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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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mir habe Sie veranlaßt, mir manches zu verheimlichen. Ich habe es ja schon damals gewußt, wie sehr ich Ihnen zu Dank verpflichtet war, als Sie mir noch versicherten, daß Sie für mich nur Ihr erspartes Geld ausgäben, welches Sie, wie Sie sagten, auf der Kasse liegen hätten. Jetzt aber, nachdem ich erfahren habe, daß Sie überhaupt kein erspartes Geld besitzen, daß Sie, als Sie zufällig von meiner traurigen Lage erfuhren, nur aus Mitleid beschlossen, Ihr Gehalt, das Sie sich noch dazu vorauszahlen ließen, für mich auszugeben, und daß Sie während meiner Krankheit sogar Ihre Kleider verkauft haben – jetzt sehe ich mich in eine so qualvolle Lage versetzt, daß ich gar nicht weiß, wie ich alles das auffassen und was ich überhaupt denken soll!

Ach, Makar Alexejewitsch! Sie hätten es bei der notwendigsten Hilfe, die Sie mir aus Mitleid und verwandtschaftlicher Liebe leisteten, bewenden lassen und nicht unausgesetzt soviel Geld für ganz Unnötiges verschwenden sollen! Sie haben mich hintergangen, Makar Alexejewitsch, Sie haben mein Vertrauen mißbraucht, und jetzt, wo ich hören muß, daß Sie Ihr letztes Geld für meine Kleider, für Konfekt, Ausflüge, Theaterbesuch und Bücher hingegeben haben – jetzt bezahle ich das teuer mit Selbstvorwürfen und der bitteren Reue ob meines unverzeihlichen Leichtsinns, denn ich habe doch alles von Ihnen angenommen, ohne nach Ihrem Auskommen zu fragen. Aufdiese Weise verwandelt sich jetzt alles, womit Sie mir einst Freude machen wollten, in eine drückende Last, und alles Gute wird in der Erinnerung von Bedauern verdrängt.
    Es ist mir in der letzten Zeit natürlich nicht entgangen, daß Sie bedrückt waren, aber obschon ich selbst ahnungsvoll irgendein Unheil erwartete, konnte ich doch das, was jetzt geschehen ist, einfach nicht fassen. Wie! So haben Sie schon in einem solchen Maße den Mut verlieren können, Makar Alexejewitsch! Was werden jetzt diejenigen, die Sie kennen, von Ihnen sagen? Sie, den ich wie alle anderen wegen Ihrer Herzensgüte, Anspruchslosigkeit und Anständigkeit geachtet habe, Sie haben sich plötzlich einem so widerlichen Laster ergeben können, dem Sie doch, soviel mir scheint, früher noch nie gefrönt haben.
    Ich weiß nicht mehr, was mit mir geschah, als Fedora mir erzählte, daß man Sie in berauschtem Zustande auf der Straße gefunden und die Polizei Sie nach Haus geschafft habe! Ich erstarrte, – obschon ich mich auf etwas Außergewöhnliches gefaßt gemacht hatte, da Sie ja doch schon seit ganzen vier Tagen verschwunden waren. Haben Sie denn nicht daran gedacht, Makar Alexejewitsch, was Ihre Vorgesetzten dazu sagen werden, wenn sie die wirkliche Ursache Ihres Ausbleibens vernehmen? Sie sagen, daß alle über Sie lachen und von unseren Beziehungen erfahren haben, und daß Ihre Nachbarn in ihren Spottreden auch meiner Erwähnung tun. Beachten Sie das nicht, Makar Alexejewitsch und beruhigen Sie sich um Gottes willen!
    Ferner beunruhigt mich auch noch Ihre Geschichte mit jenen Offizieren, – ich habe nichts Genaueres erfahren können, nur so ein Gerücht. Erklären Sie mir, bitte, was für eine Bewandtnis es damit hat.
    Sie schreiben, daß Sie sich gefürchtet, mir die Wahrheit mitzuteilen, weil Sie dann vielleicht meine Freundschaft verloren haben würden, daß Sie während meiner Krankheit in der Verzweiflung nur deshalb alles verkauft hätten, um die Kosten bestreiten und somit verhindern zu können, daß man mich ins Hospital brachte, daß Sie soviel Schulden gemacht, wie es Ihnen gerade noch möglich war, und Ihre Wirtin Ihnen jetzt täglich unangenehme Szenen bereite, – aber indem Sie mir alles dies verheimlichten, wählten Sie das Schlechtere. Jetzt habe ich ja doch alles erfahren! Sie wollten mir die Erkenntnis ersparen, daß ich die Ursache Ihrer unglücklichen Lage war, haben mir aber nun durch Ihre Aufführung doppelten Kummer bereitet. Alles das hat mich fast gebrochen, Makar Alexejewitsch. Ach, mein Freund! Unglück ist eine ansteckende Krankheit. Arme und Unglückliche müßten sich fernhalten voneinander, um sich gegenseitig nicht noch mehr ins Elend zu bringen. Ich habe Ihnen solches Unglück gebracht, wie Sie es früher in Ihrem bescheidenen stillen Leben gewiß noch nie erfahren haben. Das quält mich entsetzlich und nimmt mir jede Kraft.
    Schreiben Sie mir jetzt alles aufrichtig, was dort mit Ihnen geschehen ist und wie Sie sich so weit haben vergessen können. Beruhigen Sie mich, wenn es Ihnen möglich ist. Ich sage

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