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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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doch schon am Abend desselben Tages besaß er nur noch 100 Rubel und dieses Hundert wanderte noch vor der Nacht in die Tasche eines gewandten Spielers, der ihm ein angeblich »ganz unschuldiges, ehrliches Spiel« (es handelte sich um Domino) hatte beibringen wollen. Am folgenden Tage begann dann von neuem das Geldborgen, oft gegen die ungeheuerlichsten Prozente. Im März dieses Jahres mußte Riesenkampf Petersburg verlassen – ohne daß es ihm gelungen war, Dostojewski deutsche Genauigkeit und etwas mehr Wirklichkeitssinn anzugewöhnen.
    Vom Jahre 1844 an haben sich wieder Briefe Dostojewskis an den Bruder erhalten. Sie bestätigen nur, was Dr. Riesenkampf berichtet. In einem dieser Briefe ist u.+a. die Rede davon, daß er in den Weihnachtsfeiertagen »Eugénie Grandet« übersetzt habe, und daß die Übersetzung im Selbstverlage erscheinen solle: sein Freund Potton werde 700 Rubel geben, dessen Mutter werde dem Sohn 2000 Rubel (zu 40% !!) leihen und er selbst wolle sich aufs äußerste einschränken, um 500 Rubel beisteuern zu können. Seine Phantasie verheißt ihm einen Gewinn von 4000 Rubel. Doch zum Schluß des Briefes gesteht er, daß er kein Geld – zum Abschreiben der »Eugénie Grandet« habe; und er bittet den Bruder »um der himmlischen Engel willen«, ihm 35 Rubel zu senden. »Ich schwöre dir beim Olymp,« so schließt er, »und bei meinem Juden Jankel (im soeben beendeten Drama) und wobei noch? – es sei denn bei dem Schnurrbart, der mir irgend einmal, wie ich hoffe, doch wachsen wird, daß die Hälfte von dem, was ich für die ›Eugénie‹ bekomme, Dein sein soll«. Doch schon am 14. Februar 1844 schreibt er, daß aus der Sache wohl nichts werde. »Wie leid mir das tut, mein Freund, und wie leid du mir tust. Verzeih, Liebster, auch mir Armen ...«
    Dann folgen Briefe, in denen von der Übersetzung des »Don Carlos« die Rede ist, die der Bruder begonnen hatte, sowie davon, daß er selbst George Sand übersetze und 25 Rubel für den Druckbogen erhalte. Eine Nachschrift am Rande sagt: »Der Dienst ist mir zuwider. Er widersteht mir schon wie Kartoffeln ... Im September komme ich zu euch, wenn ich den Abschied genommen habe.« Am 30. September 1844 schreibt er, daß er sein Abschiedsgesuch eingereicht habe, »ich nehme den Abschied, weil ich nicht länger dienen kann ... Warum soll ich meine besten Jahre verlieren? Die Hauptsache aber ist, daß man mich in die Provinz abkommandieren wollte; sage doch bitte selbst, was könnte ich ohne Petersburg anfangen? Wozu würde ich noch taugen? Du wirst mich sicher begreifen. Ich werde immer meinen Lebensunterhalt verdienen können,« fügt er hinzu, wie um etwaigen Einwendungen zuvorzukommen. »Ich werde furchtbar viel arbeiten. Ich bin ja jetzt frei.« Doch unmittelbar darauf folgt eine Aufzählung seiner Schulden und die Klage, daß man ihm aus Moskau immer nur ein Drittel von der Summe sende, um die er bäte. »Noch weiß niemand,« schreibt er, »daß ich den Abschied nehme ... Ich habe nicht einmal Geld, um mir Zivilkleider zu kaufen. Ich quittiere den Dienst am 14. Oktober ... Wenn ich nicht sofort Geld aus Moskau bekomme, bin ich verloren. Man wird mich in allem Ernst ins Gefängnis sperren (das ist klar).« Und er ist bereit, auf seinen Anteil am väterlichen Gut zu verzichten, wenn man ihm sofort 500 Rubel als runde Summe auszahlt und die anderen 500 zu je 100 Rubel im Monat. »Bitte, sage du für mich gut, Liebster, ... daß ich dann keine Forderungen mehr erheben werde.« Der Brief hat an den Seiten wieder Nachschriften, die sich auf seine Geldnot beziehen, und zum Schluß heißt es: »Chlestakoff war schließlich bereit ins Gefängnis zu gehen, jedoch nur wenn es »auf vornehme Weise geschah.« Wenn ich aber nicht einmal Hosen haben werde, wird es dann auch noch »auf vornehme Weise« geschehen können?« Noch aus seiner beigefügten Anschrift ersehen wir, daß er seine kostspielige große Wohnung noch nicht aufgegeben hat. Eine Nachschrift am Rande lautet: »Ich bin mit meinem Roman außerordentlich zufrieden. Ich bin außer mir vor Freude. Für den Roman werde ich sicher Geld bekommen; was aber weiter kommt ...«
    Es handelt sich hier um seine erste Arbeit, den Roman »Arme Leute«. Von nun an ist in seinen Briefen immer wieder von diesem Werke die Rede: wie die Arbeit vorwärts geht, wie er – das schreibt er am 24. März 1845 –, nachdem der Roman im November fertig geworden, ihn im Dezember wieder umgearbeitet, im Februar aber wieder vieles

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