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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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diese Sache mit hineinziehen. Wenn du deinen Dad einfach anrufen und ihn dazu bringen könntest … Wieder riss die Verbindung kurz ab, aber ich wusste auch so, was er sagen wollte.
    Ich beginne allmählich, mir Sorgen um Dad zu machen. Es war das erste Mal, dass ich diesen Gedanken ernsthaft zuließ. Gus hatte mir versichert, dass Dads Aufgaben es von Zeit zu Zeit erforderten, für einige Tage unterwegs zu sein. Etwas, das ich aus der Vergangenheit ebenfalls kannte. Trotzdem nagte es an mir. Dad war nicht mehr allein. Trick war jetzt bei ihm. Warum konnte ich nicht wenigstens ihn erreichen? Würden sie wirklich beide gehen? Und wenn ja, irgendwann mussten sie doch auch mal an eine Stelle kommen, an der ihr Handy Empfang hatte. Wenn Dad meine Nachrichten gehört hätte– einige davon waren wirklich sehr dringlich, fast schon panisch gewesen–, hätte er sich doch sofort gemeldet.
    Da ich das Gefühl hatte, dass es Cale weniger Kraft kostete, meine Gedanken zu lesen, als meinen Worten zu folgen, ließ ich ihn auch an meiner Sorge um Dad teilhaben.
    So etwas hatte ich befürchtet, sagte er einen Moment später.
    Wie meinst du das?
    Ich sitze hier schon viel zu lange fest. Und wenn er sich nicht einmal auf so dringende Nachrichten von dir meldet …
    Ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Es fiel mir nicht leicht, meine nächste Frage zu formulieren. Worte wie Unfall, Verletzung und Tod geisterten durch meinen Kopf. Glaubst du, dass ihnen etwas zugestoßen ist?
    Cale blieb stumm und ich wusste nicht, ob es daran lag, dass die Verbindung schwächer wurde, oder ob er seine Befürchtungen nicht laut aussprechen wollte.Die U-Bahn hatte inzwischen die Angel Station erreicht und ich stieg aus. Vom Strom der Menschen ließ ich mich den Bahnsteig entlang zu den langen Rolltreppen treiben. Als ich nach draußen kam, blinzelte ich gegen die Sonne an, die mich blendete und meine Augen tränen ließ. Zumindest redete ich mir ein, dass es an der Sonne lag. Cale? Kannst du mich noch hören?
    Ich schlug den Weg zur Schule ein, wobei ich ständig nach bekannten Gesichtern Ausschau hielt und mich, sobald ich eines entdeckte, hinter einer Gruppe Unbekannter versteckte. Ich wollte mit niemandem reden. Mit niemandem außer Cale.
    Bitte, flehte ich stumm.
    Ich hatte das Schulhaus schon fast erreicht, als er endlich antwortete.
    … kostet Kraft, war das Erste, was ich verstehen konnte. Dann: Ich habe so eine Ahnung, was passiert sein könnte.
    »W as ist es?« In meiner Aufregung schrie ich die Worte laut heraus, was mir ein paar irritierte Blicke von Schülern und Passanten einbrachte. Es war mir egal, ich wollte nur Cales Antwort hören. Wo ist Dad? Und Trick?
    Ich müsste ins Jenseits, um mich zu vergewissern, aber von hier aus kann ich nichts tun.
    Damit war jeder Zweifel zerstreut, den ich noch gehabt haben mochte. Was machte es schon aus, Mom eine Lüge aufzutischen, wenn ich Dad und Trick damit retten konnte! Ich musste nach Duirinish und ich musste Cale finden. Und dafür war ich genauso dringend auf seine Hilfe angewiesen wie er auf meine.
    Ich war noch ganz in Gedanken, als Pepper mir entgegenkam. Es war ungewöhnlich, sie so früh zu sehen, trotzdem war ich froh. Statt zusammen mit mir ins Schulhaus zu gehen, packte sie mich am Arm und zog mich am Schulgelände vorbei in eine schmale Seitenstraße, die in erster Linie zum Abstellen von Müllcontainern genutzt zu werden schien. Hier war es einsam und still. Und es stank nach Müll. Mit einem triumphierenden Grinsen zog Pepper ein gefaltetes Blatt aus ihrer Tasche und wedelte damit vor meiner Nase herum.
    »W as ist das?«, wollte ich wissen.
    Ihr Grinsen wurde breiter. »D ein Ticket zur Liebe.«
    »D as Attest?« Mein Herz machte einen aufgeregten Satz und mein Magen schlug einen Purzelbaum. Riley hatte es wirklich geschafft, mir dieses wunderbare, traumhafte und unglaublich wichtige Stück Papier zu besorgen. Ich nahm das Schreiben und faltete es auf. Ungläubig flog mein Blick über das vorbildliche Attest mitsamt Briefkopf, Datum, Stempel und einer herrlichen medizinischen Begründung für mein Fernbleiben. Mein Latein reichte aus, um zu entschlüsseln, dass ich mir wohl einen hochansteckenden Virus eingefangen hatte und heute weder zur Schule kommen noch an der Klassenfahrt teilnehmen konnte.
    »M adame war übrigens begeistert, als ich ihr von unserer potenziellen neuen Aushilfe erzählt habe. Wir brauchen so dringend jemanden, dass sie Riley vom Fleck

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