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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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können wir euch nicht mitnehmen. Also kommt in die Gänge, Leute.« Damit nahm er seine Bücher und die Aktentasche vom Pult und verließ mit dem Läuten das Klassenzimmer.
    »I ch fass es immer noch nicht, dass deine Mom unterschrieben hat«, meinte Pepper, sobald Mr Holiday fort war.
    Es kam mir selbst wie ein Wunder vor, dass sie mich ohne jede Diskussion auf Klassenfahrt gehen lassen wollte. In vierzehn Tagen ging es los. Zwei Wochen Edinburgh– ohne Eltern und ohne Schule. Ich freute mich darauf, für eine Weile wegzukommen. Ganz besonders nach allem, was gestern geschehen war. Dass sich die Stimme in meinem Kopf nicht noch einmal zu Wort gemeldet hatte, stimmte mich zuversichtlich.
    Nach der Schule hatte Pepper eigentlich Volleyballtraining. Sie bestand jedoch darauf, zu schwänzen und mich nach Hause zu begleiten. Offengestanden war ich heilfroh, nicht allein gehen zu müssen. Zusammen mit Pepper würde ich den Mut finden, nach meinem Armband zu suchen.
    Als wir das Schulhaus verließen, wären wir um ein Haar in Doug gelaufen, der mit einigen seiner Freunde draußen stand. Er rief mir einen Gruß zu, den ich mit einem kurzen Winken erwiderte, ohne jedoch stehen zu bleiben.
    »O h mein Gott, sieht der gut aus«, seufzte Pepper, als wir ein paar Meter zwischen die Jungs und uns gebracht hatten. »W illst du ihm nicht doch noch eine Chance geben?«
    »I ch glaube nicht, dass das was bringt.«
    »A ber er ist heiß.« Sie gab ein zischendes Geräusch von sich und schüttelte die Hand, als hätte sie auf eine glühende Herdplatte gefasst. »E ine Saaaaaaahneschnitte.«
    »S ahne kann sauer werden.«
    Pepper lachte. »D ir ist nicht zu helfen.«
    Kopfschüttelnd ging ich weiter. Typen wie Doug interessierten mich tatsächlich nicht. Statt bei seinem Anblick weiche Knie zu bekommen, erinnerte ich mich an eine Stimme in meinem Ohr, so samtig weich, dass sie mir einen angenehmen Schauder über den Rücken jagte, als sie mir ein leises »P rinzessin« zuraunte. Es dauerte einen Herzschlag, bis ich begriff, dass die Stimme nicht aus meiner Erinnerung stammte. Ich hatte sie tatsächlich gehört. Jetzt, in diesem Augenblick. Ich blieb abrupt stehen.
    Das konnte nicht sein!
    Es durfte nicht sein!
    Keine Stimme.
    Nur Einbildung.
    »S erena!«
    »H ör auf!«, schnappte ich und hielt erschrocken die Luft an, als mir klar wurde, dass ich Pepper angefahren hatte, die– zum wer weiß wievielten Mal, seit ich stehen geblieben war– meinen Namen gesagt hatte. »E ntschuldige. Ich war gerade in Gedanken. Was hast du gesagt?«
    »D u… ist alles in Ordnung mit dir?«
    Ich zwang mich zu nicken, obwohl ich schon wieder diese Stimme in meinem Kopf vernahm, die um meine Aufmerksamkeit buhlte. Mühsam verbannte ich sie in einen Winkel meines Geistes, bis sie nur noch ein leises Flüstern war. Ein Flüstern, das ich durch eine Unterhaltung zu übertönen gedachte, bis es endlich verstummte.
    »D as war wohl gerade so eine Art Flashback oder so.« Ich log Pepper nicht gerne an, doch ich war immer noch nicht bereit, zu akzeptieren, dass ich womöglich einen erneuten schizophrenen Schub hatte, oder wie auch immer man es nennen wollte. Statt ihr also zu sagen, was los war, hakte ich mich bei ihr unter und zog sie mit mir Richtung U-Bahn. »D u hast mir noch gar nicht erzählt, wie es gestern mit Jonah im Laden war.«
    Zu meiner Erleichterung klappte mein Ablenkungsmanöver und sie verzog genervt das Gesicht. »G ar nichts war. Ich war kaum durch die Tür, da hatte er schon seine Sachen geschnappt und war verschwunden. Er muss es wirklich eilig gehabt haben.« Ein zufriedenes Grinsen löste die Frustration in ihren Zügen ab. »A ber das ändert nichts daran, dass er für immer und ewig in meiner Schuld steht.«
    Ich war Jonah bisher nur ein paar Mal begegnet, wenn ich Pepper im Laden besucht oder sie abgeholt hatte. Er war ein netter Kerl und ich war mir ziemlich sicher, dass er sie auch mochte. Allerdings machte er auf mich einen schüchternen Eindruck, was vielleicht auch der Grund war, warum Pepper und er nicht vorankamen. »D u kriegst dein Date schon noch, da bin ich mir sicher.«
    Pepper gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen Seufzen und Schnauben lag. »I ch hoffe nur, das passiert, bevor ich alt und grau bin.«
    Ich ließ spielerisch eine ihrer kupferroten Locken durch meine Finger gleiten. »I ch kann noch keine Spuren von Grau erkennen. Da hat er wohl noch ein bisschen Zeit.«
    Pepper schlug nach meiner Hand. »W

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