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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Zigarrenvorräte ziemlich geplündert, aber er ist in Ordnung. Mehr als das. Er ist ein guter Freund.«
    »H ast du ihn einmal fluchen gehört?«
    »N icht nur einmal.« Ich stemmte die Hände in die Hüfte und rief in meiner besten Kobold-Imitation. »B eim haarigen Arsch meiner Großmutter!«
    Wir begannen beide zu lachen. So schlimm die Dinge auch stehen mochten, dieser eine unbeschwerte Moment tat gut. Er gab mir Kraft. Doch er endete viel zu schnell.
    »W eißt du«, Dad war wieder ernst geworden. »I ch habe die ganze Zeit geahnt, dass es schon damals ein Geistwandler war. Alles sprach dafür– außer, dass ich ihn nicht finden konnte.«
    »I ch habe ihn gewarnt. Deshalb ist er abgetaucht.«
    »N achdem ich niemanden finden konnte, beharrte deine Mutter darauf, dass dein Zustand nichts mit dem Jenseits zu tun hätte und dass du ernsthaft krank sein müsstest. Ich glaube, dass auch sie die Wahrheit kannte, aber dass sie es nicht wahrhaben wollte. Selbst eine Krankheit war ihr lieber als das.«
    »D u hast zugelassen, dass sie mich in diese Anstalt bringt, obwohl du überzeugt warst, dass mit meinem Verstand alles in Ordnung ist?« Ich fühlte mich verraten. Im Stich gelassen.
    Seine nächsten Worte jedoch besänftigten mich wieder: »W ir haben deshalb furchtbar gestritten. Es hat mich viel Überzeugungskraft gekostet, dich aus der Anstalt herauszubringen, aber danach war sie nicht mehr bereit, hierher zurückzukommen. Sie hat euch beide einfach mitgenommen.« Er schwieg einen Moment, dann seufzte er. »W enn deine Mutter wüsste, wo wir sind und in welcher Lage wir uns befinden, würde sie …«
    Ehe ich Dad weitere Fragen stellten konnte, schreckte mich ein Geräusch an der Tür auf. Der Riegel wurde zurückgeschoben und einen Moment später ging die Tür auf. Ich veränderte meine Position, in der Hoffnung, etwas auf dem Gang erkennen zu können, doch Derek, der in diesem Moment mit einem Tablett eintrat, versperrte mir die Sicht.
    »I ch habe euch etwas zu essen gebracht.« Er stellte das Tablett auf der anderen Seite des Raumes auf dem Boden ab. »B rot und Käse. Und Cola. Das magst du doch, oder?« Er machte einen Schritt auf mich zu und streckte seine Hand nach mir aus. Unwillkürlich wich ich zurück. Sofort ließ er die Hand sinken. »I ch kann verstehen, dass du wütend bist. Aber in ein paar Stunden ist alles vorbei.«
    Ich sah ruckartig auf. »W as soll das heißen? Werdet ihr uns umbringen?«
    »W as?« Derek wirkte ehrlich erschrocken. Er vermied es, meinen Vater anzusehen. »N ein! Natürlich nicht. Sie werden das Tor zerstören, und dann brauchen wir euch nicht mehr. Dann seid ihr frei.«
    »W ie wollen sie das schaffen?«
    »D as muss nicht deine Sorge sein. Esst etwas und macht euch keine Sorgen.«
    »W arum, Derek?«, fragte mein Vater, als er sich bereits zum Gehen gewandt hatte. »W arum tust du das?«
    Er blieb noch einmal stehen und drehte sich zu uns herum. »D as Jenseits bringt nur Leid über die Menschen. Wenn die Tore zerstört werden, wird vielen Familien Schmerz erspart bleiben. Serena, du könntest wieder mit deinem Dad, deiner Mom und Trick zusammenleben, ohne dass deine Mom vor Angst durchdreht.« Er lächelte bitter. »I ch bin ein Jäger und ich bin gut darin. Aber ganz gleich, wie viele Dämonen ich noch fangen und zurückschicken werde, es wird immer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bleiben. Da drüben sind so viele… wir können sie unmöglich alle erwischen. Der beste Weg, meine Arbeit zu erledigen, ist es, diese Tore ein für allemal zu vernichten. Auf diese Weise muss niemand mehr mit ansehen, wie ein geliebter Mensch im Kampf gegen einen Dämon stirbt. Deshalb habe ich mich den Hütern angeschlossen.«
    Ihm war anzusehen, dass er an seine Mutter dachte. Ihr Tod hatte ihn bitter werden lassen. Ich verstand, warum er dafür sorgen wollte, dass andere so etwas nicht mehr erleben mussten. Aber hatte er so weit gehen müssen, seine Freunde zu verraten? An der Tür blieb er noch einmal stehen und drehte sich zu uns herum. Sein Blick heftete sich auf mich. »M ach dir keine Sorgen, wenn das hier vorbei ist, verschwinde ich aus deinem Leben.« Ein leises Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »M ein Startkapital in eine neue Zukunft sitzt in eurem Keller. Wenn sie euch gehen lassen, werdet ihr die Zelle leer vorfinden.«
    Ich fuhr auf. »D u mieses Schwein!« Hätte Dad mich nicht am Arm gepackt, wäre ich auf ihn losgegangen. »D u warst das! Du hast uns die

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