Wes - Wächter der Nacht
Rippenbogen prangte ein violetter Fleck. Und er hatte geglaubt, sie bewundere seine straffen Muskeln.
„Du hast nicht einmal bemerkt, was du dir da eingefangen hast, nicht wahr?“
„Es tut nicht weh.“
„Wird es aber.“
„Ach was, ich habe schon Schlimmeres erlebt.“
„Zieh das Hemd aus“, befahl sie.
Wes lachte. „Was hast du vor, willst du mich gleich hier untersuchen?“
„Ich will mich nur vergewissern, dass alles in Ordnung ist“, erklärte sie. „Ich bin Krankenschwester.“
„Du bist eine nackte Krankenschwester“, präzisierte er. Er streifte sich das Hemd ab. „Du willst mich also untersuchen? Dann komme ich rein, und du kannst mich untersuchen. Genauso wie ich dich untersuchen werde, um sicherzugehen, dass du unverletzt bist.“
„Ich bin nicht diejenige, die mit einem Verrückten gekämpft hat.“ Leichte Röte überzog ihre Wangen. „Außerdem, nachdem Amber ihren kleinen Striptease hingelegthat, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mich nie wieder jemandem nackt zeigen werde. Warte einen Moment.“ Damit zog sie den Duschvorhang wieder zu.
Das Wasser lief noch ein paar Sekunden und wurde dann abgedreht. Das Handtuch, das über der Vorhangstange hing, verschwand, und Brittany sagte: „Aber mal im Ernst: Sie hat sich sehr mutig verhalten. Du darfst sie heiraten.“
Wes lachte, und der Vorhang wurde zurückgezogen.
„Komm mit“, befahl Brittany, als trüge sie die Uniform eines Generals statt eines schmalen Handtuchs, das kaum ihre Blöße zu verdecken mochte.
„Ich will sie nicht heiraten.“
„Tja, zu schade für dich. Sie ist hübsch und mutig.“
„Und reich. Vergiss das nicht.“
„Eben. Und sie ist ganz und gar dein Typ. Ich möchte wetten, dass du sie mit Leichtigkeit dazu bewegen kannst, auf dem Tisch zu tanzen. Sie hat ja schon bewiesen, dass sie kein Problem damit hat, sich auszuziehen.“
„Hm, nein, danke. Ich verzichte.“
Wes folgte ihr in den Raum zurück, in dem die Badesachen und die Bademäntel hingen. Wasser tropfte aus ihren Haaren auf ihre Schultern. Sie hatte wunderschöne Schultern und tolle Beine und …
Sie nahm einen Frotteebademantel von einem der Haken und zog ihn über. Mit dem Rücken zu ihm, ließ sie das Handtuch fallen und band sich den Bademantel zu. Er reichte ihr bis zu den Waden und bedeckte ihre Schultern vollständig. Wirklich schade. Trotzdem bereitete ihm der Gedanke, dass sie unter dem Bademantel nackt war, großes Vergnügen.
Er schaute zu, wie sie die Schubladen durchwühlte undschließlich eine Badehose herauszog. Sie warf sie ihm zu. „Zieh das an, Superheld! Andy hat Ambers Haushälterin gefragt. Jeder darf sich an den Badesachen hier bedienen. In einer der Schubladen liegen auch T-Shirts.“
Wes legte seine nasse Jacke und das Hemd auf einer Bank ab und öffnete seine Hose. „Also, die gute Nachricht ist: Ich brauche nicht mehr zu beweisen, dass diese Mauer für niemanden ein ernst zu nehmendes Hindernis darstellt.“
Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass Wes sich kurzerhand gleich an Ort und Stelle seiner Hose entledigen würde. Sie wandte sich hastig ab und tat so, als hätte sie immenses Interesse an den Damenbadeanzügen.
„Der Typ ist jedenfalls über die Mauer geklettert“, fuhr Wes fort und zog Schuhe und Strümpfe aus. „Die Polizei hat einen Teil seiner Jacke gefunden. Er ist damit an einer der Eisenspitzen auf der Mauer hängen geblieben und hat sie sich dabei zerrissen. Jetzt ist auch Amber davon überzeugt, dass ihre Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichend sind.“
„Aber wenigstens ist der Kerl jetzt in Haft“, warf Brittany ein. „Richtig? Ich weiß zwar auch, dass da draußen noch mehr Verrückte rumturnen, aber …“
„Das war nicht der Mann, der uns Kopfzerbrechen bereitet“, erklärte Wes und stieg aus seiner Hose.
„Nicht?“ Überrascht fuhr Brittany zu ihm herum, wandte sich aber schnellstens wieder ab.
Wes erblickte sein Spiegelbild in einem der Spiegel an der Wand. Weiße Unterhosen – etwas anderes konnte man unter einer weißen Uniformhose nicht tragen – hatten einen gewaltigen Nachteil: In nassem Zustand wurden sie mehr oder weniger durchsichtig. Hastig streifte er sie abund zog die Badehose an, die Brittany ihm gegeben hatte.
„Willst du damit sagen, dass dieser Mann nicht derjenige ist, der vor ein paar Tagen in Ambers Garage stand?“, fragte sie.
„Offenbar nicht. Sie sagt, sie hätte diesen Typen noch nie in ihrem Leben gesehen. Du kannst
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