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Werther, der Werwolf - Roman

Titel: Werther, der Werwolf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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vorgefunden, das Zimmer leer und, schlimmer noch, die Flinten von derWand genommen!
    – Ihr sucht EurenVerlobten? fragte der Pfeifenraucher.
    – IstAlbert hier? erwiderte sie und wußte, es muß so sein:Wo hatten sie alle sich denn versammelt? vorWerthers Haus!Was sah Charlotte – eine Schar Bewaffneter, die Büchsen imAnschlag, ausgerichtet auf dieWohnung des Freundes!Albert mußte – Charlotte durchfuhr’s als Schauder – Kenntnis vonWerthers Doppelsein erhalten haben, mußte ausgezogen sein, denWolf inWerthern zu bekämpfen.
    Lotte stellte knappe Fragen, dieAntworten derWachmänner bestätigten schlimmstenVerdacht. Ja, Krieg war ausgebrochen, derWaffengang zwischen ihremVerlobten und dem Raubtier, als das Lotte den stillenWerther erlebt. Mensch gegenTier, Jäger gegen Bestie, so hatte es stets geheißen, seit der denkende Mensch sich aufgerichtet und entschlossen hatte, sich von der Kreatur zu unterscheiden. So lautete die Losung heute nacht, darob faßte Lotte schlimmeAngst – noch schlimmere aber, weil sie in sich nicht entscheiden mochte, wem sie den Sieg gegönnt!Von welchem wünschte sie, daß er danach heimkommen würde, ins Jagdhaus, besudelt vom Blut des andern –Albert? der ihr die Gediegenheit eines beschaulichen Lebens bot, sie ewig wertschätzen würde – wollte sie denVerlobten als Sieger sehen? OderWerthern? den wilden Poeten, den verrückten Edelmann, der ihr die Glut der Leidenschaft, denAusbruch aus derWelt der Sitte vorgegaukelt, durfte sie sich so einem anvertrauen?Was, wenn das erste Feuer verlodert, er ihrer überdrüssig, sich nach neuen Leidenschaften umsah? Lotte konnte ob der ausweglosen Lage keinen Gedanken finden, sah sich allein imDickicht, umringt von Männern, die sie neugierig begafften und sich verwunderten, weshalb es die Mamsell wohl in denWald getrieben.
    Schon wollte sie ihr unsinnigAbenteuer abbrechen, recht gute Nacht denWächtern wünschen, ihnen einen Gruß anAlbert aufgeben, als sie den Blitz vom Pulver hinterWerthers Fenster sah. Sie hörte den Schuß fallen und wußte, was geschehen. Ohne der Männer zu achten, die sie warnten,Albert sitze im Gebüsch und werde feuern, sobald sich etwas rege, stürzte Lotte zum Haus hin. Sie hatteWerther darin nie besucht, unschicklich wäre es gewesen; nun aber stieß sie dieTür auf, drang ein und sah ein Bild, wie es keinem Menschen je vorAugen gekommen.
    Dort lag das Geschöpf, das sie ihren Freund genannt, von dem sie all die Zeit gewußt, daß er sie fromm, wild, ausweglos und herzlich liebte – ja! Lotte hatte es vom Augenblick an gewußt , als Werther in ihr Haus getreten und zugesehen, wie sie den Kleinen die Abendbrote schnitt: dieser liebt mich, ist mir ergeben und verfallen, dieser ist nicht zu retten, seine Liebe gehört mir. Das war Lottens Schuld und Sünde gewesen von Anfang an, sich mit seiner unglücklichen Liebe zu schmücken, sie nicht zu erwidern, und doch kein klares Wort an Werther je zu richten: Höre, du liebst umsonst, Erfüllung kann dir niemals sein, erkenne, fasse dich und geh!
    Hoffärtig hatte Lotte gehandelt, als sie ihm auf derTerrasse Hoffnungen machte, sündhaft zwiefach, da sie nach vollzogener Liebe mit demWolfWerthern im Unklaren gelassen, was dies bedeute:War sie auf ewig sein, oder war’s ein Fehltritt, den man verdunkeln mußte? Lotte hatte nichts gesagt, nichtWerthern und auchAlbert nicht, hatte sich gesonnt im Glanz zweierTrabanten, die unablässig um sie kreisten.
    Darum war Charlotte starr vor Grauen, als sie ihn liegen sah, hatte sie ihn doch so weit gebracht – mehr noch! hatte sie ihm dieWaffe dafür gesandt! Nicht wußte Lotte, daßWerther die Pistol mitAlberts Silberkugel geladen hatte; die magische Kugel, von der Heilerin gegossen, war ihm ins Herz gedrungen.
    Was derVerzweifelte hatte erreichen wollen, was ihm die Hand geführt, den Mut gegeben, den Schuß abzufeuern, war nicht eingetreten:Werther hatte als Mensch gehandelt, um den Dämon in sich zu überwinden. Doch mit eben dem Schuß hatte er den letzten Rest von Mensch aus sich herausgetrieben, alsWolf, als erschossene Bestie lag er auf den Fliesen. Ein großmächtigesVieh mit schwarzem Pelz, furchteinflößenden Klauen, mit aufgerissnem Maul und gelbenAugen, die leblos zu Lotte aufstarrten. Das warWerther, ach! dieVerwandlung hatte unerbittlich stattgehabt. Einzig sein letzterWunsch war in Erfüllung gegangen, er hatte sterben wollen, und gestorben war er.
    ImTode war er nicht allein. Obzwar Lotte allein zu ihm

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