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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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schwersten, ich meine: in der Literatur. Zudem gibt es ja auch verschiedene Opponenten: nicht mit jedem kann man ein Gespräch anfangen. Ich will hierzu eine Fabel erzählen, die ich vor ein paar Tagen hörte. Man sagte mir, es sei eine uralte Fabel, womöglich indischen Ursprungs, was überaus beruhigend ist.
    Einmal geriet ein Schwein mit einem Löwen in Streit und forderte ihn zum Duell. Nach Hause zurück gekehrt, besann es sich und bekam Angst. Die ganze Herde versammelte sich, man dachte nach und beschloß also:
    »Sieh', Schwein, hier in der Nähe ist eine Grube; geh' hin, wälze dich gründlich in ihr herum und erscheine dann so auf dem Kampfplatz. Du wirst sehen.«
    Das Schwein tat wie ihm geheißen. Der Löwe kam, schnupperte, zog die Nase kraus und ging weg. Noch lange nachher rühmte sich das Schwein, daß der Löwe Angst bekommen habe und vom Kampfplatz weggelaufen sei.
    Dies die Fabel. Natürlich, Löwen gibt es bei uns nicht, – das Klima ist nicht danach; und es wäre auch gar zu großartig. Doch setzen Sie an die Stelle des Löwen einen anständigen Menschen, der zu sein eines jeden Pflicht ist, und die Moral ist dieselbe. übrigens, ich will hier noch ein kleines Erlebnis erzählen.
    Einmal, während eines Gesprächs mit dem seligen Herzen, äußerte ich mich mit größtem Beifall über eines seiner Werke, – über das Buch »Vom anderen Ufer«. Über dieses Buch hat sich zu meiner aufrichtigen Freude auch M. P. Pogodin – in einem ausgezeichneten und interessanten Artikel über seine Zusammenkunft mit Herzen im Auslande – durchaus lobend geäußert. Dieses Buch ist in der Form eines Gesprächs zwischen dem Autor und seinem Widerpart geschrieben.
    »Und besonders gefällt mir daran,« bemerkte ich unter anderem, »daß Ihr Opponent gleichfalls sehr klug ist. Sie müssen doch zugeben, daß er Sie in vielen Fällen an die Wand drückt.«
    »Ja, eben darin liegt ja der ganze Witz,« sagte Herzen lachend. »Warten Sie, ich werde Ihnen eine Anekdote erzählen. Einmal, als ich in Petersburg war, schleppte mich Bjelinski zu sich, ich mußte mich hinsetzen und einen Artikel anhören, an dem er gerade mit Eifer schrieb: ,Ein Gespräch zwischen Herrn A. und Herrn B/.' (Der Artikel ist später in die Gesamtausgabe seiner Werke aufgenommen worden.) In diesem Artikel ist Herr A., natürlich Bjelinski selbst, als ein sehr kluger Mensch gezeichnet, Herr B. dagegen, sein Opponent, als etwas weniger klug. Als er geendet hatte, fragte er mich in fieberhafter Erwartung:
    »Nun, was, wie findest du's?«
    »Tja, gut, ganz gut, und man sieht, daß du sehr klug bist, nur – was macht dir denn das für einen Spaß, mit einem solchen Dummkopf deine Zeit zu vergeuden?«
    Bjelinski warf sich auf den Diwan, mit dem Gesicht aufs Kissen, und schrie, fast erstickend vor Lachen:
    »Erschlagen! Erschlagen!«

Menschen von damals
     
     
    Diese Anekdote von Bjelinski erinnert mich an mein erstes Auftreten in der Literatur vor Gott weiß wieviel Jahren; eine traurige, für mich verhängnisvolle Zeit. Mir fällt gerade Bjelinski selbst ein, wie er damals war, als ich ihn kennen lernte, und wie er mich zum erstenmal empfing. Mir fallen jetzt oft Menschen von damals ein, natürlich deshalb, weil ich jetzt oft auf Menschen von heute stoße. Bjelinski war die begeisterungsfähigste Persönlichkeit von allen, die mir in meinem Leben je begegnet sind. Herzen war etwas ganz anderes: Der war ein Produkt unseres Herrentums, war vor allen Dingen gentilhomme russe et citoyen du monde , – ein Typ, der nur in Rußland erschienen ist und der auch außer in Rußland nirgendwo hätte erscheinen können. Herzen ist nicht emigriert, er hat nicht die Grundlage zur russischen Emigration gelegt, – nein, er war einfach schon als Emigrant geboren. Sie sind ja alle, alle die von seiner Art und seines Standes, ganz einfach schon als Emigranten bei uns geboren, wenn auch die Mehrzahl von ihnen nie aus Rußland hinausgekommen ist. In den hundertundfünfzig Jahren des verflossenen Lebens unserer russischen Herrenschicht sind – mit sehr wenigen Ausnahmen – die letzten Wurzeln, die diese Schicht in der russischen Erde hatte, vermodert, haben sich ihre letzten Verbindungen mit der russischen Wahrheit gelockert. Herzen ward gleichsam von der Geschichte selbst die Aufgabe zugeteilt, diesen Bruch der ungeheuren Mehrheit unseres gebildeten Standes mit dem Volke in seiner Person wie in einem grellsten Typ darzustellen. In diesem Sinne war er ein

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