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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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rückgängig zu machen. Das geht aber nicht, selbst wenn ich gewollt hätte.«
    Ich deutete auf seinen Arm. »W ie schlimm ist es?«
    »I ch glaube nicht, dass er gebrochen ist, aber zumindest ist er verstaucht. Aber das ist kein Problem. Ein viel größeres Problem ist, dass niemand den Rat informieren kann. Wenigstens können wir hoffen, dass deine Mutter nicht in Gefahr ist, solange sie uns beide haben.«
    Falls sie Trick finden sollten, würden sie ihm damit drohen, uns etwas anzutun. Immerhin waren wir beide nicht in unmittelbarer Gefahr, solange die Hüter keinen Kontakt zu ihm herstellen konnten. Auch wenn ich nicht verstand, warum sie mich dann überhaupt gefangen genommen hatten, obwohl ich ihnen ebenso wenig von Nutzen war. »K annst du das Tor nicht mehr öffnen?«
    »I ch bin kein Wächter mehr. Ich kann das Tor weder sichtbar machen noch öffnen.«
    »D ann ist auch dein Blut für sie wertlos?«
    Er nickte.
    Das waren gute Nachrichten. Jetzt mussten wir nur noch von hier verschwinden. Ich stand auf und sah mich um. Das Mauerwerk bestand aus großen Steinbrocken, die mit dicken Schichten aus Mörtel miteinander verbunden waren. Ich legte die Hand auf den rauen Stein. Ohne auf die Kälte zu achten, machte ich mich daran, die Wände abzuklopfen, auf der Suche nach… ja, wonach eigentlich? Einer Geheimtür, die der Eigentümer freundlicherweise für uns in sein Ferienhaus eingebaut hatte?
    »D ie Wände haben keine Schwachstellen«, sagte Dad hinter mir. »I ch habe sie schon unzählige Male abgesucht.«
    »D er Boden?«
    Er schüttelte den Kopf.
    An der Tür hatte ich vorhin schon mein Glück versucht. Aber irgendwann würden sie uns etwas zu essen bringen müssen, wenn sie uns am Leben halten wollten. »W ir müssen sie irgendwie überwältigen.«
    »V ielleicht schaffen wir es zu zweit.« Zum ersten Mal zeigte sich so etwas wie ein Funken Hoffnung in seinen Augen. »W ir müssen sehen, ob sie ihre Routine ändern, jetzt wo ich nicht mehr allein bin. Und herausfinden, wie viele von ihnen draußen warten, während uns einer das Essen bringt. Und ob sie bewaffnet sind. Ich werde nicht zulassen, dass du dich mit Bewaffneten anlegst.«
    »I ch habe keine Waffen gesehen.« Die brauchten sie auch nicht, um das dumme kleine Mädchen zu überwältigen, das sich von jemandem hatte hereinlegen lassen, den es für seinen Freund gehalten hatte. »D erek hat mich verraten«, sagte ich. »E r hat behauptet, eine Spur von dir gefunden zu haben, und hat mich hierher gebracht. Er wusste, was hier auf mich wartete. Und, dass du hier bist. Er wusste es die ganze Zeit.« Ich war auf seine Lügen hereingefallen, hatte in ihm einen Freund gesehen und ihm alles geglaubt. Du meine Güte, vermutlich hätte er mir erzählen können, dass der Himmel grün ist, und ich hätte es zumindest für möglich gehalten. Er hatte mich belogen und manipuliert. Plötzlich fragte ich mich, wie weit er dabei gegangen war.

34
    Cale? Kannst du mich hören? Mein Blick war auf die Wand vor mir gerichtet, doch meine Gedanken waren zurück zu dem Moment gewandert, an dem ich die Tür hinter mir zugeworfen und Cale im Keller zurückgelassen hatte. Es fiel mir nicht leicht, über meinen Schatten zu springen und ausgerechnet ihn um Hilfe zu bitten. Aber er war der Einzige, der dafür infrage kam. Auch wenn ich ihm nicht mehr vertrauen konnte. Es sei denn, auch das war eine von Dereks Lügen gewesen. Ich runzelte die Stirn. Derek hasste Dämonen, daraus hatte er nie einen Hehl gemacht. Meine enge Beziehung zu Cale musste ihm ein Dorn im Auge gewesen sein. Womöglich hatte er befürchtet, Cale könne ihm einen Strich durch die Rechnung machen und verhindern, dass er mich an die Hüter der alten Welt auslieferte. Vielleicht war alles gelogen gewesen. Der Ausdruck jedoch, den ich in Cales Augen gesehen hatte, als ich ihn mit Dereks Anschuldigungen konfrontierte, hatte eine andere Sprache gesprochen.
    Cale?
    Prinzessin? Er klang überrascht und argwöhnisch zugleich. Willst du dir doch anhören, was ich zu sagen habe?
    Das wollte ich nicht. Andererseits musste ich es wissen. Hast du uns wirklich ausspioniert?
    Nein, nicht wirklich spioniert. Er schwieg einen Moment, ich spürte, wie er um Worte rang, dann sagte er: Mein Auftrag war es, jemanden aus der Familie des Torwächters in meine Gewalt zu bringen und ins Jenseits zu schaffen.
    Das ist nicht dein Ernst! Seine Worte schmerzten beinahe körperlich, so sehr traf mich sein Verrat. Ich war drauf und dran,

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