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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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Aussagen Dr. Riesenkampfs hatte der Vater, als er beschloß, seine Söhne in diese Ingenieurschule zu geben, u. a. auch auf seinen Verwandten, den Generalleutnant Kriwopischin gerechnet, der im Armee-Inspektorat eine wichtige Stellung einnahm. Doch die Pläne des Vaters zerstörte zum Teil das ärztliche Gutachten, das der Chefarzt der Ingenieurschule, Dr. Wolkenau, ausstellte: er erklärte nämlich den völlig gesunden älteren Bruder für schwindsüchtig und den kränklichen jüngeren für gesund. Infolgedessen wurde Michail Michailowitsch nicht aufgenommen. Er begab sich im Juni 1838 nach Reval, um dort als Konduktor in die Sappeur-Kompagnie einzutreten. So wurden denn die Brüder ganz unerwartet getrennt. Nun konnte Fjodor Michailowitsch sich über seine eigene Aufnahme in die höhere Militär-Ingenieurschule wohl nur insofern freuen, als durch sie der Wunsch des Vaters wenigstens zur Hälfte in Erfüllung ging; denn an sich dürfte dieses Institut – mit dem vielen Mathematikunterricht, dem Zeichnen und dem Frontdienst – ihm, der von Dichtungen träumte, keineswegs verlockend erschienen sein. Der Vater hatte sich für diese Laufbahn entschieden, weil sie so günstige Aussichten für weiteres Fortkommen bot, was für ihn, der nur über beschränkte Mittel verfügte, begreiflicherweise sehr ins Gewicht fallen mußte. Allein man darf hierbei doch nicht außer acht lassen, daß dieses Petersburger Ingenieurinstitut sich hinsichtlich seines wissenschaftlichen Wertes sehr vorteilhaft von allen ähnlichen Militärinstituten unterschied. Vor allem stand die Wissenschaft dort in einem ganz anderen Ansehen und auch die Aufnahme der Schüler hing nicht nur von ihrer Herkunft ab, sondern davon, ob sie das Examen bestanden. Dennoch ist es verständlich, daß für eine Veranlagung, wie sie F. M. Dostojewski mitbrachte, die dort gebotene geistige Weiterbildung nicht genügte, während der andere größere Teil des Unterrichts ihm geradezu eine Plage war – so auch der Frontdienst und das Lagerleben.
     
    Ein Bild von seinem Leben in den nun folgenden Jahren geben uns außer seinen Briefen an den Vater und den Bruder und seinen in späteren Jahren gelegentlich niedergeschriebenen Erinnerungen an einzelne Erlebnisse vor allem die Aufzeichnungen ihm damals nahestehender Menschen.
     
    Ein Brief an seinen Vater vom 10. Mai – er dürfte im Jahre 1838 geschrieben worden sein, nachdem der Vater die beiden Brüder im Frühjahr 1837 nach Petersburg gebracht hatte und Fjodor Michailowitsch am 16. Januar
1838 in
die Ingenieurschule eingetreten war – zeichnet uns seine materielle Lage, die ihn zwingt, den Vater um eine kleine Beihilfe zu bitten.
    »Mein lieber, guter Vater,« schreibt er, »können Sie denn wirklich denken, daß Ihr Sohn zu viel verlangt, wenn er Sie um eine Unterstützung angeht? ... Wäre ich frei und selbständig, so hätte ich auch nicht eine Kopeke verlangt; ich hätte mich selbst an die bitterste Not gewöhnt... »Jetzt bitte ich Sie, lieber Papa, zu berücksichtigen, daß ich im wahren Sinne des Wortes diene ...« Offenbar hatte der Vater angenommen, sein Sohn werde als Zögling der Krone von dieser auch mit allem versorgt; das war aber nicht der Fall. Das Notwendigste, fügt der Sohn hinzu, das jeder Zögling in ihrem Lager brauche, würde ihm alles in allem 40 Rubel kosten, – »ich will aber Ihre Notlage«, schreibt er dem Vater zum Schluß, »berücksichtigen und gänzlich auf Tee verzichten.« .. Am 9. August desselben Jahres schreibt er an den Bruder nach Reval: »... Nun, Bruder, Du klagst über Deine Armut. Auch ich bin nicht reich. Du wirst mir wohl gar nicht glauben wollen, daß ich beim Auszug aus dem Lager nicht eine Kopeke hatte; unterwegs habe ich mich erkältet (es regnete den ganzen Tag und wir waren ohne Obdach), bin auch vor Hunger erkrankt, und hatte dabei kein Geld, um mir die Kehle mit einem Schluck Tee anzufeuchten. Ich habe mich später erholt, litt aber im Lager die bitterste Not, bis endlich das Geld von Papa kam« (am 20. Juli – sein Brief vom 10. Mai hatte den Vater erst auf Umwegen erreicht). »Ich zahlte meine Schulden und verbrauchte den Rest. Doch die Schilderung Deiner Lage übersteigt alles. Kann man denn wirklich nicht einmal 5 Kopeken besitzen, sich von Gott weiß was ernähren und nur mit lüsternen Augen die ganze Süße der herrlichen Beeren kosten, die du doch so gern ißt! Wie leid Du mir tust!« Dieser Brief zeugt auch sonst von einer trüben Stimmung. »Ich weiß

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