Wes - Wächter der Nacht
an Amber heran.
„Stehen bleiben!“, rief der Türsteher mit der Pistole in der Hand. Seine Stimme überschlug sich dabei. „Keine Bewegung, oder Sie sind ein toter Mann!“
Großer Gott, wenn dieser Schwachkopf mit der Pistole auf den Schwachkopf mit dem Messer schoss und ihn verfehlte, konnte er glatt Wes treffen!
Der Schwachkopf mit dem Messer trat noch einen Schritt näher an Amber heran, und Wes bewegte sich.
Schnell.
„Nicht schießen!“, rief er.
Er bewegte sich schneller, als das Auge folgen konnte, trat dem Mann das Messer aus der Hand wie ein Kung-Fu-Kämpfer und brach ihm dabei offensichtlich den Arm.
Das Messer fiel klappernd auf den Boden, und Wes stieß es rasch mit dem Fuß fort.
Brittany, Amber und Andy rannten zu dem Verletzten. Steven, so hatte Amber ihn genannt.
Aber der Typ mit dem Messer stand offenbar unter Drogen. Der Schmerz in seinem Arm hätte ihn außer Gefecht setzen müssen, tat es aber nicht.
Auch so etwas hatte Brittany schon oft in der Notaufnahme gesehen. Männer mit Schusswunden, die eigentlich vor Schmerzen das Bewusstsein hätten verlieren müssen, mussten mit Gurten fixiert werden, damit sie die Ärzte und Pfleger nicht angriffen, die versuchten, ihnen das Leben zu retten.
Er stürzte sich auf Wes, rannte ihn um, und sie fielen beide krachend über ein paar Liegestühle.
Brittany zwang sich, sich auf Steven zu konzentrieren. Richtig, er hatte eine Stichwunde in den Arm und eine in die Brust bekommen.
„Ich will nicht sterben“, keuchte er. „Ich stand doch nur da. Ich habe nicht einmal das Messer gesehen.“
„Sie werden wieder gesund“, versicherte Brittany ihm, während sie versuchte, die Blutung zu stoppen. „Das verspreche ich Ihnen. Ihr einer Lungenflügel arbeitet noch einwandfrei. Ich weiß, dass es sich anfühlt, als bekämen Sie kaum Luft, als säße jemand auf Ihrem Brustkorb, aber Sie werden nicht sterben.“ Sie konnte Sirenen hören, die sich rasch näherten. Der Notarztwagen war unterwegs. „Andy, geh zum Tor und sag den Sanitätern, dass es sich um eine Brustverletzung handelt.“
Er rannte los.
Sie konnte hören, wie hinter ihr noch mehr Liegestühle zusammenbrachen, während die beiden Männer miteinander rangen. Bitte, lieber Gott, lass nicht zu, dass Wes verletzt wird! Am liebsten hätte sie sich umgedreht, um nachzusehen, ob mit Wes alles in Ordnung war, aber der Verletzte forderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Vertrauen. Sie musste Wes einfach vertrauen.
Dann hörte sie, wie die beiden Männer mit großem Platschen in den Swimmingpool stürzten, und sie wusste – dank vieler Unterhaltungen mit ihrem Schwager –, dass Wes das mit Absicht getan hatte.
Er hatte den Mann damit in sein ureigenstes und natürliches Element gebracht. Die meisten Menschen verfielen in Panik, wenn sie unter Wasser gerieten, aber Wes fühlte sich darin so wohl wie ein Fisch.
Die Sanitäter kamen angerannt, und Brittany machte ihnen Platz. Endlich traf auch die Polizei ein.
Brittany konnte Wes im Pool sehen. Die beiden Männer waren immer noch unter Wasser. Wie lange waren sie schon dort unten?
Andy tauchte an ihrer Seite auf. „Du solltest die Handschuhe ausziehen und deine Hände waschen.“
Sie nickte und folgte Andy zu dem Badehaus mit den Umkleideräumen, Duschen und Toiletten. Händewaschen würde nicht reichen. Sie musste auch das blutgetränkte Kleid loswerden. Aber vorerst konnte sie den Blick nicht vom Swimmingpool wenden – bis endlich Wes die Wasseroberfläche durchbrach und tief Luft holte.
Gott sei Dank.
Der Verrückte mit dem Messer war zu keiner Gegenwehr mehr fähig. Die Polizisten halfen Wes, den Mann ausdem Wasser zu hieven. Hustend und spuckend krümmte er sich auf dem Boden und wurde in Handschellen gelegt.
Wes stemmte sich in einer einzigen sportlichen Bewegung aus dem Wasser. Er war völlig durchnässt, und seine Uniform klebte ihm klatschnass am Körper.
Brittany beobachtete ihn, sah, wie er sich umschaute. Er nahm wahr, dass der verletzte Steven auf einer Trage abtransportiert wurde, sah Amber auf sich zukommen, die ihre Bluse wieder angezogen hatte, ließ seinen Blick weiter suchend über die Menschenmenge streifen, bis …
Ja. Er entspannte sich sichtlich, als er sie und Andy entdeckte.
Sie hob ihre behandschuhten Hände und zeigte auf das Badehaus.
Er nickte und drehte sich dann um zu Amber, die ihn ansprach.
„Tust du mir einen Gefallen“, bat Brittany Andy. „Frag bitte Amber, ob sie irgendwas in meiner Größe
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