstellers erzählt (die Begegnung mit einem Feldjäger), und bei der Gelegenheit, wenn auch nur kurz, so doch sehr dichterisch, seine und seines Bruders Stimmung während der Reise geschildert.«
    Soweit die Erinnerungen Andrei Michailowitsch Dostojewskis.
    In Petersburg kamen die beiden Brüder zunächst in das Pensionat von K. F. Kostomaroff, der sie zum Eintritt in die höhere Militär-Ingenieurschule vorbereiten sollte. Aus diesem Vorbereitungspensionat schrieben Fjodor und Michail am 23. Juli 1837 an den Vater, daß Kostomaroff von ihnen mehr erwarte, als von den übrigen acht Schülern, die er mit ihnen zusammen vorbereitete, und daß sie nun bald anfangen würden, Frontübungen zu machen – die seien sehr wichtig. Aber wie beschäftigt sie mit den eigenen Vorbereitungen auch waren, sie vergaßen nicht, »Schwesterchen Warjä« daran zu erinnern, daß sie Karamsins »Russische Geschichte« lesen solle und »Bruder Andrjuscha« das wiederholen müsse, was er manchmal schlecht gelernt hatte. Zum Schluß erwähnten sie noch, daß sie mit Schidlowski (ihrem Mitschüler aus dem Pensionat Tschermak, den der Vater kannte) soeben eine Stunde in der Kasanschen Kirche verbracht hätten–»das wollten wir schon lange, besonders vor dem Examen«.
    Nach den

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