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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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Mahlzeit hier bekommen könne.
    »Hier ist kein Wirtshaus!« sagte die Frau und schwang ihre Pfanne, daß der Eierkuchen prasselnd in den schwarzen Schlot hinauffuhr und erst nach einer ganzen Weile mit der Oberseite in die Pfanne zurückklatschte.
    Hinzelmeier griff nach seinem Stecken, den er beim Eintritt an die Tür gestellt hatte; allein die Alte fuhr mit der Gabel in den Eierkuchen und stülpte ihn rasch auf eine Schüssel. »Nun, nun!« sagte sie, »so war es nicht gemeint. Setz Er sich nur: hier ist just einer fertig.« Dann schob sie ihm einen hölzernen Stuhl an den Küchentisch und setzte den dampfenden Kuchen nebst Brot und einem Kruge jungen Landweins vor ihm hin.
    Das ließ Hinzelmeier sich gefallen und hatte bald die derbe Speise und ein gut Teil des festen Roggenbrots verzehrt. Dann setzte er den Krug an den Mund und tat einen herzhaften Zug auf die Gesundheit der Alten und dann zu seiner eigenen Gesundheit noch manchen anderen hinterher. Das machte ihn so vergnügt, daß er ganz wie von selber zu singen anhub. »Er ist ja ein lustiger Mensch!« rief die Alte von ihrem Herd hinüber. Hinzelmeier nickte; ihm fielen auf einmal alle Lieder wieder ein, die er vorzeiten im elterlichen Hause von seiner schönen Mutter gehört hatte. Nun sang er sie, eines nach dem andern:
     
    Das macht, es hat die Nachtigall
    Die ganze Nacht gesungen;
    Da sind von ihrem süßen Schall,
    Da sind von Hall und Widerhall
    Die Rosen aufgesprungen.
    Sie war doch sonst ein wildes Blut,
    Nun geht sie tief in Sinnen;
    Trägt in der Hand den Sommerhut
    Und duldet still der Sonne Glut,
    Und weiß nicht, was beginnen.
    Das macht, es hat die Nachtigall
    Die ganze Nacht gesungen! – –
     
    Da wurde in der Wand, dem Herde gegenüber, unter den Reihen der blanken Zinnteller, ein Schiebfensterchen zurückgezogen, und ein schönes blondes Mädchen, es mochte des Hauswirts Tochter sein, steckte neugierig den Kopf in die Küche.
    Hinzelmeier, der das Klirren der Fensterscheiben vernommen hatte, hörte auf zu singen und ließ seine Augen an den Wänden der Küche umherwandern; über das Butterfaß und die blanken Käsekessel und über den breiten Rücken der Alten bis an das offene Schiebfensterchen, wo sie an zwei anderen jungen Augen hängenblieben.
    Das Mädchen wurde ganz rot. – »Er singt schön!« sagte sie endlich.
    »Es kam mir nur so«, erwiderte Hinzelmeier. »Ich singe sonst gar nicht.«
    Dann schwiegen beide eine Weile, und man hörte nur das Zischen der Pfanne und das Prasseln der Eierkuchen.
    »Der Kaspar singt auch schön!« hub das Mädchen wieder an.
    »Freilich wohl!« meinte Hinzelmeier.
    »Ja«, sagte das Mädchen, »aber so schön wie Er macht er’s doch nicht. Wo hat Er denn das schöne Lied her?«
    Hinzelmeier antwortete nicht darauf, sondern trat auf einen umgestürzten Zuber, der unter dem Schiebfenster stand, und sah an dem Mädchen vorbei in die Kammer. – Drinnen war voller Sonnenschein. Auf den roten Fliesen der Diele lagen die Schatten von Nelken- und Rosenstöcken, welche seitwärts vor einem Fenster stehen mochten. Plötzlich wurde im Hintergrund der Kammer eine Tür aufgerissen. Der Frühlingswind brauste herein und riß dem Mädchen ein blauseidnes Band von der Riegelhaube; dann fuhr er durchs Schiebfenster und trieb seine Beute kreiselnd in der Küche umher. Hinzelmeier aber warf seinen Hut danach und fing es wie einen Sommervogel.
    Das Fenster war ein wenig hoch. Er wollte es dem Mädchen hinauflangen, sie bückte sich zu ihm heraus; da fuhren beide mit den Köpfen aneinander, daß es krachte. Das Mädchen schrie, die Zinnteller klirrten, Hinzelmeier wurde ganz konfus.
    »Er hat einen gar wackeren Kopf!« sagte das Mädchen und wischte sich mit ihrer Hand die Tränen von den Wangen. Als aber Hinzelmeier sich das Haar aus der Stirn strich und ihr herzhaft ins Gesicht schaute, da schlug sie die Augen nieder und fragte: »Er hat sich doch kein Leids getan?«
    Hinzelmeier lachte. »Nein, Jungfer«, rief er – er wußte selbst nicht, wie es ihm auf einmal einfallen mußte –, »nimm Sie mir’s nicht für übel, aber Sie hat gewiß schon einen Schatz!«
    Sie setzte die Faust unters Kinn und wollte ihn trotzig ansehen, aber ihre Augen blieben an den seinen hängen. – »Er faselt wohl!« sagte sie leise.
    Hinzelmeier schüttelte den Kopf; es wurde ganz still zwischen den beiden.
    »Jungfer!« sagte nach einer Weile Hinzelmeier, »ich möchte Ihr das Band in die Kammer bringen!«
    Das Mädchen

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