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Werther, der Werwolf - Roman

Titel: Werther, der Werwolf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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hineingetreten und keiner derWächter sich nahte, standen andere über dem Hingegangenen. Es war nicht zu erklären, und Lotte suchte nach Erklärung nicht.Als ob die Rückwand des Hauses eingestürzt, sah sie in hellem Lichte – konnte der Mond so strahlend leuchten? – zwei Gestalten. Der eine war ein Hund, und war zugleich keiner, denn in Nero zeigte sich der Dämon just im Moment, als sein Bruder, der zum Dämonen umgestaltet werden sollte, von dieser Erde ging. Drum hob der Dämonenwolf das struppige Haupt und heulte himmelwärts, trauernd über den Unwiederbringlichen. Neben ihm entdeckte Lotte einen würdigen Mann, dessenAnblick ihr nicht fremd war, erinnerte er doch an den guten Grafen von W ., dessen Gemälde sie kannte. Die beiden – Geisterwesen, Fabelgestalten, Lichtspiele? Lotte wagte keineAntwort – erwiesen dem Unglücklichen die Ehre, der sich weder im einen noch im andern Leben einrichten hatte können, gescheitert war an beiden. Sie blickten Lotten an, mit einem Blick, der ihr durchs Mark fuhr. Es war ihr, als wüßten die Gestalten von Lottens Sünde, wüßten, daß sie, nur sie! einenVerzweifelten in die letzte Schlucht des Sterbens getrieben hatte.
    Da sank sie hin, keinesWortes mächtig. Der Graf aber und sein Gefährte nahmenWerther auf und trugen ihn hinaus, ohne daß ein Menschenaug es wahrnahm.Trugen ihn vorbei an denWächtern, die festgebannt standen und hinterher nicht sagen konnten, hatten sie was gesehen, hatte derWind gewispert in den Blättern?
    Zusammen mit dem Dämon begrub der Graf von W .Werther, denWolf, an jener Stätte, die er sich erwählt, unter den Linden. Niemand folgte dem Zug, niemand außer ihnen kannte sein Grab, kein Geistlicher hat je es zu Gesicht bekommen.
    Des nächstenTages erst wardAlberts Leichnam gefunden. Man fürchtete um Lottens Leben; verfrüht, sie fand Genesung und überlebte jene, die ihr teuer waren, gut fünfzig Jahre.
    Seit jenerVollmondnacht ließ sie kein Sterbenswort verlauten, wasWahrheit war und was Gerücht. Sie heiratete nicht, erlaubte keinem, um sie zu werben. Nur einmal, Monate nach dem Unglück, verschwand Charlotte, geheimnisvoll, fürWochen aus ihrem Elternhaus; niemand erfuhr, wo sie gewesen. Es hieß, etwa zur gleichen Zeit sei einer Heilerin aus dem Nachbarort, einer unansehnlichen Person, ein Knabe geboren worden, unerklärlich, da sie keinen Liebsten hatte. Das Kind lebte fortan bei jener Frau, und es wird erzählt, Charlotte habe dem Knaben viel Zuwendung geschenkt.
    Selbst nach demTod des alten Fräuleins Charlotte wurde darüber mehr nicht bekannt. Es verlautete nur, der Junge soll sich aufgemacht haben in die weiteWelt: mag sein, man wird noch von ihm hören.
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